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1104 - Die Spur des irren Köpfers

1104 - Die Spur des irren Köpfers

Titel: 1104 - Die Spur des irren Köpfers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ungewöhnliche Farbe zeigte. Durch das Grau schimmerte ein helles Gelb, das wir immer dann zu Gesicht bekamen, wenn die Wolkendecke etwas riß.
    Wir kämpften uns vor.
    Schwere Schritte, immer dicht am Haus bleibend. Der Wind packte uns jetzt am Rücken. Ich fühlte mich manchmal wie das berühmte Blatt Papier, aber ich wurde zum Glück nicht durch die Luft gewirbelt und konnte mich auch um die Hausecke drücken, wobei ich in eine etwas ruhigere Zone gelangte und zunächst einmal stehenblieb.
    Ich strich über mein Gesicht, sah Abe aus dem Schatten kommen, der mich angrinste. Er deutete auf die Veranda und meinte den Eingang. Ich hatte das gleiche vor, und so kämpften wir uns weiter, wobei uns die Böen jetzt von zwei Seiten erwischten und uns immer wieder heftig durchschüttelten.
    Aber wir blieben auf den Beinen und standen schließlich vor der Eingangstür, die nicht abgeschlossen war. Ich rammte sie mit der Schulter auf. Der Wind hatte jetzt freie Bahn. Er heulte in das Haus hinein und hätte mit seiner Kraft beinahe die Tür aus den Angeln gerissen, die wir gemeinsam zudrückten.
    Es wurde ruhiger, aber nicht still. Die Gewalten tobten weiter. Nur nahmen wir sie nicht so direkt wahr.
    Die Ranch schien von heulenden und wilden Tieren umkreist zu werden. Wir wunderten uns schon, welche Laute diese Naturgewalten erzeugen konnten, wenn ihnen Hindernisse im Weg standen. Es war eine wilde Musik, die unsere Ohren in allen möglichen Tönen und auch Dissonanzen erreichte.
    Trotzdem hatte Abe den Humor behalten. »Okay, bis hierher haben wir es geschafft.« Er brauchte nicht mehr so laut zu sprechen. »Sogar die Scheiben sind noch heil geblieben.« Er schüttelte den Kopf. »Das kann nicht normal sein, John.«
    »Du meinst, daß zwischendurch jemand hier war und sich um das Haus gekümmert hat.«
    »Ja, Dobbs.«
    »Der tote Dobbs.«
    Abe zuckte mit den Schultern. »Sicher. Aber wir müssen uns darauf einstellen, daß er noch lebt, und nach einem Fallbeil werden wir vergeblich suchen, denke ich.«
    Viel konnten wir nicht erkennen, weil es in diesem recht großen Raum sehr dunkel war. Zum Glück hatte Abe Douglas eine Taschenlampe mitgenommen. Zusammen mit meiner kleineren Leuchte bekamen wir einigermaßen Licht.
    Obwohl Truman Dobbs nicht mehr lebte, hatte niemand das Haus leergeräumt. Wir fanden die Möbel auch weiterhin vor, auch wenn sie mit einer dicken Staubschicht bedeckt waren. Das große Sofa, der Schrank, eine Truhe, die Teppiche auf dem Steinboden, ein Durchgang zum Nebenraum, sogar Lampen waren zu sehen, doch das Licht funktionierte nicht, als ich es versuchte.
    Abe Douglas war schon in den Nebenraum gegangen. Von ihm selbst sah ich nichts. Ich konnte den Scheinwerferkegel verfolgen, der sich wie ein wandernder Mond im Raum bewegte.
    Es war still im Haus. Um den Bau herum wütete der Sturm. Niemand konnte genau sagen, wann er vorbei sein würde. Oft gab es nur kurze Stürme, dann wiederum tobten sie die gesamte Nacht durch.
    Wir hofften, daß dies in unserem Fall nicht so war.
    Etwas piepte. Es war kein Vogel, sondern das Handy meines amerikanischen Freundes. Er kam zu mir zurück und hielt den schmalen Apparat an sein Ohr. Als ich Abe anleuchtete, daß ich seinem Gesicht an, daß etwas passiert war. Der immer noch jungenhaft wirkende Ausdruck hatte gewechselt. Die Züge wirkten jetzt wie eingefroren.
    »Wo genau?« fragte er.
    Ich wußte, daß etwas passiert war, und brachte es natürlich mit dem Köpfer in Zusammenhang.
    »Ja, wir sehen uns später den Ort an. Im Moment sind wir beschäftigt. Außerdem ist das Wetter nicht eben ideal.«
    »Hat er wieder zugeschlagen?« fragte ich, als Abe das Handy eingesteckt hatte.
    »Leider«, flüsterte er tonlos. »Wo?«
    Abe verzog den Mund. »An einer Tankstelle. Dort hat er einen Mann namens Pete Gladstone getötet. Er war so etwas wie ein Nachtwächter.«
    »Wie?«
    Abe fuhr mit der Hand an seiner Kehle entlang.
    »Wieder geköpft?«
    »Ja, wie es seine Art ist. Aber er hat es dabei belassen und nicht noch weiter zugeschlagen.«
    Ich schwieg. Auch Abe sagte nichts. Schließlich übernahm ich das Wort. »Hast du nicht gesagt, daß wir es uns später ansehen wollen?«
    »Ja.«
    »Dabei hast du nicht nur an den Sturm gedacht, oder?«
    »Ich habe gar nichts gedacht, John. Ich hoffe einfach nur, daß er sich nach dieser Tat dorthin zurückzieht, wo er sich am wohlsten fühlt. Und das ist vielleicht diese Ranch hier.«
    »Nicht schlecht, falls er darauf

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