1104 - Die Spur des irren Köpfers
Körper?«
»Wir machen uns auf die Suche.«
»Okay.«
Die Vorteile lagen nicht bei uns, sondern bei unserem unglaublichen und unfaßbaren Gegner. Durch seine Existenz war wieder einmal ein Alptraum zur bitteren Wahrheit geworden, und mein eigenes Gefühl war nicht eben optimistisch.
Es hatte keinen Sinn, daß wir uns trennten. Womöglich mußte einer dem anderen beistehen. Dieser verdammte Killer konnte urplötzlich auftauchen und zuschlagen.
Wir blieben dicht beisammen. Noch immer störte der Wind. Ein Sturm war es nicht mehr. Das Brausen und Heulen war verklungen. Es war durch andere Geräusche ersetzt worden. Wir hörten jetzt, wie sich der Wind an den Ecken fing, wie er immer wieder an Gegenständen rüttelte, die nicht so ganz fest saßen. Er fuhr über den Boden hinweg und ließ wieder die langen Staubtücher entstehen, durch die wir schritten.
Das nächste Wetterphänomen zeigte sich am Himmel. Dort oben klarte es tatsächlich auf. Die Wolkenmassen waren zunächst gerissen und dann zur Seite geschaufelt worden. Wenn wir die Köpfe anhoben, sahen wir hin und wieder das helle Schimmern der Sterne, die auf der dunklen, blanken Oberfläche wie festgebacken klebten.
Der Himmel über Texas zeigte sich von seiner besten Seite. Wir gingen davon aus, daß sich auch die letzten Staubfahnen bald gesenkt haben würden.
Es war kühler geworden, was wir beide als angenehm empfanden. Die Umrisse der Bauten wuchsen in unserer Umgebung wie starre Schatten hoch. Niemand bewegte sie. Niemand bewegte sich an ihnen entlang. Es war völlig leer auf dieser Ranch.
»Hast du eine Idee, wo wir suchen sollten, John?« fragte Abe.
»Nein, aber ich gehe davon aus, daß er uns aus der Scheune rauslocken wollte. Er spielt mit uns.«
»Nein, er will zuschlagen. Drei Opfer in einer Nacht. Das wäre für ihn Spitze.«
»Später, Abe. Hier hat er alle Zeit der Welt, und er kennt sich vor allen Dingen gut aus.«
»Sollen wir wieder ins Haus gehen?«
Wir mußten uns entscheiden, denn jetzt standen wir vor Scheune und Wohnhaus. Wir sahen schon die Fenster, hinter denen sich kein Lichtschein bewegte. Alles blieb dunkel wie in einem großen Grab.
Bong… bong… bong…
Beide hörten wir das Pochen. Wir sahen keinen Sinn darin. Es schlug auch nirgendwo eine Uhr an, aber die Geräusche wehten uns entgegen, und wir wußten auch bald, aus welcher Richtung. Es mußte die Stelle zwischen den beiden Häusern sein, und genau dort hatten wir unseren Wagen abgestellt.
Plötzlich wurden wir schnell. Nicht nur unsere Waffen waren wichtig, sondern auch die beiden Lampen. Ihre Strahlen huschten im Zickzack und im Rhythmus unserer Bewegungen weiter. Sie tanzten manchmal über den Boden hinweg, dann stachen sie in die Luft hinein, aber das Ziel, das wir uns wünschten, trafen sie nicht.
Bevor wir in die breite Lücke hineinhuschten, blieben wir an der Hausecke stehen. Die donnernden Geräusche waren jetzt überdeutlich zu vernehmen.
Wir schauten hin.
Und wir sahen ihn.
Das Licht der Lampen reichte aus, um die Gestalt aus der Dunkelheit zu holen. Sie schlug mit der zweiklingigen Axt auf unseren Chrysler ein.
Ein Mann ohne Kopf. Die beiden Hände hielten die Klinge. Bei dem Schlag erwischten sie das Dach des Autos, das beim Aufprall durchgeschüttelt wurde. Den Sturm hatte der Wagen überstanden, die Hiebe mit der Axt konnten ihm den Rest geben.
Abe Douglas stand so stark unter Druck, daß er einen Fehler beging. Er verlor die Nerven, sprang zwei Schritte nach vorn, schrie, riß seine Waffe hoch und schoß.
Er hätte den .38er mit beiden Händen festhalten und auch ruhiger sein sollen. So verfehlte er den Körper, der, obwohl kein Kopf darauf saß, den Schuß gehört hatte. Von irgendwoher mußte er einen Befehl bekommen haben, denn bevor wir uns versahen, drehte er sich auf der Stelle herum und jagte in die Höhe.
Der Staub hatte sich noch immer nicht völlig zu Boden gesenkt. Hinzu kamen die Böen, die ihn wieder hochwirbelten, und in einer dieser Böen tauchte der Körper unter. So schnell, als wäre er in der Luft ausradiert worden.
»Scheiße!« schrie Abe und ließ seine Waffe sinken, bevor er zu mir herumfuhr. »Ich habe Mist gebaut.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Das passiert jedem mal.«
»Nein, nein, ich könnte mich selbst irgendwohin treten. Ich habe die Nerven verloren. Ich dachte, daß es so einfach wäre. Ich… ich… war auch zu emotional und…«
»Mach dir keine Vorwürfe, Abe, wir werden ihn bestimmt noch
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