1104 - Die Spur des irren Köpfers
den Blick auf die offene Tür. Dahinter stand der Chrysler. Niemand machte sich daran zu schaffen.
Dennoch meinte er, daß er das Geräusch von dort gehört hatte. Im Freien hielt sich der Köpfer auf.
Er beobachtete und lauerte sicherlich auf eine günstige Gelegenheit.
John Sinclair befand sich noch im Keller. Der G-man wollte nicht so lange warten, bis John die Durchsuchung beendet hatte. Wenn es die Chance gab, den Köpfer zu stellen, dann mußte er sie nutzen. Er trichterte sich ein, diesmal nicht so hektisch vorzugehen. Beim zweiten Mal würde ihn der Anblick nicht mehr so überraschen.
Sehr leise näherte sich Abe Douglas der Tür. Er spürte die Spannung in sich. Sein Herz schlug schneller, obwohl er den Eindruck hatte, daß die Sekunden sich in die Länge zogen und bald schon zu Minuten wurden. Er konzentrierte sich auf den Wagen, der gut zu sehen war. Der Sturm war vollständig abgezogen. Nicht das leiseste Lüftchen wehte noch. Es schien überhaupt keinen Sturm gegeben zu haben. Die Luft kam ihm wie gereinigt vor. Eigentlich hätte er sich wohl fühlen müssen.
Das war jedoch nicht der Fall.
Abe Douglas erreichte die Tür.
Zuerst bewegte er seinen Kopf nach links, dann nach rechts. Er hatte sich nicht getäuscht. Jemand war da gewesen, und das Geräusch war nicht vom Wind verursacht worden.
Der Blick nach vorn.
Da stand der Chrysler. Es gab kein Beil mehr, das auf das Dach einschlug. Die Normalität kam ihm schon beinahe komisch und auch ungewöhnlich vor.
Nein, sie war plötzlich weg!
Auf einmal erschien der Kopf. Er kam von der anderen Seite des Chryslers in die Höhe. Er berührte das Dach, er schwebte für einen Moment darauf und malte sich so deutlich ab, als würde er von innen leuchten. Ein bleiches und auch blasses Gesicht mit dem verdammten Grinsen wie eingeritzt und den toten Augen, die ebenfalls zu schimmern schienen. Der Kopf wollte ihn verhöhnen; er wollte Abe Douglas zeigen, wer hier der Chef im Ring war, aber das konnte sich der G-man nicht gefallen lassen. Er griff wieder zur Waffe. Eine Bewegung, die er schon tausende Male durchgeführt hatte, doch wieder kam ihm die andere Seite zuvor. Es war sein Fehler gewesen, sich nur nach vorn hin zu konzentrieren, er hätte auch zur Seite schauen müssen. Denn genau von dort baute sich die Gefahr auf.
Plötzlich war er da!
Ein Huschen nur, ein Windzug, der Abes Kopf streifte. Er drehte sich zur Seite und sah das Beil!
Für einen Moment kam es ihm unbeweglich vor. Es schien in der Luft zu stehen, dabei befand es sich in Bewegung und rast schräg auf ihn zu.
Abe konnte nicht schreien. Die Kehle war wie zugeschnürt. Im Reflex duckte er sich.
Die Klinge erwischte ihn.
Es war furchtbar. Er spürte sie an seinem Hinterkopf, an der sie entlangglitt. Dann traf sie seinen Hals, riß dort eine Wunde, aus der sofort das Blut quoll. Sie glitt noch über den Rücken hinweg, fetzte dort die Kleidung ab, und die irren Schmerzen brachten den FBI-Agenten fast um.
Er fiel nicht zu Boden, bewegte sich tanzend auf der Schwelle, spürte wie seine Umgebung sich von ihm zu entfernen schien und sah auch den Kopf mit dem grinsenden Maul nur noch verschwommen.
Danach hatte er den Eindruck als wären ihm die Beine unter dem Körper weggezogen worden. Er taumelte durch die Luft, fiel zu Boden und landete schwer auf der Seite.
Die Schmerzen peinigten seinen Körper.
Das Blut rann weiter aus seiner Wunde. Er fühlte es klebrig unter seinem Nacken, und er fürchtete, hier in der Einsamkeit von Texas verbluten zu müssen.
Bewegen konnte er sich kaum. So lag er halb auf der Türschwelle, nur ein schwaches Stöhnen drang aus seinem Mund…
***
Die Leiter war die Chance. Ich hetzte sie hoch - und hatte das Pech, daß durch mein Gewicht eine Stufe brach. Ich rutschte wieder nach unten, mußte nachgreifen, verlor Sekunden, aber ich schaffte es, mich über den Rand zu wuchten.
Flach blieb ich auf dem Boden liegen. Noch ließ ich mir Zeit. Ich hatte den Kopf leicht angehoben, um mir einen Überblick zu verschaffen. Beim ersten Hinsehen sah alles normal aus, bis zu dem Zeitpunkt, als ich den Kopf etwas nach rechts gedreht hatte, so daß mein Blick auf den offenen Eingang fiel.
Es war ein Bild, das mich schockte und mir den Atem raubte. Ich wollte es nicht wahrnehmen, aber vor dem Hintergrund des sternenklaren Himmels malte es sich überdeutlich ab.
Auf der Schwelle lag Abe Douglas. Er lag nicht nur einfach so, er war auch nicht bewußtlos, er zuckte mit den
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