1104 - Die Spur des irren Köpfers
treffen.«
»Ja, aber dann wird es schwieriger werden. Dann ist er vorbereitet.«
Ich konnte den Ärger des G-man verstehen. Mir wäre es in seiner Lage genau so ergangen. Irgendwie hatten wir eine Chance verpaßt und mußten uns jetzt auf die neuen Gelegenheiten einstellen.
Abe Douglas ging vor bis zum Chrysler. Klar, daß er sehen wollte, was mit seinem Fahrzeug passiert war. Bevor er das Dach näher in Augenschein nahm, schaute er sich die Reifen an. Beim Hochkommen atmete er beruhigt auf. »Er hat sie ganz gelassen, John.«
»Immerhin etwas.«
»Du hast Nerven.«
Ich kümmerte mich nicht um den Chrysler. Das sollte Abe tun. Mir war es wichtig, die Umgebung so gut wie möglich unter Kontrolle zu halten. Ich wollte keinen plötzlichen Angriff erleben und die Klinge eines Beils im Kopf oder im Rücken spüren.
Die Umgebung blieb sauber. Auch über uns lauerte der kopflose Killer nicht.
»Wie sieht es aus, Abe?«
»Wir können noch fahren. Nur das Dach hat was mitbekommen und ist etwas eingebeult. Ansonsten ist alles in Ordnung.«
»Demnach haben wir ihn gestört«, sagte ich.
»Klar, John, was sonst?«
Mein Blick war nachdenklich geworden, und auch meine Stimme klang so. »Ich frage mich, Abe, was dieser Typ mit dem Auto vorgehabt hat. Warum hat er es zerstören wollen? Welchen Grund soll es für ihn gegeben haben?«
»Der liegt auf der Hand. Er will, daß wir von hier nicht so leicht verschwinden können. Wir haben ihn bei seiner Arbeit gestört, das ist alles. Hier kennt er sich aus, und hier auf seiner Ranch sitzen wir beide in der Falle.«
»Das sehe ich auch so.«
»Tun wir ihm den Gefallen?«
Abe hatte so gefragt, daß ich leicht grinsen mußte. »Und ob wir ihm den Gefallen tun. Wir werden bleiben. Dann ist gesichert, daß er sich um uns kümmert und nicht Jagd auf andere, unschuldige Menschen macht. Oder wie siehst du das?«
»Genau so.«
»Okay, dann…«
»Moment mal, was ist mit dem Wagen? Willst du ihn hier stehenlassen und Dobbs die Chance geben…«
»Wo würdest du ihn denn hinfahren?«
»Ich dachte schon, daß wir ihn da abstellen, wo wir ihn besser im Blick haben. Nahe der Scheune.«
»Einverstanden.«
Abe Douglas stieg ein. Ich wollte den Weg zu Fuß gehen. Der G-man überholte mich, und das Licht der beiden Scheinwerfer hatte wieder freie Bahn. Wie eine Totenbeleuchtung geisterte er über das Gebiet der verlassenen Ranch.
Was hatte der irre Köpfer vor?
Es war ganz einfach. Er mußte Zeugen ausschalten, und das waren wir. Er kannte sich hier aus, er würde uns beobachten, und er war jemand, der mit ungewöhnlichen und unerklärlichen Kräften ausgestattet war. Er konnte sich schneller bewegen als wir. Vor allem schaffte er es, Entfernungen sehr schnell zurückzulegen.
Natürlich hielt er sich versteckt. Da konnte ich schauen und starren wohin ich wollte. Den verdammten Körper bekam ich einfach nicht zu Gesicht.
Abe Douglas hatte den Wagen nahe der Scheune abgestellt, war ausgestiegen und wartete auf mich.
»Sehen wir trotzdem nach, wer oder was sich unter der Falltür verbirgt?«
»Aber klar.«
»Der Köpfer?«
»Wäre schön.«
Wir betraten die Scheune und leuchteten sie so gut aus wie eben möglich.
Truman Dobbs hatte sich zurückgezogen. Verstecke gab es genug. Wir leuchteten auch in die höchsten Winkel und Ecken der Scheune hinein, ohne ihn zu entdecken. Ich hätte mir gewünscht, sein grinsendes Gesicht im Lichtkegel der Lampe zu sehen, aber nur die Spinnweben schimmerten silbrig auf.
Also warten.
Abe stand vor der Falltür. Er hatte sich gebückt und hielt mit einer Hand den Eisenring umfaßt.
Seine Kraft reichte kaum aus, um das schwere Teil in die Höhe zu ziehen, so eilte ich zu ihm und half ihm dabei.
Gemeinsam schafften wir es. Mit einem Knall landete die Platte auf der anderen Seite und wirbelte durch den Aufprall wieder Staub empor.
Vor uns zeichnete sich ein rechteckiges Loch ab, in das ich hineinleuchtete.
Es war so gut wie nichts zu sehen, das uns weitergebracht hätte. Der Lichtkegel hinterließ einen hellen Abdruck auf dem dunklen Boden, der so aussah wie der, auf dem wir standen.
Auch Abe leuchtete jetzt in die Tiefe, während er um die Öffnung herumging. Uns fiel etwas auf.
Viereckige Steine, die wie ein Kamin angeordnet waren. Ein kühler Geruch schlug uns entgegen.
Ich vermeinte, kalte Asche zu riechen, aber das konnte auch eine Täuschung sein.
»Willst du runter, John?«
»Im Prinzip schon. Aber springen und dann wieder
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