1104 - Meuterei im All
darauf bestandest, ihn nicht zu verraten."
„Wie kann man denn einen hilflosen Menschen verraten?" erwiderte der Junge und blickte den Lautsprecher aus seinen großen blauen Augen vorwurfsvoll an. „Beinahe wäre er durch die Schleuse nach draußen gegangen - ohne Raumanzug."
„Du übertreibst, Olli-Bolli", erklärte die Bordpositronik. „Dagegen gibt es Absicherungen. Niemand kann auf diese Weise Selbstmord begehen. Und so hilflos war dieser Mensch keineswegs. Du hast es vielleicht nicht bemerkt, aber ich. Sein Versteck ist sehr raffiniert gegen parapsionische Tastung abgeschirmt."
Oliver lächelte spöttisch.
„So schlau wie du bin ich allemal. Oder meinst du, ich könnte mir nicht denken, warum Gucky und Fellmer ihn damals nicht fanden?"
„Du meinst die Suche am zehnten März", stellte die Hamiller-Tube fest. „Hast du ihn etwa schon damals beobachtet?"
„Na klar! Deshalb bin ich ja jeden Tag hingegangen, um zu sehen, ob er sein Versteck verläßt. Elfmal habe ich gesehen, wie ein Hilfsroboter ihm etwas zu essen und zu trinken brachte. Er ist immer drin geblieben. Nur heute kam er raus. Aber heute war er hilflos. Er hatte so einen komischen Blick. Ob er krank ist?"
„Wir hätten ihn fragen sollen."
„Dann hätten Gucky, Ras und Fellmer ihn erwischt."
„Aber sie hätten ihm doch nichts getan, sondern ihm nur geholfen."
„Das weiß ich doch, Hamiller. Aber wenn er doch nicht gefunden werden will!"
Ein Seufzer erklang.
„Ich weiß nicht, warum ich dein Spiel mitgespielt habe, Olli-Bolli. Du verleitest mich immer zu Handlungen, die ich gar nicht begehen sollte."
„Die dir aber Spaß machen."
„Ob diese Geschichte mir auch Spaß macht, da bin ich nicht so sicher. Sollten wir nicht wenigstens deinen Vater ins Vertrauen ziehen?"
„Quatsch! Dad hat genug damit zu tun, die Endlose Armada zu überwachen. Und er würde mir nur den Spaß verderben. Bei blinden Passagieren hört bei ihm der Spaß auf, hat er mal gesagt."
„Da sollte auch bei mir der Spaß aufhören."
„Och, Hamiller, sei doch nicht so pingelig! Du bist doch mein Freund, hast du gesagt. Und ohne blinden Passagier wäre doch alles so langweilig."
„Langweilig? Du nennst es langweilig, daß wir der Endlosen Armada begegnen und daß wir dabei sind, das Rätsel des Frostrubins zu lösen?"
„Die Endlose Armada ist doch langweilig. Ich habe sie schon ein paarmal gesehen: einen Haufen von Ortungsechos. Und das mit dem Frostrubin ist doch Schwindel. Er ist ja so klein, daß man ihn gar nicht sehen kann."
„Fünfdimensionale Objekte kann man nicht sehen, Olli-Bolli."
Oliver gähnte gelangweilt.
„Was könnte ich jetzt bloß machen? Die SYZZEL! Ich sehe mir die SYZZEL dieses Taurec an, Hamiller. Ich habe letzte Nacht von ihm geträumt. Er ritt auf einem Guurzel über eine gläserne Brücke in das Land der Kosmokraten und nahm mich mit.
Schade, daß ich wach wurde, bevor wir ankamen."
„Was ist ein Guurzel?"
„Er sah aus wie ein großes Pferd mit riesigen weißen Flügeln. Taurec hat mir erklärt, was er wirklich ist, aber ich habe es wieder vergessen."
„Ach so, eine Traumfigur! Und ich dachte für einen Moment, es gäbe Guurzels in der Realität."
„Wie kann man nur so blöd sein, Hamiller!" Oliver kicherte.
„Was? Na ja, ich bin wirklich ein bißchen blöd, aber nicht so blöd, um nicht zu wissen, daß du mit der SYZZEL nicht spielen kannst. Der Hangar, in dem sie steht, ist nämlich verriegelt."
„Aber doch nicht für dich, Hamiller! Bitte, mach mir auf, ja!"
„Dann wäre ich ja noch blöder."
„So habe ich es doch nicht gemeint. Du bist doch mein bester Freund. Ich verspreche dir auch, nicht an der SYZZEL zu pulieren."
„Zu manipulieren."
„Ja, ja! Großes Ehrenwort, Hamiller! Ich will nicht manipulieren. Mach mir den Hangar auf! Ich sage auch niemandem etwas davon."
„Also gut, weil du es bist. Aber ich werde dir genau auf die Finger sehen und dafür sorgen, daß du die SYZZEL nicht anrührst."
2. TRIICLE-9
Jercygehl An fühlte sich seltsam verloren, wie er da in der Zentrale seines Flaggschiffs stand, das in diese rätselhafte finstere Trümmerwüste vorstieß.
Er fühlte sich verloren, obwohl er dem Ziel seiner Suche und der Suche von unzähligen Generationen vor ihm noch nie so nahe gewesen war. Das Stahlrheuma schickte heiße Stiche durch seinen Fettbuckel, und er beugte sich weit nach vorn, um die Schmerzen zu lindern. Als das Rheuma zu einem dumpfen Wummern abgeklungen war, richtete
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