1105 - Das Siegelschiff
sobald sie durch das Tor gehen, damit wir an Ort und Stelle sein können, wenn die zu uns passenden Kinder wieder herauskommen."
„Ich werde mein Bestes tun", erwiderte der Höchste Genetiker. „Hoffentlich müssen wir nicht Jahre warten."
„Du redest Unsinn!" wies Elf-Quo-Jo ihn zurecht. „Im Armadasiegelschiff würde man mißtrauisch werden, bevor ein einziges Jahr vergangen wäre. Ich sage dir, in spätestens zwanzig Tagen müssen wir es hinter uns gebracht haben, sonst schickt man uns eine Horde Armadamonteure herüber, die unser Schiff auseinandernehmen."
„Beim Großen Wock!" entfuhr es Neun-Quo-Sin. „Du hattest uns nicht gesagt, daß der Zeitfaktor so eng ist. In zwanzig Tagen finden wir wahrscheinlich keinen optimal geeigneten Adoptivnachwuchs."
„Dann müssen wir eben halbwegs geeigneten Nachwuchs uns gentechnisch so weit wie möglich annähern", entschied der Kommandant der Flotte der Quowocks. „Oder sollen wir ohne Nachwuchs zu unserer Armadaeinheit zurückkehren?"
„Lieber würde ich Wasser in meinen Organsack füllen", gab der Genetiker zurück und hüpfte bedrückt davon.
Elf-Quo-Jo fuhr unwillkürlich alle Außenorgane ein, als er sich diese Methode der Selbsttötung vorstellte. Wasser war Gift für Quowocks. Im Außenorgansack würde es innerhalb von Sekunden absolut tödlich wirken, weil es sich durch die kristallinen Leiter darin sofort bis in die Kristallstrukturen des dahinter liegenden Gehirns durchfraß - in wasserlösliche Kristallstrukturen!
Nach und nach fuhr er seine Außenorgane wieder aus und heftete sie an seine Körperoberfläche. Das Auge kam wie gewöhnlich auf die Spitze des kegelförmigen Körpers. Mit ihm beobachtete er den großen Orterschirm, auf dem das unablässige Kommen und Gehen von Raumschiffen zu sehen war.
Irgendwann in absehbarer Zeit mußte einfach eine Ladung von Kindern ankommen, deren Metabolismus und Mentalität sie als geeignet für eine Aufzucht in der Flotte der Quowocks und für eine Erziehung als Quowocks auswiesen.
Der Name eines Volkes, das nach Millionen von Jahren der Suche gemeinsam mit den anderen Völkern der Endlosen Armada endlich TRIICLE-9 wiedergefunden hatte, durfte nicht erlöschen ...
*
Die Tage an Bord der FENLICK-GOROON zogen sich schier endlos dahin. Der Zeitablauf wurde nur durch die Klickzeichen der Chronographen angezeigt, denn einen Wechsel von Tag und Nacht gab es für Quowocks nicht. Immer herrschte die trübe Dämmerung, die wohl auch auf der längst vergessenen Ursprungswelt geherrscht haben mußte, genau wie die Kälte, in der sich keine Luftfeuchtigkeit halten konnte.
Beides wurde von den Quowocks als angenehm empfunden. Ihre hochempfindlichen Augen sahen die Umgebung in völliger Klarheit, und ihre absolut wasserlosen Körper fühlten sich in der Kälte ausgesprochen wohl. Dennoch mußten ihre fernen, unintelligenten, Vorfahren auf einer Welt gelebt haben, auf der es größere Wasseransammlungen gegeben hatte. Einige Wissenschaftler behaupteten sogar, ihre Vorfahren wären aus Meereslebewesen hervorgegangen und sahen darin, daß die erste Stufe ihrer Metamorphose, die Molekülketten, in flüssiges, mineralreiches Wasser gelegt werden mußten, den Beweis für ihre Hypothese.
Manchmal bedauerte Elf-Quo-Jo, daß es keine Informationen über die Ursprungswelt und das Leben dort gab. Man wußte nicht einmal, ob sie ein Planet gewesen war, obwohl eine andere Möglichkeit eigentlich nicht vorstellbar war. Immerhin herrschte an Bord aller Quowock-Raumschiffe eine konstante Schwerkraft, die künstlich auf dem Werte von 2,3 Gravos gehalten wurde - und aus den Aufzeichnungen der elektronischen Bordbücher ging hervor, daß das schon immer so gewesen war. Die Ursprungswelt mußte demnach ein Planet gewesen sein, ein großer Planet sogar, denn man wußte von Völkern, auf deren Schiffen eine viel geringere Schwerkraft herrschte. Eine Schwerkraft von über zwei Gravos schien sogar ausgesprochen selten zu sein.
Doch solche Überlegungen dienten eigentlich nur dazu, das Warten auszufüllen und Gedanken an ein mögliches Scheitern der Mission aus den Gehirnen zu verbannen.
Als am fünften Tag Neun-Quo-Sin in die Steuerzentrale gehüpft kam und verkündete, er habe eine Ladung geeigneter Kinder entdeckt, waren diese Überlegungen vergessen.
„Aus den Funksprüchen geht hervor, daß sie sich Skönder nennen", berichtete der Genetiker erregt. „Ich wurde schon auf sie aufmerksam, als ich ihr Schiff sah. Der Rumpf ist
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