1105 - Das Siegelschiff
erholten und zur Verfolgung sammelten.
„Also, gut!" erwiderte er. „Ich weiß zwar nicht, wie ihr euch eure Flucht gedacht hattet, als ihr noch nichts von mir wußtet, aber diesmal werde ich euch noch einmal helfen, weil ich ahne, daß ihr die Wahrheit sagt. Wo ist euer Schiff?"
„Schräg über uns", antwortete derselbe Quowock. „Es sieht aus wie unsere Beiboote, nur ist es größer. Es ist die FENLICK-GOROON."
Bei der Helligkeit, die rings um das Armadasiegelschiff herrschte, fand Eric das bezeichnete Schiff schnell. Es war riesig, und seine dunkelblaue Außehhülle war mit zahllosen Dingen bespannt, die riesigen Perlenketten glichen.
Er nahm Kurs darauf, und als die Entfernung auf wenige hundert Meter geschrumpft war, erkannte er, daß die „Perlenketten" eine frappierende Ähnlichkeit mit den Molekularketten von Zellkodes besaßen, nur waren hier nicht immer zwei zu einer Doppel-Helix verbunden, sondern immer fünf zu einer Quinta-Helix.
Er erkundigte sich nach dem Sinn dieses schmückenden Beiwerks.
„Sie stellen Molekülketten dar, wie sie früher zur Einleitung der ersten Phase unserer Metamorphose abgelegt wurden", erklärte der Quowock, der bisher stets gesprochen hatte.
Eric hatte den Eindruck, als hätte er noch mehr sagen wollen, doch da sprachen plötzlich zahlreiche Quowocks durcheinander, so daß der Translator nicht arbeiten konnte. Es schien dem Terraner, als wäre hier ein Geheimnis berührt worden, das die meisten dieser Wesen nicht mit Fremden teilen wollten.
Sekunden später vergaß er das Thema wieder, denn auf den Orterschirmen waren mehrere sehr große Armadaschlepper aufgetaucht, die ebenfalls auf das Schiff der Quowocks zuhielten.
„Wir sollten uns ein anderes Ziel suchen", erklärte er. „Euer Schiff wird in wenigen Minuten nur so von Armadamonteuren wimmeln."
„Aber wohin sollten wir sonst gehen?" erwiderte ein Quowock. „Wir können nur auf unserem Schiff längere Zeit bleiben. Woanders dürfen wir die Raumanzüge nicht öffnen."
„Atmet ihr keinen Sauerstoff?" fragte Eric.
Im nächsten Moment wußte er, daß sie keinen Sauerstoff atmeten. Sauerstoffatmer wären niemals auf die Idee gekommen, die Kinder von Heliumatmern adoptieren zu wollen.
„Wir fliegen zum Schiff der Skönder", entschied er, bremste ab und suchte auf den Orterschirmen nach dem Schiff, das einer zusammengedrückten Walze mit einer großen Ausbuchtung darunter glich.
„Aber die Skönder sind unsere Feinde", protestierte ein Quowock. „Sie werden uns überwältigen und uns die Kinder abnehmen."
„Das könnte ich ihnen nicht verübeln", erwiderte Eric trocken. „Aber erstens werden wir erst einmal nur anlegen, und ein Goon-Block mehr oder weniger an der Außenhülle scheint in der Endlosen Armada nicht sofort aufzufallen. Später könnt ihr dann behutsam die Atmosphäre der Skönder anzapfen. Die Armadamonteure werden uns am wenigsten bei den Sköndern vermuten. Sie wissen auch jetzt nicht, welcher von den Tausenden von Armadaschleppern, die hier herumfliegen, unserer ist. Ihr müßt auch an die Skönder-Kinder denken. Ihre Behälter enthalten bestimmt viel weniger Atemluft als eure Raumanzüge."
„Es sind unsere Kinder", widersprach ein Quowock. „Sie sind jetzt Quowocks."
„Das wird irgendwann durch Verhandlungen zu klären sein, hoffe ich", sagte Eric Weidenburn. „Bis dahin denke ich nur an zweierlei: wie das Leben der Kinder geschützt und wie ihr vor Mißhandlungen bewahrt werdet. Was mit mir geschieht, wenn man mich wieder faßt, daran möchte ich vorläufig überhaupt nicht denken."
11. Heliumatmer und Heliumatmer
Ein schwacher Stoß ging durch den Goon-Block, als er die Außenhülle des Skönder-Schiffs berührte. Eric Weidenburn aktivierte die Gravo-Verankerung, dann klappte er seinen Druckhelm nach einem Blick auf den Armband-Detektor zurück und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
Erst allmählich ging ihm richtig auf, worauf er sich eingelassen hatte, und er fragte sich, wie das enden sollte. Es wäre besser gewesen, er hätte sich nicht in eine Angelegenheit eingemischt, die ihn nichts anging, aber er war einfach von den Ereignissen und nicht zuletzt von seinen Gefühlen überrumpelt worden.
Sein Blick ging durch die transparente Kuppel der Kontrollzelle hinüber zum Armadasiegelschiff, das nicht weiter als etwa zwei Kilometer entfernt war. Sein Anblick war unverändert. Es hing aus der undurchdringlichen Wolke kosmischen Staubes,
Weitere Kostenlose Bücher