1105 - Das Siegelschiff
den gespenstisch lautlosen Kampf, der zwischen den weißgekleideten „Klumpenwesen" und den blaugekleideten „Spitzkegeln" hin und her wogte und seinen Glauben an eine vollendete Harmonie zwischen den Völkern der Endlosen Armada erschütterte.
Anscheinend benutzten beide Parteien Waffen, die terranischen Paralysatoren glichen, jedenfalls in ihren Wirkungsweisen. Ihr Aussehen war jedoch ganz anders, und sie wurden ausnahmslos von silbrig schimmernden beziehungsweise schwarzen künstlichen Greiforganen gehalten, die vogelgleich durchs Vakuum segelten. In dem ganzen wirbelnden Durcheinander vermochte Eric nicht gleich zu erkennen, ob die Schüsse den gegnerischen Greiforganen oder den Gegnern selbst galten, aber er sah, daß immer dann, wenn jemand zu Boden sank, keine Greiforgane mehr in seiner Nähe waren.
Er wollte seine robotischen Begleiter fragen, was diese Auseinandersetzung bedeutete und warum so etwas in der Nähe des Armadasiegelschiffs überhaupt zugelassen wurde, doch er konnte sie nicht mehr sehen.
Ratlos blickte er sich um. Plötzlich war ihm klargeworden, daß er ohne seine Armadamonteure völlig hilflos in dieser Umgebung war, die nun auch noch in immer größeren Aufruhr geriet. Viele Fremdwesen flüchteten voller Panik und stießen dabei miteinander zusammen, andere hielten an, um sich den Kampf anzuschauen.
Und dann sah Eric, daß der Kampf nicht nur auf dieser Stufe tobte, sondern auch rund hundert Meter höher, an der Kante der nächsten Stufe. Dort tobte er sogar noch erbitterter, und mit einemmal glaubte Eric zu wissen, worum es bei diesem Kampf ging.
Die Spitzkegelwesen waren offenbar dabei, den Nachwuchs der Skönder, der mit den frischen Armadaflammen aus dem Siegelschiff zurückkehrte, zu rauben.
Er wußte nicht, was er davon halten sollte. Er fühlte nur Niedergeschlagenheit über den Bruch des Friedens und Empörung über die Friedensbrecher.
Seine Empörung verwandelte sich in heißen Zorn, als er sah, daß die Räuber anscheinend ihr Ziel erreichen würden. Sie hatten irgendwie die Armadamonteure, die den Skönder-Nachwuchs transportierten, desaktiviert und die etwa zehn Skönder abgedrängt, die ihren Nachwuchs retten wollten.
Impulsiv startete Eric sein Flugaggregat durch. Er war entschlossen, den Sköndern zu helfen, auch wenn er noch keine klare Vorstellung hatte, wie, denn er besaß schließlich keine Waffen.
Auf halbem Weg nach oben kamen ihm die Räuber bereits entgegen. Jeder von ihnen hielt mit seinen silbrigen Außenorganen einen Zylinder mit Skönder-Nachwuchs gegen seinen dunkelblauen Raumanzug gepreßt, und sie alle befanden sich offenbar auf dem Weg zu ihren Beibooten, aus denen sie gekommen waren.
Eric versperrte einem von ihnen den Weg, manövrierte ihn aus und rammte ihn mit der Schulter. In entgegengesetzte Richtungen flogen sie auseinander. Hastig schaltete der Terraner an der Steuerung seines Flugaggregats, um einen neuen Rammstoß zu versuchen.
Da tauchten plötzlich von allen Seiten Armadamonteure auf. Eric sah, wie sie ihre Waffenarme bewegten, wie es an den Mündungen der Waffen grell aufblitzte und wie sich Energien an den Raumanzügen der Räuber und an deren Außenorganen entluden.
Innerhalb weniger Sekunden hatte sich das Blatt gewendet. Gegen die Übermacht von mehreren hundert Armadamonteuren vermochten die etwa dreißig Räuber nichts auszurichten. Sie hatten schon so gut wie verloren.
Eric drosselte die Leistung seines Flugaggregats, denn es gab für ihn nichts mehr zu tun.
Da spürte er plötzlich eine Berührung an seinem Raumanzug. Verblüfft sah er, daß einer der Räuber sich neben ihn manövriert hatte. Kurz darauf legte sich ein silbrig schimmerndes Außenorgan um die Antenne seines Druckhelms und Sekunden später knackte es in seinem Helmtelekom.
„Ich bitte dich, hilf uns!" übersetzte sein zwischengeschalteter Translator eine Stimme, die ebenfalls nach einer Computerstimme geklungen hatte - wie die des Translators. „Wir handelten aus Verzweiflung, aber die Armadamonteure setzen Vibrationsstrahler gegen uns ein, die unsere kristallinen Nervensysteme zerstören werden. Du bist ein mitfühlendes Wesen! Bitte, hilf uns!"
Irgendwie rührten ihn die Worte an. Deshalb brachte er es nicht fertig, den Fremden schroff abzuweisen, wie es sein erster Impuls gewesen war.
„Aber ihr wolltet den Skönder-Nachwuchs rauben!" entgegnete er.
„Den Sköndern hätte das wenig ausgemacht, aber wir, die Quowocks, bekommen keinen Nachwuchs mehr",
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