1107 - Jenseits der tödlichen Grenze
das seelische Gleichgewicht, wenn nicht gar den Verstand verloren."
Das Thema schien den Mann mit den Raubtieraugen wenig zu interessieren.
„Wir befinden uns jetzt seit knapp einer Stunde in diesem Universum", sagte er. „Wenn mich nicht alles täuscht, steht der erste Akausalsprung unmittelbar bevor. Und dann..."
Die zeitliche Abstimmung hätte nicht präziser sein können, wenn der Vorgang eigens für Taurec inszeniert worden wäre. Alarmpfeifen gellten. Das Bild der sternenerfüllten Weite verschwand von den großflächigen Sichtgeräten und machte einem hellen, konturlosen Grau Platz. Das Phänomen dauerte kaum eine Sekunde, dann erschien ein neues Bild: die unendliche Schwärze des Alls, nur hier und da von einem einsamen, verwaschenen Lichtfleck unterbrochen.
Der Weg entlang einer anisoxenen Flugbahn hatte die BASIS in ein anderes Universum befördert.
Von neuem diktierte die Routine die Aktivität der folgenden Minuten. Orter und Computer arbeiteten fieberhaft und ermittelten binnen vierzig Sekunden, daß der Akausalsprung von sämtlichen Einheiten der Galaktischen Flotte mitgemacht worden war. Die Formation des Verbands hatte sich nicht verändert. Es erschien wahrhaftig so, als habe der akausale Vorgang die Flotte selbst gar nicht betroffen, sondern lediglich das bisherige Universum gegen ein anderes ausgetauscht.
Er wandte sich an Taurec.
„Du kamst nicht dazu, deinen Satz zu Ende zu sprechen", sagte er. „›Und dann ...‹ hört ich dich sagen. Was ›und dann‹?"
Der Bote der Kosmokraten sah nachdenklich vor sich hin. Seine Miene drückte Unbehagen aus.
„Und dann", sagte er, „machen wir uns am besten auf Seth-Apophis' ersten Angriff gefaßt. Sie wird uns nicht für ewig in Ruhe lassen, mußt du wissen."
*
Nach zwei weiteren Akausalsprüngen, die die Galaktische Flotte überstand, ohne daß die Anordnung der nahezu 20000 Raumschiffe zueinander sich auch nur um einen Meter änderte, zog Perry Rhodan sich in Sein Quartier zurück. Er bedurfte der Ruhe. An Bord der BASIS war inzwischen klar geworden, daß der Hyperraum nicht annähernd so viele Gefahren enthielt, wie man ursprünglich erwartet hatte. Die Männer und Frauen der Besatzung fühlten sich sicherer, zuversichtlicher. Von anderen Einheiten kamen ähnliche Meldungen. Sorge und Angst der ersten Stunden waren überstanden. Jetzt begann das große Warten. Nach Taurecs Aussage würde einer der Kausalsprünge die Flotte wieder in den vertrauten Kosmos zurückspülen. Aber auch der Gesandte der Kosmokraten hatte keine Ahnung - oder gab vor, keine Ahnung zu haben - der wievielte Sprung dies sein würde.
Perry schaltete die Verbindung mit der Hamiller-Tube ein.
„Verstehst du die Zusammenhänge?" fragte er.
„Ich nehme an, Sie sprechen über die Phänomene des anisoxenen Fluges, Sir?" reagierte die Tube in der für sie charakteristischen Ausdrucksweise.
„Ja."
„Ich beginne, ein paar Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, Sir", lautete die Antwort.
„Sprich zu mir darüber."
„Wir haben unsere Isoxen-Ebene verlassen", erklärte die Hamiller-Tube. „Wir befinden uns im Hyperraum. Da das menschliche Bewußtsein das fünfdimensionale Kontinuum nicht wahrnehmen kann, empfindet es den Aufenthalt im Hyperraum als eine willkürliche, akausale Folge verschiedener Universen."
„Das ist mir klar, Hamiller", unterbrach Perry. „Was ich begreifen will, ist der Weg des geringsten Widerstands, von dem Taurec spricht und der uns angeblich auf dem schnellsten Weg nach M82 bringt, wenn wir nur die Finger von den Triebwerkskontrollen lassen."
„Das, Sir, ist nach meiner Ansicht keineswegs ein natürliches Phänomen", erklärte die Tube.
„Hier hat Seth-Apophis mitgewirkt - bewußt oder unbewußt."
„Erklär mir das", verlangte Perry.
„Wir wissen, daß Seth-Apophis ihren Sitz in M82 hat und daß sie das Innere des Frostrubins benützte, um ihre Sammlung von Bewußtseinsbruchteilen anzulegen. Wir glauben, daß die Sammlung mit Seth-Apophis identisch ist; daher geraten wir ein wenig in Verwirrung, wenn von M82 als ›dem Sitz‹ der fremden Superintelligenz gesprochen wird. Ist ihr Sitz nicht vielmehr im Innern des Frostrubins? Um den Widerspruch aufzuklären, müssen wir weit in die Vergangenheit zurückgreifen. Was war Seth-Apophis, bevor sie zur Superintelligenz wurde? Vermutlich ein relativ normales Wesen - so wie Sie, Sir."
„Danke", brummte Perry belustigt.
„Zu irgendeinem Zeitpunkt begann sie mit dem Sammeln von
Weitere Kostenlose Bücher