1108 - Sturz aus dem Frostrubin
Ausmaß antreten.
Millionen von Lebensformen sollten dann in ihre Gewalt geraten.
Über den Frostrubin konnte sie alle Bewußtseinssplitter zu sich holen oder dort deponieren, je nachdem, in welcher Form und in welchem Umfang sie sie benötigte. Diese mentale Deponie stellte im übertragenen Sinn ihren „Körper" dar - der Schiffbrüchige im Dickicht der grauen Schlieren war, wenn man dieser Analogie treu blieb, ihre „Seele".
Manchmal öffnete Seth-Apophis ihr Millionenbewußtsein außerordentlich weit, um tief in das Universum hinein zu lauschen und möglichst viel von dem zu erfahren, was sich dort abspielte. Dann schickte sie ihre psionischen Jetstrahlen nicht scharf gebündelt und auf Individuen gezielt ab, sondern breit gefächert und nur zu dem Zweck, daß sie als Informationsträger dienten.
Auch zu dem Zeitpunkt, da diese Geschichte spielt, verharrte Seth-Apophis in diesem angespannten Zustand des Lauschens. Ihre Sinne waren nach außen gekehrt, und sie vibrierte förmlich in Erwartung wichtiger Neuigkeiten. Vor allem die Ereignisse, rund um den Frostrubin erforderten ihre konzentrierte Aufmerksamkeit. Seth-Apophis wußte, daß zunächst zwei und dann immer mehr Gegner in das rotierende Nichts eingedrungen waren. Das war im höchsten Maß beunruhigend, aber sie hoffte, daß die Entwicklung auch diesmal von ihr unter Kontrolle gebracht werden konnte.
Noch während sie lauerte, brach das Unheil über sie herein ...
*
In ihrem Multibewußtsein machten sich die vielen Millionen Bewußtseine zunächst wie ferner mächtiger Gesang bemerkbar. Viel zu spät registrierte Seth-Apophis, daß die Impulse aus ihrer unmittelbaren Umgebung, aus Sethdepot, kamen.
Bevor sie sich darauf eingestellt hatte und ihr weit geöffnetes Bewußtsein verschloß, schlugen die mentalen Wogen über ihr zusammen.
Milliarden von Bewußtseinen materialisierten innerhalb kurzer Zeit in Sethdepot (das von den Terranern M82 genannt wurde) und wirkten auf Seth-Apophis ein. Es waren die Gedanken und Gefühle unzähliger Raumfahrer von zwei großen und einer unüberschaubaren Flotte: der Galaktischen, der des Herzogtums von Krandhor und die der Endlosen Armada.
Es handelte sich um keinen gewollten oder gezielten Angriff; darauf hätte Seth-Apophis sich vorbereiten können.
So wurde sie unverhofft von einem mentalen Schlag getroffen, dessen Schockwirkung sie nur mit einer instinktiven Schutzreaktion abwehren konnte.
Seth-Apophis verlor ihr Bewußtsein.
Bei einem Menschen hätte man gesagt, er sei ohnmächtig geworden.
Seth-Apophis rettete auf diese Weise ihre Existenz, aber sie machte sich damit für längere Zeit handlungsunfähig.
Dort, wo sich ihr zentraler Sitz befand, schien es noch etwas düsterer zu werden, als es ohnehin schon war.
9.
Bis zu der Entdeckung von TRIICLE-9 war Jercygehl Ans Leben statisch verlaufen, sein Schicksal war ihm gleichförmig und vorgezeichnet erschienen, wie das vieler Kommandanten von Armadaeinheit 176 vor ihm.
Dann hatte sich mit einem Schlag alles geändert, und nun stand er im Begriff, etwas zu tun, was er vor kurzer Zeit noch für unmöglich gehalten hätte. Er begab sich in die Obhut von Fremden, die zu allem Unglück noch Nichtarmadisten waren und allem Anschein nach etwas mit der Veruntreuung von TRIICLE-9 zu tun hatten.
Aber An schätzte das Leben der zweieinhalbtausend seinem Befehl unterstehenden Cygriden höher ein als die Durchsetzung fragwürdiger Prinzipien, und er hoffte, daß die Geschichte seine Entscheidungen als richtig anerkennen würde.
Wenn es nach diesem Abenteuer noch eine Geschichte gab!
Es war zu befürchten, daß er sein und seiner Artgenossen Leben nicht gerettet, sondern den Tod nur hinausgezögert hatte, denn die Möglichkeit, daß das terranische Schiff in der Energieweide vernichtet wurde, war nicht von der Hand zu weisen.
Seine Gedanken wurden unterbrochen.
„Bevor wir über eure Unterbringung und Versorgung diskutieren", sagte der terranische Unterhändler Alaska. Saedelaere, „sollten wir uns dem vordringlichen Problem zuwenden. Wir brauchen alle Informationen über diesen Sektor, den ihr ›Energieweide‹ nennt."
„Wir sollten ihm nicht zuviel verraten!" warnte Tarzarel Op.
An sah nicht ein, was ihnen eine solche Weitergabe von Informationen schaden sollte.
„Innerhalb der Endlosen Armada gibt es eine überregionale Technik, die dem Armadaherzen zur Verfügung steht", erläuterte er. „Sie kann zwar von allen Armadisten benutzt
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