1109 - Hexenspiele
schräg nach unten, damit sie den Kerl unterhalb der Gürtellinie treffen konnte. Die Faust erwischte das Ziel auch voll, und Shao wartete darauf, daß der Kerl zu schreien begann, aber er schien aus Eisen zu sein. Der Griff lockerte sich nicht.
Lou Gannon war nur kurz zusammengezuckt, ansonsten hatte ihn nichts aus der Ruhe gebracht.
Shao riß die Hände hoch. Sie tauchten zwischen den beiden Armen des Mannes auf. Dann wuchtete Shao ihre Handkanten zu den verschiedenen Seiten hin weg.
Sie schlug wie gegen Gummi, obwohl sie die Arme in Höhe der Ellenbogen getroffen hatte. Noch einmal setzte sie nach, aber Gannon stand wie ein Fels.
Arm anwinkeln, ihn hochreißen, mit dem Ellbogen zielen, der gegen das Kinn des anderen krachte.
Shao selbst spürte den Schmerz des Aufpralls bis in die Schulter hinein und hatte das Gefühl, dort ein scharfes Messer im Fleisch zu spüren.
Aber sie hatte Erfolg und wahrscheinlich eine schwache Stelle des Kerls erwischt. Plötzlich lasteten die Arme nicht mehr so schwer wie Balken auf ihren Schultern. Shao gelang es, sich zu befreien, mehr aber auch nicht. Als sie nach hinten sprang, war der Glatzkopf schneller als sie.
Diesmal griff er nicht mit den Armen an. Er bewegte seine Füße, sprang in die Höhe und wurde zu einem zuckenden Wesen, dem Shao nicht entwischen konnte.
Der Tritt mit dem rechten Fuß erwischte sie an der Schulter und schleuderte sie herum. Sie torkelte nach hinten und wäre sicherlich gefallen, hätte sie die Betonmauer des Balkons nicht aufgehalten.
Sie breitete sogar noch die Arme aus, um sich abzustützen, aber selbst wehren war im Moment nicht drin.
Gannon war zu schnell.
Sein Mund stand offen. Er freute sich auf Shao, darauf deuteten die glucksenden Geräusche hin, die über seine Lippen drangen. Er schlug nicht, sondern packte mit beiden Händen zu.
Plötzlich schwebte Shao in der Luft. Innerhalb eines winzigen Augenblicks hatten ihre Füße den Kontakt mit dem Boden verloren. Sie kippte einfach weg, denn der Glatzkopf hielt Shao an Schulter und Bein gepackt, als wäre sie ein Gegenstand, der auf dem Boden zerschmettert werden sollte.
Es war auch der Moment, an dem Shao ihre Beherrschung verlor. Der Schrei löste sich wie automatisch aus ihrem Mund. Laut und schrill durchschnitt er die Stille. Es war nicht einmal so sehr die Angst gewesen, die sie so hatte handeln lassen, der Schrei war mehr aus einer schockartigen Reaktion geboren.
Lou Gannon zögerte. Der Schrei hatte ihn irritiert oder aus dem Konzept gebracht. Er hielt Shao auch weiterhin fest, wie jemand, der sich noch nicht schlüssig darüber war, was er tun und lassen sollte.
Dann drehte er sich.
Shao spürte ebenfalls den Schwung der Drehung. Es wurde gefährlich für sie, denn plötzlich sah sie die Außenmauer des Balkons vor sich. Wenn sie dagegengeschleudert wurde, konnte sie zerschmettert werden.
Über der Mauer erschien ein Schatten. Er sprang auf die Brüstung blieb dort geduckt stehen, um die Lage aufzunehmen. Er hatte freie Sicht und stieß sich ab… Suko wußte, in welcher Gefahr sich Shao befand. Die drei anderen Frauen waren in diesem Fall nebensächlich geworden. Er hatte sich auf den schmalen Rand der Brüstung geschwungen und brauchte nur für die Kürze eines Herzschlags dort zu stehen, um zu erkennen, daß seine Freundin keine Chance hatte.
Er sprang.
Und er traf Lou Gannon mit beiden Füßen in den Nacken. Der Hüne torkelte vor. Er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu behalten. Zudem behinderte ihn Shaos Körper, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als seine menschliche Beute fallen zu lassen.
Es tat Suko weh zu sehen, wie Shao auf den harten Boden prallte und sich dort überschlug. Er konnte ihr nicht beistehen, weil der Glatzkopf jetzt wichtiger war. Außerdem dachte Suko jetzt an die beiden blonden Frauen im Zimmer, die bestimmt nicht aufgegeben hatten.
Gannon grunzte. Er war wütend. Er war es nicht gewohnt, in die Defensive gedrängt zu werden. Der ehemalige Catcher kannte nur Siege. Das wollte er hier fortsetzen.
Suko griff ihn an.
Blitzschnell schlug er mit seinen Fäusten zu. Es waren die Schläge eines Karatekämpfers, mit denen er den Glatzkopf zu Boden stecken wollte.
Der wehrte sich. Gannon hatte seine Arme in die Höhe gerissen, und er setzte die Wucht seines Körpers ein. Er ging in die Schläge hinein, als wären sie nichts. Suko hörte die dumpf klingenden Treffer. Der Hüne vor ihm wankte zwar, aber er fiel nicht. Es gelang ihm sogar, seine
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