1109 - Hexenspiele
nicht liegen lassen, aber er wußte, daß der Schläger nicht allein gekommen war. Zu ihm gehörten die beiden Frauen, und die mußten es geschafft haben, die Wohnung zu betreten. Vielleicht durch das Treppenhaus.
Wie auch immer sie zu Shao und Betty gelangt waren, interessierte Suko nicht. Er wußte, daß er so schnell wie möglich wieder nach oben fahren mußte.
Den Mann ohne Augen legte er zwischen zwei Wagen nieder. Er war inzwischen bewußtlos geworden, aber er lebte noch, wie Suko durch einen Griff gegen die linke Halsseite feststellen konnte.
Dann hielt ihn nichts mehr in der Tiefgarage…
***
»Ja, er ist tot! Er ist vernichtet worden. So wie wir es vorgesehen haben!« Lara Lane war wie von Sinnen. Sie hatte ihren Spaß und starrte Shao und Betty dabei an.
Die beiden waren von den Besucherinnen quer durch das Zimmer getrieben und dann nebeneinander auf die Couch gedrückt worden. Lara war es noch gelungen, die Beretta an sich zu nehmen. So hielt sie einen zusätzlichen Trumpf in den Händen, mit dem sie die beiden anderen bedrohte.
Shao ärgerte sich, weil sie sich so leicht hatte überraschen lassen. Das hätte ihr als Profi nicht passieren dürfen, doch sie hatte sich einfach zu viel zugetraut und die Sicherheit zu stark außer acht gelassen.
Jetzt saßen sie hier. Die beiden Hexen sahen aus, als könnten sie keinen Spaß verstehen, und sie hatten Shao klargemacht, daß Suko nicht mehr lebte.
»Ich habe ihn noch nicht tot gesehen!« flüsterte sie.
»Ach, hör auf. Er ist tot. Gegen Lou Gannon hat er keine Chance. Lou ist mit dem Teufel im Bunde, und noch stärker als wir. Niemand kommt gegen ihn an!«
»Und was wollt ihr von uns?«
»Euren Tod!«
»Erschießen?«
»Nein, so einfach werden wir es euch nicht machen. Ihr sollt erkennen, daß sich der Teufel auch auf unsere Seite geschlagen hat.« Lara fetzte ihr Oberteil auf und präsentierte Shao die tätowierte Fratze. »Seit der letzten Nacht ist dies mehr als nur ein Zeichen. Das hat der Teufel mit seinem Geist erfüllt, mit seinem Leben, und er hat uns damit eine wahnsinnige Stärke gegeben. Betty hat ihre Chance gehabt und sie nicht genutzt. Ich werde sie auch nicht noch einmal fragen, ob sie sich auf unsere Seite stellen will, denn das ist jetzt vorbei. Sie wird für das, was sie getan hat, zahlen müssen.«
»Sie hat euch nichts getan!« sagte Shao.
»O doch. Sie hat euch geholt.«
»Es stimmt nicht. Wir haben sie auf Grund von Ermittlungen aufgespürt. Du solltest umdenken, Lara.«
»Zu spät.«
Shao suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, Lara noch weiter hinhalten zu können, um Zeit zu gewinnen. Mochte sie noch zehnmal behaupten, daß Suko nicht mehr am Leben war. Solange Shao es nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, glaubte sie es nicht.
»Ihr geht den falschen Weg«, sagte sie leise.
»Woher willst du das wissen?« Die Frage hatte Lara gestört.
»Weil niemand, der sich auf die Seite der Hölle geschlagen hat, je zu den Gewinnern zählte.«
»Und das weißt du?« fragte Lara lauernd.
»Ja.«
»Woher denn?«
»Weil wir die Feinde des Teufels sind. Du solltest das wissen, wo ihr uns schon gefunden habt. Jemand muß euch den Weg zu uns gezeigt und euch auch über uns aufgeklärt haben. Ich kann mir denken, daß du…«
»Ja! Ja! Ja!« schrie sie. »Du hast recht. Es ist alles so gekommen, wie du meinst. Aber es kann in diesem Spiel nur einen Sieger geben, und das sind wir!«
Shao sah ein, daß sie ihr Pulver verschossen hatte. Sie kam gegen dieses durch die Hölle übersteigerte Selbstbewußtsein der Frau nicht an. Lara wollte ihren Plan bis zum bitteren Ende durchziehen.
Dabei war es ihr gleich, ob Tote auf der Strecke blieben.
»Melissa!«
»Ja.«
»Du weißt, was du zu tun hast!«
»Sicher, und ich freue mich schon darauf!« Bisher hatte Melissa nichts getan und Lara das Feld überlassen, aber sie stand voll und ganz auf ihrer Seite und war kein Risiko-Faktor. Sie hatte Betty Flynn unter Kontrolle gehabt und beugte sich ihr jetzt entgegen.
Betty schaute hoch.
Zwei Hände sah sie, deren Finger gespreizt waren. Dahinter und etwas erhöht malte sich Melissas Gesicht ab, in dem sich nicht das geringste Gefühl zeigte. Ein Lächeln hatte ihren Mund starr gemacht, und nur die Augen lebten. In ihnen war die Vorfreude auf das Kommende zu sehen.
Das konnte nur ein Mord sein!
Shao wußte es, und Betty ebenfalls. Wie durch ein Wunder fand sie ihre Sprache wieder und flüsterte die nächsten Worte dem Gesicht
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