1109 - Hexenspiele
entgegen. »Bitte, ich will nicht sterben. Nicht erwürgt werden. Nein, das kannst du nicht machen. Du bist doch ein Mensch. Du bist keine Hexe, das bildest du dir nur ein.«
»Ich gehöre ihm!«
»Nein, Melissa, nein. Niemand gehört dem Teufel. Wir sind alle Geschöpfe Gottes und…«
»Sprich den Namen nicht noch einmal aus!« schrie sie Betty heftig an, so daß diese zusammenzuckte. »Ich will ihn nicht hören, verdammt!« Dann packte sie zu.
Es war anders, als Betty und Shao es sich vorgestellt hatten. Sie legte ihre Hände nicht um den Hals der Frau, sondern drückte sie auf ihre Schultern und preßte Betty tiefer in das Polster hinein.
»So wirst du sterben!« flüsterte sie. »In mir fließt das Feuer der Hölle. Aber es wird nicht in mir bleiben, meine kleine Freundin. Es wird sich verteilen, und ich werde dir einen Teil davon abgeben. Verstehst du?« flüsterte sie ihr zu. »Aus meinen Händen wird das Höllenfeuer fließen und dich von innen her verbrennen. Der Teufel selbst hat mir die entsprechende Kraft gegeben, und ich werde sie weidlich ausnutzen können. Ja, so sieht es für dich aus…«
Shao hatte alles mit angehört. Und sie wußte, daß Melissa ihre Drohung wahrmachen würde. Sie warf einen Blick auf Lara. Sie hatte sich zurückgezogen und verhielt sich jetzt passiv. Ihr Lächeln zeigte an, daß sie mit Melissas Mordmethode voll und ganz einverstanden war.
Betty Flynn tat nichts. Sie bewegte nicht einmal ihre Arme. Sie saß wie gelähmt auf der Couch und spürte den Druck der Hände. Sie hörte die fragende Stimme.
»Na, spürst du schon etwas?«
»Bitte…«
»Ob du etwas spürst?«
»Ja, ja…«
»Was denn?«
»Es wird wärmer.«
Melissa lachte. »Ja, so soll es auch sein. Es soll wärmer werden. Doch das ist erst der Beginn. Es wird bald heißer sein. Richtig heiß, und dann wirst du verbrannt werden. Als hätte ich in deinen Adern das Blut gegen kochendes Wasser vertauscht!«
Shao war klar, daß ihr nicht mehr viel Zeit blieb, um für Betty etwas tun zu können. Aber da war auch das verdammte Mündungsloch der Beretta, das sie anschaute wie eine Augenhöhle. Und die Hand, die die Waffe festhielt, zitterte nicht.
Lara war ebenfalls eiskalt und gefühllos wie ihre Freundin Melissa. Sie hatten sich beide in den Dunstkreis der Hölle begeben und würden ihn freiwillig nie mehr verlassen.
Es ging Betty jetzt schlechter. Zwar sagte sie nichts, doch ihre Reaktionen ließen auf nichts anderes schließen. Sie atmete heftig, das Gesicht zeigte eine schreckliche Qual, weil die verdammte Höllenhitze bereits durch ihren Körper floß.
Noch ging es Shao besser. Allerdings konnte sie sich vorstellen, was Betty durchlitt, auch sie hatte schon schreckliche Zeiten erlebt, und sie wünschte sich, die Frau mit der Armbrust und der Maske zu sein, um mit dem verdammten Spuk aufzuräumen.
Lara Lane war von der neuen Situation angetan. Sie stand nur etwas ungünstig zu ihrer Freundin.
Um Betty sehen zu können, mußte sie den Kopf ein wenig nach rechts drehen.
Das Gesicht der dunkelhaarigen Frau rötete sich. Es mußte das Feuer sein, das durch ihr Inneres floß und sich nun nach außen hin zeigte. Sie hielt den Mund offen und jappste nach Luft, als lägen die Hände um ihre Kehle.
»Ja, ja, das Feuer…« Melissa mußte einfach reden. »Ich spüre es in mir. Es putscht mich auf. Dich aber wird es verbrennen, vernichten, und wir werden zuschauen.«
»Gut, Melissa - gut…«
Lara hatte die Freundin gelobt - und es erwischte sie der plötzliche Hieb mit der Handkante.
Zugleich löste sich der Schuß!
***
Shao hatte nicht mehr länger warten können und wollen. Sie war bis dicht an die Grenze ihrer Zumutbarkeit gegangen. Bettys Qual miterleben zu müssen, war einfach zu viel für sie, und so hatte sie aus dem Gefühl heraus gehandelt.
Der huschende harte Schlag!
Der Treffer, der die Waffe von unten erwischte und sie in die Höhe wuchtete.
Lara hatte den Finger am Abzug gehabt. Sie hatte ihn durch den plötzlichen Aufprall im Reflex gekrümmt. Der Schuß löste sich, aber die Kugel schlug in die Decke.
Sie war dort kaum eingeschlagen, als Shao sich schnell und wuchtig von der Couch abstieß.
Mit dem Kopf zuerst rammte sie in den Unterleib der vor ihr stehenden Lara hinein.
Die Hexe flog zurück. Der Tisch stand in der Nähe. Er war noch nicht abgeräumt worden. Dafür sorgte Lara, deren Ellbogen das Geschirr erfaßten und es zum großen Teil von der Platte fegten.
Shao nahm dies wie
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