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111 - Wenn das Grauen sich erhebt

111 - Wenn das Grauen sich erhebt

Titel: 111 - Wenn das Grauen sich erhebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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an die Tür, die sich diesmal nicht von selbst öffnete.
    Als sie die Hand auf die Klinke legte, flammte das Licht auf - und Grace Morton fuhr wie von der Natter gebissen herum.
    Miß Blair Sheene, die Internatsleiterin, stand hinter ihnen.
    »Na also«, entfuhr es dem blonden Mädchen. »Da haben wir den Salat!«
    ***
    Für eine Internatsleiterin war Blair Sheene noch sehr jung, kaum dreißig. Sie wirkte weder knöchern noch verzopft, sondern war eine sehr schöne, gepflegte Frau.
    Ihr Haar hatte die Farbe von Kupfer, ihre Augen waren dunkelgrün wie kleine Seen. Auch sie trug einen Schlafrock, stand neben dem Lichtschalter und musterte die Mädchen streng.
    Sie ist die Hüterin des verbotenen Trakts! dachte Mirjana. Niemand kommt an ihr vorbei. Wie habe ich es das erstemal geschafft?
    »Darf ich die jungen Damen fragen, was Sie hier zu suchen haben?« fragte Blair Sheene kühl.
    »Ich… Wir… Also das verhält sich folgendermaßen, Miß Sheene…« stotterte Grace Morton herum.
    Sie warf der Freundin, die ihr das eingebrockt hatte, einen flehenden Blick zu. »So sag doch auch was, Mirjana!« drängte sie.
    Doch Mirjana schwieg. Sie schaute der Internatsleiterin nur in die Augen, In Blair Sheenes Blick war ein Ausdruck, den Mirjana nicht zu deuten vermochte.
    Sie will etwas von mir! redete sich Mirjana Marell ein. Nur von mir.
    Es kam ihr so vor als wüßte diese Frau alles über sie.
    Ist sie eine Komplizin des Geistermanns? fragte sich Mirjana nervös. Steckt sie mit ihm unter einer Decke?
    Da Mirjana nichts sagte, redete ihre Freundin wieder: »Mirjana weckte mich, Miß Sheene, weil sie ein verdächtiges Geräusch gehört hatte. Wir… wir wollten nach dem Rechten sehen.«
    »Wenn etwas nicht in Ordnung ist, kommt man zu mir«, sagte die Internatsleiterin frostig.
    »Ja, ja. Das wissen wir, Miß Sheene«, versuchte Grace zu retten, was noch zu retten war. »Aber wir waren uns nicht sicher, wollten uns zuerst Gewißheit verschaffen, Ich meine, man kann Sie doch nicht auf einen bloßen Verdacht hin mitten in der Nacht wecken. Sie brauchen Ihren Schlaf. Darauf nahmen meine Freundin und ich selbstverständlich Rücksicht.«
    Blair Sheenes Augenbrauen zogen sich unwillig zusammen. »Was soll das Herumgerede, Miß Morton?« fragte sie scharf. »Sie und Miß Marell wollten diesen Trakt betreten, obwohl Ihnen bekannt ist, daß das verboten ist, und ich habe Sie dabei erwischt.«
    »Ja, Miß Sheene«, gab Grace Morton zerknirscht zu. »Das sind die Fakten, aber ich möchte zu meiner Rechtfertigung Vorbringen…«
    Blair Sheene brachte sie mit einer gebieterischen Handbewegung zum Schweigen.
    »Ich möchte nichts hören!« sagte sie streng.
    »Aber es muß doch erlaubt sein…« unternahm Grace einen letzten Versuch, Doch die Leiterin des Geister-Internats unterbrach sie scharf: »Gehen Sie auf Ihr Zimmer! Wir unterhalten uns morgen!«
    Mirjana hatte den Eindruck, daß der letzte Satz ausschließlich für ihre Freundin bestimmt war.
    »Ja«, sagte Grace Morton kleinlaut. »Ja, Miß Sheene. Bitte entschuldigen Sie. Komm, Mirjana. Nun komm schon!«
    Da sich Mirjana nicht von der Stelle rührte, griff Grace nach ihrer Hand und zog sie mit sich.
    Mirjana ging steif an der Internatsleiterin vorbei. Noch nie hatte sie etwas in Blair Sheenes Nähe gespürt. Heute schon.
    Was war es? Mirjana nahm etwas wahr, das sie verwirrte. Von Blair Sheene ging etwas aus… Wärme -Kälte - ein seltsamer Gleichklang -Kraft und vieles mehr.
    Erstmals spürte Mirjana, daß die Leiterin des Geister-Internats eine ganz und gar außergewöhnliche Frau war.
    Grace zog sie an Miß Sheene vorbei und zur Treppe zurück. Sie hatte es sehr eilig, nach oben zu kommen.
    Mirjana merkte, daß die PYeundin wütend war. Erst im Obergeschoß ließ Grace Morton die Hand der Zimmerkameradin los.
    Unten löschte Blair Sheene das Licht, und Mirjana dachte: Man kommt an ihr nicht vorbei. Aber ich habe es geschafft. Ich war im verbotenen Trakt, und sie weiß es.
    Grace betrat das gemeinsame Zimmer zuerst. Sobald Mirjana eingetreten war und die Tür geschlossen hatte, wandte sich das blonde Mädchen wild um, und es funkelte leidenschaftlich in ihren blauen Augen.
    »Na bitte!« sagte sie gepreßt. »Bist du nun zufrieden? Ich habe dich gewarnt, aber du wolltest ja nicht auf mich hören. Meine Güte, warum lasse ich mich von dir immer wieder breitschlagen? Wir werden in hohem Bogen rausfliegen! Mich trifft das ja noch nicht einmal so schlimm wie dich. Ich kann zu

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