1110 - Killer-Katzen
werden. Es wäre nicht das erstemal, daß ich mich um so etwas kümmern müßte. Mit Katzen habe ich meine Erfahrungen sammeln können.«
»Das… das verstehe ich nicht, John. Von welchen Erfahrungen sprichst du denn?«
»Lassen wir das. Oder verschieben wir es auf später.« Ich wollte zudem den eigenen Gedanken nicht mehr folgen, sondern mich um die Realitäten kümmern.
Vor dem Haus stand Gisela Brown. Sie machte keine glückliche Figur mit der offenen Tür im Hintergrund. Als ich auf sie zuging, sah es für einen Moment so aus, als wollte sie kehrtmachen und im Haus verschwinden, doch sie überlegte es sich anders und blieb stehen.
»Haben Sie es gesehen, Mrs. Brown?«
»Was denn?«
»Den Angriff der schwarzen Katze auf meine Begleiterin.«
»Nein, das habe ich nicht. Tut mir leid.«
»Aber es ist passiert«, sagte ich. »Die Katze hat Fay Waldon ohne ersichtlichen Grund attackiert. Sie kann froh sein, kein Hund gewesen zu sein.«
»Wieso?«
»Das wissen Sie genau, Mrs. Brown. Ich habe den Eindruck, daß hier in Blakenhall und Umgebung so einiges nicht mit rechten Dingen zugeht und es besser ist, nachzuhaken.«
Sie senkte den Blick. »Mich haben hier noch keine Katzen angegriffen, Mr. Sinclair.«
»Das glaube ich Ihnen sogar. Warum attackierten sie meine Begleiterin, die ihnen nichts getan hat? Und warum wurde der Hund ihres Neffen regelrecht zerfetzt?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Dann werde ich Ihren Neffen befragen. Haben Sie ihn gesehen? Befindet er sich noch auf der Wiese?«
»Schauen Sie selbst nach.«
»Danke, das werde ich auch.«
Fay war inzwischen an meine Seite getreten. Sie beobachtete die Wirtin mit mißtrauischen Blicken.
Als Gisela Brown außer Hörweite war, sprach sie mich leise an. »Ich glaube, daß diese Frau mehr weiß, als sie zugeben will. Die hat etwas zu verbergen. Ich kann mir auch vorstellen, daß sie unter starker Angst leidet. Alles ist möglich, John.«
»Ich hoffe, daß wir bald Klarheit bekommen werden. Warte erst einmal ab, bis wir mit Daniel gesprochen haben.«
»Ja, das ist am besten.«
Wir hatten das Gasthaus an der Seite passiert. Vor uns lag der Garten. Ein großes Areal, aber nicht frei, denn auf der Rasenfläche wuchsen zahlreiche Obstbäume. Allerdings gab es noch genügend Platz, um nicht nur ein, sondern mehrere Gräber schaufeln zu können.
Der Junge hatte sich tatsächlich einen Spaten oder eine Schaufel besorgt und ein genügend großes Loch gebuddelt. Es war für ihn anstrengend gewesen. Er hatte den blutigen Inhalt der Karre bereits in das Loch gekippt und war damit beschäftigt, das Loch wieder zuzuschaufeln. Wir hörten dabei sein leises Weinen.
Um uns kümmerte er sich nicht. Erst als wir bei ihm waren und stehenblieben, ließ er den Spaten sinken und drehte den Kopf. Wir sahen kaum noch etwas von dem getöteten Hund. Der größte Teil war bereits unter der Erde verschwunden.
Daniel weinte und zog die Nase hoch. »Ich habe Max begraben«, sagte er mit leiser Stimme.
»Ja, das hast du gut gemacht«, sagte ich. »Sind auch Katzen hier gewesen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Aber du weißt, daß es Katzen waren, die Max getötet haben?«
»Klar.«
Ich zuckte mit den Schultern. »So klar ist das für uns nicht. Stell dir vor, Daniel, wir sind fremd hier und können es eigentlich nicht begreifen, daß ein Hund von einer oder von mehreren Katzen angegriffen wird, um getötet zu werden. Das ist ziemlich unwahrscheinlich, finden wir.«
»Aber es stimmt.«
»Hast du es denn gesehen?«
Daniel überlegte, ob er uns vertrauen sollte und entschied sich dafür. »So genau nicht. Es war noch dunkel. Ich habe Max dann so schlimm schreien gehört. Ich bin dann nach unten in den Garten gelaufen, und da habe ich ihn gesehen. Es waren noch zwei Katzen da, die schnell wegrannten, als ich kam.«
»Und dein Hund war tot?«
Er nickte traurig.
»Das ist sehr seltsam«, sagte ich. »Ich möchte dich deshalb fragen, ob es der erste Hund gewesen ist, der auf diese Art und Weise ums Leben kam.«
»Das weiß ich nicht genau. Es gibt aber Leute, die meinen, daß auch andere Tiere von ihnen getötet worden sind.«
»Welche denn?«
»Vögel, viele Vögel. Wir haben sie gefunden. Auch große Vögel, und nicht nur Spatzen oder Amseln. Die sind auch so schlimm zerfetzt worden.«
»Ja, das ist traurig!« bestätigte ich. »Sicherlich nicht nur von einer einzelnen Katze?«
»Nein, das waren mehr. Viele.«
»Gibt es denn in Blakenhall so viele
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