1110 - Killer-Katzen
diese Brenda Miller?«
Mrs. Brown zögerte mit der Antwort. »Kennen ist zuviel gesagt. Ich habe sie hin und wieder gesehen, aber nie mit ihr gesprochen. Nur die wenigsten haben das. Sie lebt allein mit sich und ihren Katzen. Das ist ihre Welt.«
»Dann sind Sie noch nicht bei ihr gewesen?«
»Nein, was sollte ich auch dort?« Sie nahm eine abwehrende Haltung an, als hätte ich ihr einen schlimmen Vorschlag unterbreitet.
»Die Katzen können nur von dort gekommen sein.«
Die Wirtin zuckte mit den Schultern. Für uns ein Beweis, daß sie nichts mehr sagen konnte oder wollte. Wir hatten auch keinen Grund mehr, noch länger zu bleiben.
Bevor wir gingen, warnte ich sie noch einmal. »Nehmen Sie die Dinge bitte nicht auf die leichte Schulter. So etwas kann sich oft explosionsartig entwickeln.«
»Danke, ich werde es mir merken.«
»Und geben Sie auf ihren Neffen acht«, fügte Fay noch hinzu. »Er ist so ein netter Junge.«
»Danke für den Rat.«
Die Atmosphäre zwischen uns war frostiger geworden. Das lag in der Natur der Dinge. Einen richtigen Vorwurf konnten wir der Frau nicht einmal machen. Sie stand unter Druck. Es war einfach die Angst, die sicherlich nicht nur sie erfaßt hatte, sondern auch andere Menschen im Ort.
Selbst die Sonne schien nicht mehr so klar wie noch vor einer Stunde. Am Himmel hatten sich lange Schleierwolken ausgebreitet und nahmen ihr einen Teil der Kraft. Es kam uns kühler vor. Als hätte sich ein Schatten der Gefahr in diesen an und für sich herrlichen Tag hineingeschoben. Auch der Wind war stärker geworden. Er spielte mit den Blättern der Birken und ließ sie leise rascheln.
Wir erreichten unseren Wagen und warfen noch einen Blick zurück. Das Gasthaus lag verlassen da.
Der Tisch, an dem wir gesessen hatten, war leergeräumt worden. Auch der umgekippte Stuhl stand wieder an seinem Platz.
Fay schüttelte den Kopf. »Weißt du, John, daß ich froh bin, den Ort hier verlassen zu können?«
»Das kann ich mir denken.«
»Es hat sich alles ins Gegenteil verkehrt. Erst die Idylle, dann die Hölle. Furchtbar.« Sie schüttelte sich und atmete tief durch. Von Katzen, die uns beobachteten, sahen wir nichts. Unser Sichtbereich hatte sich wieder in eine friedliche Umgebung verwandelt.
Wir aber wußten, daß dieser Friede trügerisch war. Hier waren die Katzen nicht nur schnell und lautlos, sondern auch tödlich.
Ich schloß den Wagen auf. Beide stiegen wir ein. Wir schnallten uns an, und Fay fragte: »Willst du wirklich dieses Tierasyl besuchen?«
»Das habe ich vor.«
»Sofort?«
»Eigentlich schon. Warum?«
»Ach nichts. Ich hätte mir noch gern den Ort angeschaut. Es ist noch früh. Vielleicht können wir da mehr über diese Brenda Miller erfahren.«
Ich stimmte ihr zu. »Wenn es dich beruhigt, Fay, fahren wir hin.«
»Danke.«
***
Es war nicht weit bis Blakenhall. Vielleicht einen Kilometer oder etwas mehr. Daß wir die Häuser der Ortschaft nicht sahen, lag an der Straße.
Sie beschrieb eine Linkskurve. Zudem nahmen uns einige Bäume die Sicht.
Ich fuhr bewußt langsam. Neben mir saß Fay in angespannter Haltung. Sie schaute nach vorn, nach rechts, nach links, als hielte sie nach irgendwelchen Katzen Ausschau, die plötzlich aus ihren Verstecken kamen und über uns herfallen wollten.
Sie waren nicht zu sehen. Es gab auch keinen Verkehr. Blakenhall schien von der übrigen Welt verlassen worden zu sein, doch das täuschte. Hinter der Fassade lauerte der Schrecken, der sich aus killenden Katzen zusammensetzte.
Wir rollten in die Kurve hinein. Der Wald an der linken Seite war recht licht. Rechts ragten Büsche auf. Kleine, weiße Blüten schimmerten durch das Grün der Blätter, und das hohe Gras wiegte sich im leichten Wind.
Ich erinnerte mich daran, daß dieses Katzenasyl noch vor dem Ort lag. Dort mußte ein Weg nach links abzweigen. Wir sahen den Weg auch, aber die Sicht auf das Katzenasyl wurde uns von einem Geländefahrzeug genommen, das mit recht hohem Tempo vom Weg auf die normale Straße einbog, beschleunigt wurde und in Richtung Blakenhall fuhr.
»Ha, das ist sie!« rief Fay und zeigte nach vorn. »Das muß diese Miller einfach sein. Schau mal in den Wagen, John. Da trennt ein Gitter das Vorder- vom Hinterteil.«
Sie hatte recht. Ich hatte es ebenfalls wahrgenommen. Allerdings nur kurz, weil das Fahrzeug sehr stark beschleunigt worden war und uns entwischte.
Wir blieben trotzdem dran. Nicht so auffällig, als daß es besonders auffiel. Es sollte so
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