1110 - Killer-Katzen
fand sie nicht wieder. Wenig später lag sie auf dem Rücken, und die Katze hockte auf ihrem Bauch. Sie sah das Gesicht, die Ohren, die Augen in dem mit Fell bedeckten Dreieck, den einfach nur kalten und für sie bösen Blick.
Zudem hatte das Tier die Krallen ausgefahren, um sich festzuklammern. Die Spitzen drangen durch den Stoff und stachen wie kleine Messerstiche in die Haut.
Fay glaubte, daß die Blicke und damit das Angriffsziel direkt auf ihre Kehle gerichtet waren. Sie wollte nicht so aussehen wie der Hund; der Anblick hatte ihr gereicht. Sie riß die Arme hoch, um die Kehle zu schützen.
In diesem Augenblick sprang die Katze.
Der Körper wuchtete nicht gegen die Kehle; die Arme hatten ausgereicht, um sie zu schützen.
Fay schrie auf.
***
Ich hatte das Gasthaus verlassen, war zwei, drei Schritte gelaufen und übersah mit einem Blick, was sich während meiner Abwesenheit getan hatte.
Fay saß nicht mehr. Sie lag ebenso am Boden wie der Stuhl, auf dem sie zuvor gesessen hatte. Normalerweise hätte das noch kein Grund zur Panik sein müssen, doch als ich die schwarze Katze sah, gegen die Fay ankämpfte, wußte ich, was die Stunde geschlagen hatte. Ich wurde plötzlich sehr schnell. Ich hörte auch das Fauchen des Tieres und sah, wie Fay am Boden liegend um sich schlug.
Sie versuchte dabei, den Katzenkörper zu packen oder zu treffen, um ihn von sich zu schleudern.
Ihre wütenden Schreie vermischten sich mit den Geräuschen der Katze, aber sie war nicht in der Lage, die Angriffe des Tieres zu stoppen. Auch als sie sich bemühte, auf die Beine zu kommen, hörte die Katze nicht auf. Sie sprang Fay an, sie schlug mit den Pfoten nach ihr und hatte dabei die Krallen ausgefahren.
Fay hatte es geschafft, sie in einer gewissen Distanz zu halten, doch das Tier gab nicht auf. Immer und immer wieder griff es an und umsprang oder umtänzelte dabei die Frau, bevor sie wieder eine Lücke fand.
Ich griff praktisch im Lauf zu. Als die pechschwarze Katze wieder einmal in die Höhe sprang, erwischte ich mit der rechten Hand ihr Nackenfell.
Plötzlich wurde sie in die Höhe gerissen. Sie jaulte dabei auf, bewegte hektisch die Pfoten und auch den Kopf, um mit Krallen und Zähnen ein Ziel zu finden.
Sie fand es nicht mehr. Ich hatte mittlerweile ausgeholt. Das Tier verwandelte sich im nächsten Moment zu einem zuckenden Ball, den ich weit von mir schleuderte. Die Katze flog kreischend durch die Luft und wäre beinahe gegen einen Birkenstand geprallt. Kurz davor landete sie auf dem Boden und verschwand im hohen Gras. Ihr Fall schreckte noch zwei weitere Tiere hoch, die im Gras gelauert hatten. Zu dritt rannten die Katzen weg.
Ich drehte mich um, weil ich mit Fay reden wollte. Sie hatte sich inzwischen erhoben und zitterte am ganzen Körper. Obwohl die Katze sie angegriffen hatte, war ihr Gesicht unversehrt geblieben.
Diese Attacken hatte sie abwehren können, aber die Krallen hatten der Kleidung nicht gutgetan. An den Ärmeln und auf der Brust war sie eingerissen worden. Sicherlich hatte die Katze auch kleine, blutende Wunden hinterlassen.
Fay stand noch immer unter Schock. Sie zitterte. Sie schaute mich an, doch es kam mir vor, als würde sie mich gar nicht wahrnehmen.
Dann lief sie auf mich zu und warf sich in meine Arme. Ich hörte sie weinen, aber ich hörte auch ihre Stimme, die in mein Ohr flüsterte: »Ich weiß nicht, warum sie mich angegriffen hat. Sie saß plötzlich auf dem Stuhl neben mir, und dann passierte es. So plötzlich, denn es gab keinen Grund.«
»Okay, Fay, das ist vorbei. Wir werden den Grund herausfinden, das verspreche ich dir.«
Meine Worte hatten ihr gutgetan. Sie löste sich von mir und schaute dorthin, wo die Birken standen und ich das Tier hingeschleudert hatte. Zu sehen war die Katze nicht mehr. Das hohe Gras hatte sie geschluckt.
Fay konnte wieder lachen. »Komisch, John, entschuldige, aber ich konnte nicht anders.«
»Das ist schon in Ordnung.«
»Warum, John? Warum hat mich die Katze angegriffen? Ich habe sie nicht gereizt. Ich habe nicht einmal mit ihr gespielt. Ich habe einfach nur auf meinem Platz gesessen. Ansonsten ist nichts geschehen.«
»Hier scheinen alle Katzen nicht mehr normal zu sein«, erwiderte ich. »Wir werden es herausfinden.«
»Wieso das? Willst du nicht mehr fahren?«
»Doch - aber später.«
»Das ist doch kein Fall für die Polizei, John. Nein, das glaube ich einfach nicht.«
»Vielleicht nicht direkt für die Polizei, aber es könnte einer für mich
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