1110 - Killer-Katzen
meine Tiere nichts anderes als Mörder. Ich schätze Sie nicht als so dumm ein, Mr. Sinclair. Sie sind nicht zum Spaß hergekommen. Ein von Katzen getöteter Hund - wen interessiert das schon?«
»Mich ja.«
»Sie hätten es hinnehmen sollen.«
»Und der Hund wäre dann der Anfang gewesen.«
»Das ist möglich.«
»Wie weit wären Sie denn bereit gewesen, noch zu gehen?« fragte ich mit scharfer Stimme.
Sie hob ihren Kopf an. Selbst ihr Körper schien sich vom Boden zu erheben. »Ich möchte den Katzen das zurückgeben, das ihnen einmal gehört hat. Die Würde einer phantastischen Kreatur. Eines Tieres, das dem Menschen gleichzusetzen ist. Das meine ich, Mr. Sinclair. Man soll ihnen wieder eine Ehre erweisen, wie es vor langer Zeit einmal gewesen ist. Erst dann kann ich zufrieden sein.«
»Vor langer Zeit?« wiederholte ich. »Sprechen Sie dabei die ägyptische Mythologie an?«
Sie schenkte mir ein Kichern.. »Ja, Sie haben wohl in der Schule gut aufgepaßt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Die Schule hat nichts damit zu tun. Es sind reine Erfahrungswerte.«
»Um so besser, dann brauche ich Ihnen ja nicht mehr viel zu erklären und kann Sie gleich mitnehmen. Wissen Sie, Mr. Sinclair, wenn Sie sich schon eine so große Mühe gemacht haben und hergekommen sind, möchte ich Sie doch an meinem Geheimnis teilhaben lassen.«
Ich streckte die Arme zu beiden Seiten hin weg. »Sehe ich das Geheimnis denn nicht um mich herum?«
»Nein, das ist es nicht. Da irren Sie, Mr. Sinclair. Den Kern haben Sie noch nicht gesehen. Außer mir und meinen Freunden kennt ihn auch nur eine Person.«
»Ihr Helfer Goran?«
»Gut.« Sie ging nicht näher auf das Thema ein. »Aber kommen Sie mit. Wir wollen keine Sekunde mehr zögern.« Beim Wegdrehen fügte sie noch hinzu: »Sollten Sie es sich doch anders überlegt haben, dazu ist es jetzt zu spät, Mr. Sinclair. Sie kennen doch das Sprichwort. Mitgefangen - mitgehangen.«
Das kannte ich. Es war auch zu sehen, was sie damit meinte. Die Katzen um mich herum bewegten sich. Sie richteten sich auf, sofern sie gesessen oder gelegen hatten, und ich sah auch, daß sich ihre Schwänze angriffslustig bewegten.
Wenn ich einen falschen Schritt machte, würden sie mich in Sekundenschnelle anspringen.
Zwei, drei, okay, vielleicht auch fünf Katzen, aber zehn waren schon ein wenig viel.
Ich ging mit. Zudem war ich gespannt darauf, das eigentliche Zentrum dieser seltsamen Katzenwelt zu sehen…
***
Fay Waldon befand sich in einer Zwickmühle. John Sinclair war im Haus verschwunden und auch nach über einer Viertelstunde nicht zurückgekehrt. Zudem hatte er ihr kein Zeichen gegeben, um sie zu holen oder ihr klarzumachen, daß sie wegfahren sollte.
Mit dem Gedanken hatte sie schon gespielt und hatte mit ihren Fingern des öfteren den im Schloß steckenden Zündschlüssel gestreichelt. Aber es hatte ihr widerstrebt, ihn zu drehen. So war sie im Auto sitzengeblieben.
Es war nicht angenehm, und das lag einzig und allein am Sonnenschein. Im Mai besaß sie schon jede Menge Kraft. Sie brannte nicht nur auf die Erde nieder, sondern auch auf das Blech des parkenden Rovers, so daß sich das Innere des Fahrzeugs allmählich aufheizte. Auch durch das Herunterkurbeln der Seitenscheiben schaffte sie kaum Durchzug, weil es windstill war.
Fay schwitzte immer stärker. Die Luft stand, und in immer kürzeren Abständen wischte sie Schweiß von ihrer Stirn.
Lange würde sie es im Auto nicht mehr aushalten. Es gab nur zwei Möglichkeiten für sie. Entweder wegfahren oder aussteigen und ins Freie gehen.
Getan hatte sich am Haus nichts. Es lag unter der Last der Sonne, die auf beide Flachdächer schien, wobei sie einmal auf dem Dach des Anbaus eine Bewegung gesehen hatte. Dort war eine dunkle Katze entlanggeschlichen, die auf Fay wie eine Wächterin gewirkt hatte. Ansonsten hatte sich nichts getan.
Und so wartete sie weiter, bis sie die Wärme einfach nicht mehr aushalten konnte. Sie stieß die Beifahrertür auf.
Im ersten Augenblick wunderte sich Fay über die angenehme Kühle, die hier draußen herrschte.
Für eine Weile genoß sie es, draußen zu stehen. Die bösen Erinnerungen verflüchtigten sich, doch sie kehrten sehr schnell zurück, als Fay die Katzen im Gehege sah.
Die Tiere mußten erkannt haben, was sich vor dem Gitter abgespielt hatte. Sie hatten ihre Plätze verlassen und liefen auf den trennenden Zaun zu.
Es war nichts zu hören. Auf Samtpfoten bewegten sie sich weiter. Fay kam es vor, als
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