1110 - Killer-Katzen
sollte sie an den Käfig gelockt werden, und sie wunderte sich darüber, daß sie sich auch in Bewegung setzte und mit langsamen Schritten auf das Gehege zuging.
Die Katzen waren für sie der Magnet, und sie selbst bezeichnete sich als das Eisen, das nicht mehr ausweichen konnte. Das Gras unter den Füßen war hier dünn, und so hatte der Staub schon eine Kruste hinterlassen können. Fays Füße wirbelten ihn auf, doch sie merkte nichts davon, weil sie nur auf das Gehege schaute.
Die Katzen waren und blieben unruhig. Sie sprangen hin und her. Sie zielten in Richtung ihrer Kratzbäume, sie huschten über das Geäst und sprangen auch wieder zu Boden, wo sie weich landeten und sofort weitergingen.
Fay Waldon hatte das Gehege beinahe erreicht. Eine Armlänge davor blieb sie stehen. Sie schaute nur nach vorn. Die Katzen hatten es geschafft, sie in ihren Bann zu ziehen. Fay sah nur die Tiere und vor allen Dingen deren Augen. Sie waren auf sie gerichtet, als wollten sie ihr etwas sagen.
Egal, wo die Katzen auch saßen, sie starrten Fay an, und die meisten Tiere näherten sich dem Gitter von der Innenseite, sprangen ein Stück in die Höhe, um danach an dem weichen Gitter weiterzuklettern. Sie hörte die Katzen schreien. Es war ein Miauen oder Mal ein Knurren. Töne, die sich zu einer Katzenmusik vereinigten und die Frau in ihren Bann zogen.
Kleine Monster huschten hin und her. Kratzten am Draht des Gitters. Rissen die Mäuler auf. Fauchten Fay an, die sich zurückziehen wollte, es aber nicht konnte und deshalb wie gebannt auf dem Fleck stehenblieb. Die Tiere führten einen Tanz auf, als wollten sie ihr zeigen, wer hier tatsächlich herrschte.
Kalte Augen stierten sie an. Manche weit aufgerissen. Andere wieder geschlitzt, und sie ging davon aus, daß diese Blicke eine gewisse Bosheit und auch eine fürchterliche Drohung widerspiegelten.
Die Furcht in ihr wuchs. Aber Fay schaffte es nicht, sie zu überwinden, sich zu drehen und wegzulaufen. Sie mußte zugeben, daß die Katzen sie beherrschten.
Das weiche Gitter bewegte sich. Manchmal wurde es im Wellen gegen sie gedrückt, nahm aber auch wieder seine alte Form an, wenn die Tiere es losließen und zu Boden sprangen.
Fay hätte nie gedacht, daß Katzen, die sie eigentlich mochte, zu derartigen Bestien werden konnten.
Für sie waren es Bestien und nichts anderes.
Die übrige Umgebung hatte sie vergessen. Sie wußte nicht, was hinter ihrem Rücken oder in ihrer Nähe geschah.
Bis sie das Lachen eines Mannes hörte.
Zugleich tippte ihr jemand auf die rechte Schulter.
Wie von einer Nadel gestochen fuhr die Frau auf der Stelle herum. Ein leiser Schrei verließ noch ihren Mund, der verweht war, als sie sah, wer vor ihr stand.
Es war Goran, Brenda Millers Helfer!
***
Ihr Puls raste. Ihr Herz schlug so heftig, daß sie sogar die einzelnen Schläge im Kopf als Echo zu hören glaubte.
Goran war keine Einbildung, keine Täuschung, keine Fata Morgana, es gab ihn wirklich. Sein graues, staubig wirkendes Gesicht zeigte um den Mund herum ein schiefes Grinsen.
Innerlich betete Fay. Aber sie schaffte es nicht einmal, Luft zu holen. Alles schien zugeschnürt zu sein. Um ihren Körper herum hatte sich in Brusthöhe ein unsichtbares Seil gedreht.
Goran war nicht allein gekommen. Er hatte die Katzen mitgebracht, die sich um ihn herum niedergelassen hatten. Sie sahen so harmlos aus, wie sie dort auf der Erde hockten, aber das wollte Fay Waldon nicht glauben. Sie fürchtete sich vor ihnen, denn jede Katze wirkte wie ein besonderer Aufpasser.
Es waren mehr als ein halbes Dutzend. Schwarze, helle, getigerte, gestreifte, und jede Katze kam ihr wie ein Todfeind vor. Der erste Schreck war vorbei, doch wohl fühlte sich Fay Waldon nach wie vor nicht. Zuletzt hatte das Gitter des Maschendrahtzauns sie noch von den Tieren getrennt, jetzt gab es nichts mehr, das noch zwischen ihnen lag. Sie spürte die Gefahr so direkt wie einen Schauer auf der Haut.
Goran grinste noch immer. Er war sich seiner Stärke aufgrund der Helfer sehr genau bewußt, aber er sagte nichts. Er ließ seine Anwesenheit einfach nur wirken.
Du mußt etwas sagen! Hämmerte sich Fay ein. Du darfst dich nicht so leicht fertigmachen lassen. Er soll nicht triumphieren können.
Es war leichter gedacht, als getan.
Als sie endlich die Worte sprach, da kam ihr die eigene Stimme fremd vor.
»Ach, Sie sind es.«
»Ja, warum nicht?«
Sie hob nur die Schultern und wünschte sich sehnlichst, daß der Typ endlich
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