1113 - Die Fratzen der Fresser
wird sicherlich Verwandtschaft haben«, erklärte der Mediziner. »Man muß den Gatten oder die Kinder informieren und…«
»Wir kennen Ihren Mann.«
»Sehr gut. Wollen Sie…«
Ich schüttelte den Kopf. »Es wäre besser, wenn Sie Mr. Cameron zu sich bestellen. Sie sind der Fachmann, und Sie werden ihm auch auf Fragen antworten können.«
»Das allerdings«, sagte er, bevor er uns anschaute und sein Blick schärfer wurde. »Können Sie mir sagen, wie es genau dazu gekommen ist? Ich denke, daß Sie auch daran beteiligt gewesen sind. Oder sehe ich das falsch?«
»Es ist meine Schuld«, sagte ich.
»Oh, das…«
»Verlangen Sie bitte keine Erklärung, Doktor. Es gibt manchmal Dinge, die muß man hinnehmen, ohne sie begreifen zu können. Das haben wir gelernt, das ist einfach so, und ich denke, daß es auch immer so bleiben wird. Jedenfalls bin ich Ihnen dankbar, daß Sie sich so intensiv um Mrs. Cameron gekümmert haben.«
Er lächelte verloren und schief. »Gekümmert ist gut. Ich hätte es gern anders gehabt. Als Arzt Niederlagen zu erleiden, ist verdammt schwer. Schlimmer als in anderen Berufen, denn hier geht es nicht um Sachwerte, sondern um Menschen.«
»Ich verstehe«, sagte ich.
Der Arzt reichte uns die Hand. Als er meine umfaßte, sagte ich: »Nicht einmal Ihren Namen kenne ich.«
»Ich bin Doktor Franklin.«
»Okay, Doktor, kann sein, daß wir noch voreinander hören. Bei unseren Fällen weiß man das nie.«
»Ich wünsche es mir nicht«, sagte er. Da war er wenigstens ehrlich. Dr. Franklin mußte sich um seine Patienten kümmern, und auch wir wollten das Hospital verlassen.
Als wir nach draußen in den Sonnenschein traten und dessen Wärme auf der Haut spürten, hatten wir das Gefühl, eine ganz andere Welt betreten zu haben. Es war ein wunderschönes frühsommerliches Wetter. Man hätte bester Laune sein können.
Ich war es nicht.
Über meinen Rücken rann ein kalter Schauer hin, und ich konnte mir vorstellen, daß es Suko ebenso erging…
***
Kate Cameron hatte uns alles erzählt, was sie wußte. Davon gingen wir zumindest aus, und deshalb konnten wir unserem Chef, Sir James, auch nicht mehr sagen. Wir hatten uns in unserem Büro versammelt. Glenda war noch hinzugekommen.
»Das ist dürftig, meine Herren!« stellte der Superintendent fest.
»Wissen wir«, gab ich zu. »Aber wir haben zumindest eine Spur, der wir nachgehen können.«
»Diese Werbefahrt?« Er hatte so gesprochen, als könnte er es nicht glauben. »Ich weiß nicht, ob das der Weg ist, der zu einer Lösung führt.« Er schüttelte den Kopf. »Eine Kaffeefahrt, wie man dazu wohl auch sagt, wie ich mal erfahren haben. Das kann es doch nicht sein.«
»Haben Sie eine bessere Idee, Sir?« fragte ich.
»Im Moment leider nicht.«
»Eben.«
»Sie muß sich den Keim oder den Virus dort geholt haben«, stand Suko mir bei. »Zuvor hat sie nie etwas gespürt. Der Druck in ihrer Schulter begann erst, nachdem diese Tour vorbei war und sich Mrs. Cameron aufgrund der Verspätung allein auf den Heimweg gemacht hat. Er wurde auch immer stärker. Es zeigte sich diese verdammte Beule, die schließlich aufbrach, so daß das, was sich in ihrem Körper gebildet hatte, freie Bahn erhielt.«
»Ein zweiter Kopf!« Sir James eigentlich immer etwas blaß wirkendes Gesicht wurde noch blasser.
»Das ist für mich nicht zu begreifen. Ich kann es mir auch kaum vorstellen, aber ich denke schon, daß…« Er sprach nicht mehr weiter und zuckte nur mit den Schultern.
Eine derartige Reaktion hatten wir bei ihm auch nicht oft erlebt. Er schien geschockt zu sein, und dies wiederum zeigte uns, daß wir es bei unserem Chef mit einem Menschen zu tun hatten und nicht mit einer Maschine. Man mußte es einfach positiv sehen.
Glenda Perkins hatte die Zeit über so gut wie nichts gesagt. Auch jetzt blieb sie schweigsam. Erst als ihr auffiel, daß ich sie länger anschaute als gewöhnlich, blickte sie auf und sah mich an. »Was hast du, John? Warum schaust du mich so an?«
»Ich wollte dich bitten, etwas für mich oder für uns zu tun. Du kannst natürlich ablehnen, und ich wäre auch nicht sauer. Aber ich halte es für besser…«
»Sag schon, was du dir ausgedacht hast, John!«
»Ich möchte dich zu einer Werbefahrt einladen.«
»Oh.« Sie schnappte nach Luft. »Etwa Around London?«
»Genau.«
Glenda wußte nicht, was sie sagen sollte. Sie war verlegen geworden. Die Brille mit dem hellen Gestell hatte sie abgenommen und spielte damit.
»Natürlich
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