1113 - Die Fratzen der Fresser
derartige Wirkung hatte ich mir nicht gewünscht. Das war einfach zu viel. Das war verrückt und auch nicht mehr nachzuvollziehen.
Die rechte Schulter war verbrannt.
Leider nicht nur sie. Auch der rechte Arm zeigte nicht mehr die normale Haut. Das Feuer hatte auch ihn erwischt, aber es hatte ihn und die dazugehörige Hand nicht ganz so schrecklich gezeichnet. Ein Teil der Schulter bestand aus pechschwarzen, ölig schimmernden Resten, wahrend Arm und Hand eine graue Färbung angenommen hatten.
Suko hatte meinen entsetzten Blick gesehen. Er schaute mich an und schüttelte dabei den Kopf. »Du brauchst keine Angst zu haben, John. Mrs. Cameron lebt noch.«
»Ja, kann sein.«
Erst jetzt bekam ich mit, daß wir nicht mehr allein waren. Der Arzt, den wir schon im Flur kennengelernt hatten, stürmte auf das Bett zu. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck, der nur schwer zu beschreiben war, aber er fuhr mich an und rüttelte mich dabei an den Schultern. »Was haben Sie getan, verdammt, Sie haben die Frau…«
»Ich habe nichts mit ihr getan, Doktor. Ich habe sie nur befreit.«
»Aber sie ist…«
»Nein, sie ist nicht tot.«
Der Mann im weißen Kittel wußte nicht, wohin er schauen sollte. Er holte tief Luft. Er hustete und strich dabei über seine Augen. Dann sah er zu Suko, drehte sich, blickte zur Tür, die offenstand und wo eine Krankenschwester auf der Schwelle stand. Sie war bleich wie ein Leichentuch.
»Sie sind Arzt«, sagte ich. »Denken Sie an Ihre Pflicht. Ich weiß nicht, ob Sie den Arm noch retten können. Aber Sie sollten so schnell wie möglich handeln.«
»Ja«, sagte er. »Ich werde es versuchen.« Er schüttelte den Kopf. »Mein Gott, das hatte ich nicht gedacht. Das ist der reine Wahnsinn. Ich dachte schon, daß ich mit der ersten Sache genug zu tun gehabt hatte, aber nun kommt diese hier hinzu. Himmel, in was bin ich da nur hineingeraten?«
»Das können wir Ihnen später versuchen zu erklären. Wichtig ist, daß Mrs. Cameron gerettet wird. Ich weiß nicht, ob sich dieser Brand noch weiter ausbreiten wird.«
Zum Glück hatte sich der Arzt wieder gefangen. »Lassen Sie alles für eine Notoperation vorbereiten!« wies er die Schwester an, um sich danach an uns zu wenden. »Und Sie verschwinden jetzt hier. Was jetzt passiert, ist einzig und allein Sache der Mediziner. Über Erklärungen können wir später reden.«
Von uns erhielt er keine Widerrede. Es war schon okay, was er tat. Und ich war auch froh, daß er seinen Schock so schnell wie möglich überwunden hatte.
Wir warfen noch einen letzten Blick auf Mrs. Cameron. Sie lag jetzt schräg in ihrem Bett. Die Augen hielt sie geschlossen, aber es war zu sehen, daß sie atmete.
»Sie kommt durch!« sagte Suko, als wir über die Türschwelle schritten.
»Hoffentlich hast du recht…«
***
Fast zwei Stunden später!
Wir hatten uns in eine der Besucherecken zurückgezogen. Dort stand ein viereckiger Tisch, der von mehreren Stühlen umrahmt war. Die auf der Platte liegenden Zeitschriften interessierten uns nicht.
Wie hatten wichtigere Dinge zu tun.
Beide waren wir vor das Krankenhaus gegangen, um zu telefonieren. Im Hospital selbst waren Handys verboten, aber wir mußten Sir James informieren, der sich mehr als geschockt zeigte. Damit hatte er nicht gerechnet.
»Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?« fragte er.
»Wir nehmen die Spur natürlich auf.«
»Welche? Helfen Sie mir mal auf die Sprünge.«
»Mrs. Cameron hat von einer sogenannten Glücksfahrt gesprochen. Around London, nennt sich die Reise.«
»Diese seltsamen Verkaufsveranstaltungen, die es auch auf dem Festland gibt, und die zu uns herübergeschwappt sind.«
»Eben die.«
»Da wollen Sie mitfahren?«
»So schnell wie möglich.«
Sir James hatte sich einige Male geräuspert. »Sie allein, John?«
»Nein, ich hatte mich blitzschnell entschlossen. Ich würde als Einzelperson vielleicht auffallen. Deshalb möchte ich Glenda bitten, daß sie mich begleitet. Sie können sie ja schon darauf vorbereiten.«
Seine Reaktion war nicht von Jubelstürmen begleitet, aber er hatte auch nichts dagegen. Er bat mich nur, ihn später noch mal im Büro aufzusuchen.
Eine starke Eile verspürten wir nicht. Deshalb wollten wir auch abwarten, wie es Kate Cameron nach der Operation ging. Ob überhaupt noch etwas zu retten war oder nicht.
Es war inzwischen mehr als eine Stunde vergangen. Draußen hatten sich Wolken vor die Sonne geschoben, filterten ihr Licht und gaben der Welt einen leichten
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