1113 - Die Fratzen der Fresser
nur, wenn Sir James einverstanden ist«, fügte ich noch hinzu.
Sie blickte hin.
Unser Chef zuckte mit den Schultern. »Gern gebe ich nicht meine Zustimmung. Wie wäre es denn mit Jane Collins?«
»Daran habe ich auch gedacht, Sir. Aber das ist leider nicht möglich. Sie und Sarah Goldwyn sind unterwegs. Ein Kurztrip nach Berlin. Sie wollten sich dort das Musical der Glöckner von Notre Dame anschauen und noch drei Tage dort bleiben. Deshalb habe ich an Glenda gedacht.«
»Dann bin ich also der Notnagel?«
»Nein, so darfst du das nicht sehen. Aber du weißt auch, wie gefährlich die Sache werden kann. Denk an deinen letzten Fall, in dem es verdammt knapp hergegangen ist.«
»Du meinst die Sache mit dem Totenhemd?«
»Genau die.«
»Das ist vorbei, John.«
»Weiß ich, aber…«
»Ich fahre mit!« erklärte sie und drehte den Kopf zu Sir James. »Oder, Sir?«
»Gern gebe ich meine Zustimmung nicht.«
»Aber wir haben sie?«
»Ja, John.«
»Außerdem bin ich als Rückendeckung mit von der Partie«, meldete sich Suko. »So einfach werden wir es der anderen Seite dann auch nicht machen.«
Sir James nickte schwerfällig. »Ich bin mal wieder überstimmt«, stellte er fest. »Gut, dann tun Sie, was Sie nicht lassen können.« Seine nächsten Worte richtete er an Suko und mich. »Sie glauben wahrscheinlich daran, daß Mrs. Cameron nicht die erste ist, die es auf diese Art und Weise erwischt hat oder die infiziert wurde?«
»So ist es«, sagte ich.
Sir James senkte den Blick. »Das sieht nicht gut aus«, sprach er mehr zu sich selbst. »So eine Werbefahrt wird von zahlreichen Menschen in Anspruch genommen. Deshalb frage ich Sie, was uns da noch alles erwarten kann.«
»Vermutlich nichts Positives, Sir.«
»Gut, dann fahren Sie.« Er wandte sich an Glenda Perkins. »Wie ich Sie kenne, meine Liebe, werden Sie sich gern um die Vorbereitungen kümmern.«
»Gern nicht, aber ich tue es.«
»Wunderbar.«
***
Zwei Tage später!
Glenda und ich hatten alles besprochen, und es war auch glatt und problemlos verlaufen. Die Anmeldungen waren durch, wir hatten noch Plätze im Bus bekommen und die Fahrt sollte wieder in die Umgebung von Windsor Castle gehen. Das sollten wir als erstes besichtigen. Danach ging es dann weiter zu einem Imbiß. In einem entsprechenden Gasthaus war schon alles vorbereitet. Die Gäste erhielten dann auch Gelegenheit, sich mit bestimmten Dingen des täglichen Bedarfs gut und preiswert einzudecken.
So versprach es der Prospekt, doch was dahintersteckte, sah zumeist anders aus. War die Gruppe erst einmal in einem geschlossenen Raum zusammen und auch in einem abseits gelegenen Gasthof, dann konnte auf die Menschen Druck ausgeübt werden, denn Fluchtmöglichkeiten gab es für sie kaum welche.
Die Reise dauerte nicht lange. Deshalb war der Start auch erst für neun Uhr am Morgen vorgesehen.
Sammelpunkt war der Hof des Busunternehmers, der die Reisen, vermittelte.
Ich ließ mich von Suko fahren. Zunächst holten wir Glenda von zu Hause ab und ließen uns dann zum Treffpunkt chauffieren. Unterwegs machte Suko noch seine Witze. Er warnte davor, irgendwelche unnötigen Dinge zu kaufen, wie Rheumadecken, Matratzen oder Kochtöpfe.
»Wieso nicht Kochtöpfe?« fragte ich.
»Willst du welche haben?«
»Ich nicht, aber Shao könnte bestimmt einen gebrauchen.«
»Sie kocht im Wok.«
»Vielleicht gibt es den ja preiswert.«
»Das glaubst du doch selbst nicht. Was meinst du, unter welches Publikum ihr euch mischt. Das ist die ältere Generation. Die hält den Begriff Wok für eine Popgruppe.«
»Oder für ein Abführmittel«, meldete sich Glenda, die ihren Humor nicht verloren hatte.
Wir würden uns überraschen lassen, und wir erlebten den ersten leichten Schock bereits, als wir das Ziel erreicht hatten. Dort warteten bereits die meisten Gäste dieser Fahrt.
Graue Haare bei den Frauen, Glatzen oder Halbglatzen bei den Männern. Der Bus stand ebenfalls schon bereit, und Suko hatte sicherheitshalber in respektvoller Entfernung angehalten, um uns aussteigen zu lassen.
»Dann mal los«, sagte er und grinste dabei. »Viel Spaß mit dem neuen Publikum.«
»Haha…«
»Und greif keine alten Frauen an, John.«
»Keine Sorge, ich bin ja bei ihm«, sagte Glenda.
Wir stiegen aus. Gepäck hatten wir nicht dabei. Suko winkte uns ein letztes Mal durch, die Scheibe zu, dann setzten wir uns in Bewegung und sahen beide nicht glücklich aus.
»Himmel«, flüsterte mir Glenda zu. »In was sind wir da nur
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