Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1115 - Bote des Unsterblichen

Titel: 1115 - Bote des Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
hatte dieselbe Entdeckung gemacht und auch die richtigen Schlüsse gezogen. Das war offensichtlich geworden, als der Springer aufsprang, zur Kontrolle eilen wollte, um die Temperatur herabzusetzen.
    Nun hatte er sich wieder völlig in der Gewalt, und sein naturliches Bestreben war, ständig darauf zu achten, daß die Temperatur in seiner Umgebung niemals die fünfundzwanzig Grad erreichte.
    Im Augenblick konnte Ellert nichts tun. Hilflos mußte er mitterleben, wie Voltas neue Instruktionen erhielt und das Büro mit frischer Unternehmungslust verließ. Merg blieb allein zurück, in tiefes Nachdenken versunken.
    Dann sagte er laut, wie zu sich selbst: „lch weiß, daß etwas in mir ist, was vorher nicht da war. Ein Geist, eine Seele, vielleicht der Satan ...
    Vielleicht kannst du mich verstehen ja, du mußt mich verstehen können, denn du kennst meine Gedanken. Dann wisse, daß ich das Geheimnis kenne und mich danach richte. Du wirst nicht so schnell wieder Gewalt über mich bekommen, und auch meinen Plänen stehst du nicht mehr im Weg.
    Lieber werde ich erfrieren, als mich dir noch einmal in die Hände zu geben wenn du Hände hättest.
    Ich werde immer stärker sein als du."
    Er schwieg. Mit geschlossenen Augen saß er da, als warte er auf eine Antwort.
    Und diese Antwort kam auch. Sie war wie ein Gedankenblitz: Du bist verdorben, Merg, und dein Plan wird scheitern!
    Der Springer zuckte unwillkürlich zusammen, obwohl er die lautlose Botschaft fast erwartet hatte.
    Dann aber siegte seine Skrupellosigkeit. Erignorierte die Stimme in seinem Innern, die sich auch nicht mehr meldete, nahm das Thermometer aus der Klimakontrolle, schob es in die Brusttasche seines Hemdes und verließ das Büro.
    Damit ihn möglichst viele Bewohner der Stadt sahen, verzichtete er auf Gleiter oder Lufttaxi und ging zu Fuß. Ziellos wanderte er durch Orbana und näherte sich immer mehr dem Zentrum. Obwohl die Sonne schien und es erst früher Nächmittag war, lag die Temperatur bei etwa zwanzig Grad. Merg kontrollierte sie ständig mit dem Thermometer.
    Die Zeit verging langsam. Merg speiste in einem Lokal, in dem es angenehm kühl war. Allmählich nur wurde es dunkel. Draußen im Freien sank die Temperatur weiter ab. Foster machte um diese Zeit seinen Schuppen auf. Dort würde er auch Braddoc und Gnom antreffen. Es ging darum, ihnen weitere wichtige Verhaltensregeln zu geben, die Yamisch betrafen.
    Yamisch hatte relativ gut geschlafen und fühlte sich am anderen Tag frisch und ausgeruht. Er aß von der Notverpflegung und machte dann einen Rundgang um das Plateau. Die beiden Ganoven hatten recht: Von hier gab es ohne Hilfsmittel kein Entkommen.
    Unter ihm erstreckte sich die Ebene bis zum Horizont, wo er die Skyline der Stadt gerade noch erkennen konnte. Ringsum ragten andere Berggipfel bis zu seiner Höhe empor. Die Luft war klar und kühl. „Sehr gesund", murmelte Yamisch voller Sarkasmus.
    Vor den Entführern fürchtete er sich nicht, nur erfüllte ihn Unruhe und Unsicherheit, was Merg anging.
    Würde er wirklich zu seinem Wort stehen und den verbrecherischen Plan fallenlassen, wie er es hoch und heilig versprochen hatte?
    Oder änderte er wieder auf Knall und Fall seine Meinung?
    Konnte man einem Mann trauen, der unter Schizophrenie litt, auch wenn es der eigene Bruder war?
    Seine Unruhe steigerte sich. Er starrte die Steilwand hinab, dann suchte er wieder den Himmel und den Horizont ab, immer in der schwachen Hoffnung, daß sich ein Gleiter zeigen würde um ihn in die Freiheit zu bringen.
    Aber Himmel und Horizont blieben leer.
    Merg mußte ihn längst vermißt haben und vielleicht suchen. Wenn er ihn im Landhaus in den Bergen nicht fand, mußte er Verdacht schöpfen. Es gab dort Spüren des Überfalls, denn die Ganoven hatten keine Zeit gehabt, sie zu beseitigen.
    Unruhe begann sich mit neuer Hoffnung zu vermischen.
    Merg war mit allen Wassern gewaschen. Er kannte in der Stadt genug zwielichtige Typen, die ihm verpflichtet waren. Von ihnen würde er, wenn er schon Verdacht geschöpft hatte, Hinweise bekommen können, die ihn schließlich die richtige Spur finden ließen.
    Yamisch machte einen zweiten Rundgang, um in Bewegung zu bleiben, blieb aber plötzlich stehen und beschattete die Augen. Im Süden war ein dunkler Punkt über der Ebene, der schnell größer wurde.
    Ein Gleiter!
    Das konnte natürlich Zufall sein. Oft genug überflogen private oder gemietete Gleiter das Gebirge, zum Vergnügen oder um ein Ziel jenseits der Berge zu

Weitere Kostenlose Bücher