1115 - Bote des Unsterblichen
dunkel, um viel erkennen zu können. „Was soll das alles?" fragte er. „Wohin habt ihr mich gebracht?"
Braddoc stieß Gnom an und gab ihm so zu verstehen, daß er den Mund halten sollte. „Du befindest dich in Sicherheit, Yamisch, und es wird dir nichts passieren, wenn du vernünftig bist. In ein paar Tagen bist du wieder frei."
„Eine Entführung also? Na gut, wieviel Geld wollt ihr aus mir herauspressen?"
„Wer redet von Geld? Wir wollen nur, daß du dich ein paar Tage hier in der frischen Höhenluft erholst, das ist alles."
Yamisch wurde langsam munter. „Mein Bruder Merg wird schon herausfinden, was geschehen ist, und dann könnt ihr euch auf einiges gefaßt machen."
„Er hat nicht die geringste Ahnung, wo du jetzt bist", teilte Braddoc ihm wahrheitsgemäß mit. „Hier findet dich niemand. So, und nun wünschen wir dir eine gute Nacht. Versuche keine Flucht, sie wäre nur dein Tod. Die Felswände fallen dreihundert Meter senkrecht ab."
„lch werde ...", drohte Yamisch und wollte sich erheben, aber er sank mit einem Aufstöhnen wieder zurück.
Dann hörte er noch, wie der Gleiter startete.
Das leichte Geräusch verebbte schnell, und Yamisch konnte die absolute Stille, die ihn umgab, förmlich spüren. „Natürlich wollen sie Lösegeld!" murmelte er unsicher. „Aber da haben sie sich geschnitten. Ich glaube kaum, daß Merg zahlen wird, wenn er dazu aufgefordert wird. Und daß die Gauner mich umbringen, kann ich mir auch nicht vorstellen."
So ganz war er von dem, was er dachte und glaubte, nicht überzeugt, aber er war sicher, daß Merg alles unternehmen würde, um ihn zu befreien.
Mit diesem tröstlichen Gedanken schlief er endlich ein.
Während Merg von seinen Träumen geplagt wurde, versuchte Ellert erneut, das Bewußtsein des Springers in den Hintergrund zu drängen. Ihm schien, als hatte es in seiner Aufmerksamkeit ein wenig nachgelassen. Während seiner Bemühungen kam es einmal sogar zu einem kurzen mentalen Kontakt, der Ellert zwang, sich sofort wieder zurückzuziehen.
Merg wälzte sich unruhig auf seinem Lager hin und her. Ihm war zu warm, und im Halbschlaf ließ er die Bettdecke auf den Boden gleiten.
Elltert spürte das andere Bewußtsein wieder stärker werden.
Ganz allmählich keimte in ihm ein Verdacht auf.
Ein Verdacht, der sollte er sich bewahrheiten die Rettung bedeuten konnte... W. W. Voltas mußte zwei Stunden vor der verschlossenen Tür warten, ehe Merg endlich erschien und das Büro Öffnete. Er sah müde und unausgeschlafen aus. Mürrisch begrüßte er den Komplizen. „Alles gutgegangen", teilte er ihm mit, ehe eine Frage gestellt wurde. „Yamisch steckt irgendwo in den Bergen und erholt sich von den Strapazen seiner Geschäfte. Er bedeutet keine Gefahr mehr für uns."
Voltas setzte sich. „Verdammt kühl hier. Ich habe draußen zwei Stunden gefroren."
Merg warf einen Blick auf die Klimakontrolle. ,,Dreiundzwanzig Grad, wie immer hier. Aber wenn du meinst..."
Voltas sah, daß er ein wenig aufdrehte, und rieb sich die Hände. „Nun zum Geschäft, Merg. Ich habe gehört, daß wir noch immer mit einem verspäteten Eintreffen der Karawane rechnen müssen. Das gibt uns Zeit. Allerdings erhöht sich dadurch auch das Risiko, daß mit Yamisch etwas schiefgeht. Man wird ihn bald vermissen."
„Kaum. Er befindet sich auf einer Geschäftsreise. Wer will das hier auf Lepso schon nachprüfen?"
„Und die beiden Gauner? Werden die dichthalten?"
„Mit Geld stopft man alle Münder", knurrte Merg und wischte sich die ersten Schweißtropfen von der Stirn. „Wenn Woddle das hört..."
„Es ist mein Geld, und das geht ihn einen Dreck an."
Voltas nickte und krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch, nachdem er die Jacke ausgezogen und über die Stuhllehne gehängt hatte. „Jetzt ist es bald so warm hier wie in meinem Büro."
„Fünfundzwanzig Grad, verdammt noch mal! Jetzt reicht es mir. aber!"
Merg stand auf und ging wieder zu der Klimakontrolle. Auf halbem Weg zögerte er plötzlich und blieb stehen. Auf seinem Gesicht breiteten sich Unglauben und Erschrecken aus. Seine Beine begannen zu zittern. Unsicher drehte er sich um und kehrte zu seinem Sessel zurück, in den er sich fallen ließ. „lst dir nicht gut?" fragte Voltas. „Vielleicht ist es doch zu warm geworden. Soll ich zurückdrehen?"
„Nein!"Merg schrie es fast, aber er schrie es ganz offensichtlich gegen seinen Willen. In seinem Gesicht zuckte es unkontrolliert und so, als empfände er Schmerzen. Sein Blick
Weitere Kostenlose Bücher