1115 - Bote des Unsterblichen
Thermometer in der Brusttasche stieg auf dreißig Grad.
Ellert übernahm Merg ohne jede Schwierigkeit und blickte durch seine Augen hinauf zum Himmel.
Seiner Schätzung nach dauerte es noch fünf Minuten, ehe die Sonne erneut bedeckt wurde. Bis dahin rnußte er eine Lösung gefunden haben.
Auf keinen Fall konnte er damit rechnen, Mergs Büro zu erreichen, ohne wieder von dessen Bewußtsein verdrängt zu werden. Das Innere des Gebäudes stand unter dem Einfluß der Klimaanlage. Die Temperatur lag unter fünfundzwanzig Grad.
Sein Blick fiel auf den Gleiter.
Das war die Lösung!
Er beeilte sich und ließ Merg die Kabinentür öffnen, ohne jedoch das kühle Innere zu betreten. Er wartete eine Minute, bis die Sonnenwärme trotz der arbeitenden Klimaanlage die Temperatur in der Kabine soweit ansteigen ließ, daß er schnell hineinspringen und die Kontrollen hochschalten konnte.
Dreißig Sekunden später fiel der Schatten der großen Wolke auf das Landedach, aber in der Kabine herrschte schon eine Temperatur von achtundzwanzig Grad.
Aufatmend schloß Ellert-Merg die Tür, lehnte sich zurück und begann nachzudenken.
Die Situation war nicht gerade beneidenswert, wenn er auch im Augenblick Herr der Lage war. Wie aber sollte er den Gleiter verlassen, ohne erneut die Kontrolle über den Springer zu verlieren?
Der entführte Yamisch fiel ihm ein. Er war der einzige, der ihm jetzt helfen konnte, wenn er wahrscheinlich auch nicht begreifen würde, was in Wirklichkeit mit seinem Bruder geschah. Es würde Ellert keine andere Wahl bleiben, als ihn zumindest mit einigen Andeutungen zufriedenzustellen.
Gelegentliche Bewußtseinsspa!tungen Mergs klangen recht einleuchtend.
Ellert-Merg startete den Gleiter.Yamisch hatte ebenfalls gut geschlafen, wenn er auch mehrmals wach geworden war und vor Kälte schlotterte. In dieser Höhle waren die Nächte nicht gerade warm. Die Entführer hatten ihm zwar Decken dagelassen, aber die genügten nicht.
Als er aus der Höhle trat, empfingen ihn die wärmenden Strahlen der Sonne, die an einem wolkenlosen Himmel stand. Eine Stunde später allerdings war er wieder bedeckt, und die Sonne kam nur hin und wieder durch die Wolkenlücken. Aber es war ziemlich warm.
Er frühstückte und machte dann seinen schon gewohnten Rundgang, den er erst unterbrach, als im Süden ein Gleiter auftauchte. Wahrscheinlich waren das wieder die beiden Gauner. Er nahm sich vor, ihnen diesmal auf den Zahn zu fühlen. Vielleicht waren sie unvorsichtig genug, ihren Auftraggeber zu verraten.
Der Gleiter landete nicht weit vom Höhleneingang entfernt, aber die Kabinentür öffnete sich nicht.
Hinter der transparenten Kabinenkuppel war jemand, der ihm Zeichen gab, und erst als er näher heranging, erkannte er seinen Bruder.
Yamisch war nun fest überzeugt, daß Merg hinter der Entführung steckte. Allein schon deshalb, weil er nicht die Tür öffnete und herauskam. Der Schlanke hatte Angst vor ihm das war es!
Also ging Yamisch noch näher heran und winkte zurück. „Du kannst ruhig herauskommen!" rief er. „lch tue dir nichts."
Aber Merg gestikulierte weiter mit einer Hand. Die andere war mit irgendwelchen Kontrollen beschäftigt. Yamisch konnte sehen, daß sein Bruder schwitzte. Es mußte sehr heiß in der Kabine sein.
Die Stimme Mergs drang schwach nach draußen, aber Yamisch verstand nicht, was er sagte. Dann schob sich die Seitenscheibe ein kleines Stück in die Verkleidung. Nun war jedes Wort zu verstehen. „lch kann nicht rauskommen, Yamisch, sonst überkommt es mich wieder. Es ist schwer zu erklären, aber Tatsache ist, daß ich nur bei einer Temperatur von über fünfundzwanzig Grad normal bin.
Normal in positivem Sinn, verstehst du? In der Kabine ist es sehr warm. Wir müssen uns also so wie jetzt unterhalten."
„Hast du mich entführen lassen?" fragte Yamisch, ohne auf die seltsam klingende Behauptung seines Bruders einzugehen. „Warum?"
Ellert hatte keine andere Wahl, als Yamisch zumindest mit einigen Andeutungen zu dienen. „Das geschah, als die Temperatur absank. Du mußt mir glauben und mir vertrauen, dann wird alles eut. Vielleicht ist es eine Krankheit, die mich befallen hat, eine Seuche, die eingeschleppt wurde und die noch niemand kennt. Sie beeinflußt Mentalität, Charakter und das Bewußtsein. Bei entsprechender Wärme kommt sie nicht zur Geltung. Versuche, das zu begreifen, dann wird alles gut."
„lch begreife es aber nicht", sagte Yamisch und versuchte, die Kabinentür von außen
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