1115 - Bote des Unsterblichen
Also, du weißt Bescheid, Yamisch. Wenn dir ein Fehler unterläuft, kann uns beiden niemand mehr helfen."
Yamisch klopfte ihm auf die rechte Schulter. „Du kannst dich auf mich verlassen, auch wenn ich die Welt nicht mehr verstehe. Ich hoffe nur, daß du immer so bleibst wie jetzt, auch wenn du eines Tages wieder unter normalen Temperaturbedingungen lebst."
„lch hoffe es auch, Yamisch." Er öffnete die Tür, und Yamisch sprang hinaus. Er drehte sich um und winkte seinem Bruder beruhigend zu, während die Tür wieder zuglitt. Sekunden später verschwand er in Mergs Haus.
Ellert war es völlig klar, daß die gefundene Lösung nur eine vorübergehende sein konnte. Selbst wenn es ihm gelang, an Bord eines Schiffes zu gehen, dessen Ziel Terra war, so genügte ein geringer Temperaturabfall, um ihn wieder zu dem wahren Merg werden zu lassen. Und dessen Bewußtsein würde schon dafür sorgen, daß es auch so blieb. Es war leichter, die Temperatur unter fünfundzwanzig zu halten als darüber.
Die Haustür öffnete sich. Yamisch winkte ihm zu, unter dem Arm zwei oder drei zusammengewickelte Dekken. Ellert-Merg winkte zurück und legte die Hand auf den Türgriff des Gleiters. Yamisch kam herbeigerannt und warf die Decken durch den Türspalt, der sich sofort wieder schloß.
Ellert fühlte, daß die Decken noch immer heiß waren. Die fünf Meter im Freien hatten sie nicht gefährlich abgekühlt. Er wärmte sie erneut in der Kabinenhitze auf, wickelte sich in sie ein, holte tief Luft und sprang aus dem Gleiter. Er ließ sich Zeit, die Tür wieder zu schließen.
Fünf Sekunden später war er im Haus, von Yamisch gefolgt.
Die wohltuende Wärme, die ihn dort umfing, löste für den Augenblick alle seine Probleme.
Aufatmend ließ er sich in den bequemen Sessel sinken und streckte die Beine weit von sich. „Und nun, Yamisch, werden wir alles in Ruhe besprechen können."
Yamisch nickte zustimmend und ließ sich ihm gegenüber in einem zweiten Sessel nieder. „Das können wir, aber ich werde mir dazu eine Badehose anziehen müssen, sonst schwitze ich mich zu Tode.
5.
Braddoc und Gnom waren einigermaßen überrascht, als Foster ihnen am nächsten Tag die restliche vereinbarte Summe auszahlte und ihnen mitteilte, daß sie sich nicht weiter um den „Freund auf dem Berg" zu kümmern brauchten. Die Sache sei für sie erledigt.
Sie nahmen das Geld und wendeten sich wieder ihren üblichen Geschäften zu. Um über die mysteriöse Angelegenheit nachzudenken, fehlte jede Veranlassung. Dafür waren sie nicht bezahlt worden.
Ellert war froh, die beiden Ganoven auf diese Art losgeworden zu sein. Nun galt es nur noch, Dave Woddle und W. W. Voltas von der Notwendigkeit zu überzeugen, daß nichts aus dem Geschäft wurde.
Doch bevor das geschah, mußte noch etwas weit Wichtigeres erledigt werden: Die Amaranospflanzen in den hydroponischen Anlagen mußten restlos vernichtet werden, damit auch später kein Mißbrauch mit den Blumen getrieben werden konnte.
Sie saßen beim Frühstück. „Das ist eine Aufgabe, die ich dir überlassen muß, Yamisch. In den Anlagen herrscht eine ständige Temperatur von zwanzig Grad, das ist zu kalt für mich. Nimm dir zwei der Robotgärtner und sorge dafür, daß nicht eine einzige Pflanze übrigbleibt."
Die Anordnung war Musik in den Ohren Yamischs. Nun konnte er wirklich davon überzeugt sein, daß sein Bruder es ehrlich meinte. Er stieß einen erleichterten Seufzer aus und beendete sein Frühstück, um sich dann zu erheben. „lch mache mich gleich an die Arbeit", sagte er und ließ Ellert-Merg allein. Über die Visiphonanlage nahm dieser Kontakt mit Voltas auf. „lch muß mit dir sprechen, Voltas. Dringend! Komm zu mir, und bringe Woddle mit."
„Erst gegen Abend, ich habe Dienst, Merg. Was gibt es denn so furchtbar Wichtiges noch zu besprechen?"
„Das wirst du schon sehen. Ich erwarte euch also nach Dienstschluß."
„Na gut, wir werden kommen. Ich hoffe, du hast nicht wieder einen deiner verrückten Anfalle."
„Es ist alles in bester Ordnung", versicherte Ellert und drängte Mergs Bewußtsein zurück, das für Sekundenbruchteile die Oberfläche abzutasten versuchte.
Ellert unterbrach die Verbindung. Er war plötzlich beunruhigt. Die Temperatur lag weit über fünfundzwanzig Grad, und doch gelang es dem Bewußtsein Mergs, sich hin und wieder bemerkbar zu machen. Besonders nachhaltig war das geschehen, als Ellert Yamisch bat, die Pflanzen zu vernichten.
Und das war inzwischen auch
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