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1116 - Der Hexenkelch

1116 - Der Hexenkelch

Titel: 1116 - Der Hexenkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als wollte er mir etwas sagen.
    Es brauste in meinen Ohren, und ich hörte aus ihm immer nur die folgenden Worte hervor.
    »Bald… bald komme ich…«
    Zu sehen aber war nichts…
    ***
    Der alte Friedhof mit seinen alten Steinen und verwitterten Kreuzen lag in völliger Stille da. Nichts tat sich. Es befand sich niemand darauf, der Blumen goß oder an einem Grab stand und ein leises Gebet sprach. Nur der Wind wehte über ihn hinweg. Er spielte mit dem kargen Gras, er zupfte daran, als wollte er die Halme einzeln ausreißen, aber sie widerstanden wie sie immer widerstanden hatten.
    Moos und Flechten waren über den Boden gekrochen und hatten sich ausgebreitet. Sie klammerten sich auch an den Steinen fest und waren über die Kreuze gewachsen.
    Die Namen auf den Denkmälern waren kaum zu lesen, und sie interessierten uns auch nicht. Alan Friedman kannte sich hier aus. Er führte uns zu der Stelle, an der die Toten lagen, die Alana zum Opfer gefallen waren.
    Es war die hinterste und windigste Ecke des Friedhofs. Zwei nicht sehr hohe, aber schief gewachsene Bäume standen hier und hatten so etwas wie ein löcheriges Dach aus Zweigen über der Grabstätte ausgebreitet.
    Laub, Zweige und Gras bildeten eine Schicht, auf die Alan deutete. »Darunter liegen sie. Das haben Justin und ich erfahren. Es ist ja nicht so, als hätte man uns nicht gewarnt. Das ist schon der Fall gewesen.«
    »Auch Black?« fragte Suko.
    »Nein«, erwiderte Alan. »Er ist nicht dabeigewesen und hat sich zurückgehalten. Andere Leute haben uns gewarnt.«
    Ich räusperte mich. »Was halten Sie eigentlich von Black? Vertrauen Sie ihm?«
    »Wieso?«
    Ich sprach gegen ein Gesicht mit ungläubig geweiteten Augen. »Er weiß recht viel, denke ich mir. Er müßte ebenfalls ein Interesse daran haben, daß die Hexe nicht mehr länger existiert. Nur hat er meiner Ansicht nach so nicht reagiert. Er ist ziemlich zurückhaltend gewesen. Ich kann mir auch vorstellen, daß die Banshee hier auf Stormy Island einen Verbündeten hat.«
    »Nein. Nicht bei den Menschen.«
    »Seien Sie davon nicht so überzeugt«, sagte ich. »Die Menschen denken oft an sich. Es kommt auch immer darauf an, was man ihnen versprochen hat.«
    »Was könnte die Hexe denn versprechen?«
    Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung. Es war auch nur eine Vermutung.«
    »Dabei kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    Suko hatte sich nicht um uns gekümmert. Er war um das Grab herumgegangen. Nicht nur einmal, sondern mehrmals, und er hielt den Blick dabei gesenkt. Seine Stirn hatte er in Falten gelegt. Er sah aus wie jemand, der scharf nachdachte.
    Ich stoppte ihn, indem ich ihm in den Weg trat. »Hast du etwas gespürt?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er leise und schaute sich um. »Geheuer ist es mir hier nicht.«
    »Kannst du nicht deutlicher werden?«
    »Nein, aber es könnte sein, daß wir unter Beobachtung stehen. Sie weiß, daß wir Feinde sind. Wir sind ihr einmal entkommen. Ich kann mir denken, daß sie dies als Niederlage hinnimmt.«
    »Dann müßte sie reagieren.«
    »Das tut sie. Wenn nicht jetzt, dann später. Jedenfalls will meine Unruhe nicht verschwinden. Sie hat sich etwas für uns ausgedacht. Ich glaube nicht, daß Stormy Island für mich zu einer Heimat werden konnte.«
    »Klar, für mich auch nicht, aber…«
    Der leise Schrei alarmierte uns. Wir drehten uns um, und dann sahen Suko und ich, wie Alan Friedman auf der Stelle stand, aber in eine bestimmte Richtung wies. Er brauchte den Arm erst gar nicht zu heben, wir wußten auch so, was er meinte.
    Da stand das Flugzeug. Vorhin hatten wir die Kinder gesehen. Jetzt waren sie nicht mehr da.
    Vor der Maschine stand mit hochgereckten Händen und den gläsernen Kelch umklammernd die Banshee Alana…
    ***
    Friedman stieß einen Fluch aus. »Ich dachte es mir!« flüsterte er dann. »Verdammt, ich habe es mir gedacht! Es ist ihr Spiel, und wir sind die Puppen.«
    Auch Suko und mir gefiel es nicht, die Gestalt vor dem Flugzeug zu sehen. Sie wußte, daß wir sie beobachteten, denn sie schaute in unsere Richtung. Dann fing sie an zu tanzen. Zuckend bewegte sie sich von einem Bein auf das andere. Sie war sich ihrer Sache sehr sicher, und wenn uns nicht alles täuschte, wehte uns sogar ihr kaltes Lachen entgegen.
    Der Hexenkelch schien zwischen ihren Handflächen zu kleben. Jedenfalls rutschte er auch bei heftigen Bewegungen nicht hervor. Sie tanzte weiter, und so wie sie aussah, war sie dabei, ihre Macht zu genießen.
    Ich schaute Suko an, der

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