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1117 - Das Gedankenmonster

Titel: 1117 - Das Gedankenmonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich aber wieder.
    Merg begann zu schwitzen.
    Wenn der Stromer nicht bald verschwand, würde er noch die Aufmerksamkeit der Nachbarn auf sich ziehen.
    Jetzt begann er auch noch zu singen, falsch zwar, aber desto lauter.
    Kurz entschlossen betätigte Merg den Türöffner.
    Der Stromer unterbrach seinen „Gesang" und stierte ungläubig auf die sich öffnende Tür, dann verzog sich sein verwüstetes Gesicht zu einem breiten Grinsen.
    „Na, also!" lallte er. „Ich wußte doch, daß du freigbsch..." Er winkte ab, dann nahm er torkelnd Kurs auf die Türöffnung und traf sie tatsächlich, obwohl seine rechte Schulter ziemlich unsanft am Stahlrahmen entlangschrammte.
    „Denise, wo bist du?" dröhnte seine Stimme gleich darauf durch die Vorhalle.
    „Hier!" rief Merg aus dem Arbeitszimmer mit verstellter hoher Stimme.
    Er nahm die bronzene Statuette in die Hand, mit der er schon Denise getötet hatte und wollte sich neben die offene Tür stellen. Doch da erschien der Stromer bereits.
    Überrascht blieb Merg stehen. Im ersten Augenblick bemerkte er den metallisch blinkenden Gegenstand nicht, den der Stromer in der rechten Hand hielt - und der Mann schien nicht zu sehen, daß sein Gegenüber nicht Denise Ferency war. Seine Augen glitzerten eigentümlich.
    Er ist ein Befallener! durchfuhr es Merg.
    Im gleichen Augenblick hob der Stromer die rechte Hand. Es knallte schockierend laut.
    Merg verspürte einen harten Schlag auf dem Schädel. Ihm wurde schwarz vor Augen, und er fiel hin. Aber er verlor nicht das Bewußtsein, und er wußte auch, warum nicht. Das Projektil aus der urtümlichen Feuerwaffe, des Stromers hatte nur die Howalgoniumplatte auf seinem Schädel gestreift.
    Der Stromer hielt ihn offenbar für tot, denn er steckte die Waffe ein, kam und beugte sich über ihn.
    Der Springer hatte beim Sturz die Statuette fallen lassen. Er schnellte seinen Oberkörper hoch. Seine Hände legten sich gleich Stahlklammern um den Hals des Mannes und drückten zu. Er ließ nicht locker, bis der Körper seines Opfers erschlaffte.
    Schaudernd ließ Merg den Toten los, eilte in die Naßzelle und stellte sich unter die Dusche. Er drehte nur das kalte Wasser auf, denn er ahnte, daß die Aufregung seine Körpertemperatur hochgetrieben haben könnte und daß das unter Umständen den gleichen Effekt bewirkte wie eine Erhöhung der Lufttemperatur.
    Er lachte hämisch, als er den verzweifelten Versuch des Ellert-Bewußtseins spürte, die Kontrolle über seinen Körper zu übernehmen.
    „Kein Glück gehabt, wie?" spottete er. „Du schaffst es nie wieder. Nur Verräter können mir gefährlich werden. Aber Verräter leben nicht lange."
    Er dachte dabei an seinen Bruder Yamisch, und erneut überflutete ihn eine Welle des Hasses - und plötzlich war er besessen von dem Gedanken, ihn für seinen Verrat zu bestrafen.
    Er schaltete die Dusche ab, trocknete sich ab und durchsuchte die Einbauschränke des Hauses. Triumphierend lachte er, als er feststellte, daß Comack Ferency ungefähr die gleiche Größe und Statur gehabt hatte wie er. Er kleidete sich ein, schminkte sein Gesicht im Schlafzimmer von Denise hellbraun und betrachtete sich im Spiegel.
    Die Haare!
    An ihnen könnte er trotz aller Verkleidung erkannt werden. Außerdem hatte die Kugel eine Furche hineingerissen.
    Merg suchte vergeblich nach einer Perücke, bis ihm einfiel, daß er sie ja nur über den Computer-Terminal zu bestellen brauchte. Wenige Minuten später landete eine Perücke mit mächtiger feuerroter Lockenmähne im Auffangkorb des Rohrpostanschlusses. Der Springer setzte sie auf und stellte fest, daß sie ihn stärker verwandelte als die Kleidung.
    Er holte den Kombilader, dann überlegte er es sich anders, legte die voluminöse Waffe weg und fischte die Feuerwaffe aus der Kleidung des toten Stromers. Es handelte sich um einen Trommelrevolver vom Kaliber neun Millimeter. In der Trommel steckten außer einer leeren Hülse noch fünf Patronen.
    Merg zog sich Handschuhe an, schleifte den Toten in die Vorratskammer und packte ihn in die Kühltruhe, auf den erstarrten Leichnam der alten Frau. Danach verließ er das Haus...
     
    *
     
    Ernst Ellert - beziehungsweise sein Bewußtsein - war entsetzt. Er hatte gewußt, daß Merg Coolafe ein Verbrecher war, aber nicht geahnt, daß er sich auch noch als kaltblütiger Mörder entpuppen würde.
    Als der Springer aus heiterem Himmel heraus die nichtsahnende und vertrauensselige Frau umbrachte, hatte ihm das einen solchen Schock versetzt,

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