Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1117 - Herr über Leben und Tod

1117 - Herr über Leben und Tod

Titel: 1117 - Herr über Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Schwitzen. Die Beklemmung war immer stärker geworden. Sie hatte das Gefühl, als drängten unsichtbare Wände von verschiedenen Seiten auf sie zu und nahmen ihr die Luft.
    »Nun?«
    »Wollen Sie sterben?«
    »Nein, und ich werde auch nicht sterben. Wir sind hier allein. Sie werden doch nicht so dumm sein und schießen wollen. Aber machen Sie ruhig weiter. Ich möchte mich nämlich umziehen.«
    »Bitte?«
    »Ja, Sie haben richtig gehört. Ich ziehe mich um.« Er lachte und drehte sich dann weg.
    Jane verstand die Welt nicht mehr. Sie hätte sich gern an den Kopf gefasst, um ihn zu schütteln. Was sie hier erlebte, war ihr völlig neu, aber sie steckte in einer Falle, und daran ließ sich nun mal nichts ändern oder schönreden.
    Vernon Taske war an die weiße Wand herangegangen. An irgendeine, denn er wusste ja, wo er hin musste. Jane sah, dass es keine Wand war. Eine Tür glitt fast lautlos zur Seite, und dann stand der Hellseher vor einer Öffnung.
    Um Jane kümmerte er sich nicht. Er begann, sich auszuziehen.
    Sein Jackett legte er ab. Das Hemd folgte, die Hose ebenfalls. Socken trug er nicht, und er stand schließlich nur mit einem schwarzen Slip bekleidet da.
    Lächelnd winkte er Jane zu, bevor er in den Schrank griff und etwas daraus hervorholte. Bei dieser Bewegung sah Jane auch das Schimmern auf seiner Brust, das sich wie ein goldener Reflex auf seinem Körper ausbreitete.
    Das musste das Amulett sein, das auch John Sinclair erwähnt hatte. Vernon Taske fasste es an und hob es dabei von seiner Brust ab.
    Zugleich durchlief ihn ein Zittern. Er legte den Kopf zurück, atmete schwer und stieß fast gleichzeitig Worte aus, die Jane zwar verstand, deren Sinn sie aber nicht erfasste. »Wenn der Herr über Leben und Tod befiehlt, dass dein Leben beendet ist, dann soll es beendet sein!«
    Er brüllt auf. Das Amulett in seinen Händen gab einen grellen Schein ab, der flackernd über die Gestalt des Mannes huschte und als Widerschein die Decke erreichte, bevor er wieder in sich zusammenfiel.
    Veritas atmete schwer. Er stützte sich an der Schrankkante ab und drehte sich langsam zu Jane Collins hin, die ihre eigene Lage so gut wie vergessen hatte.
    »Es ist passiert«, sagte der Hellseher.
    »Was?«
    »Er lebt nicht mehr!«
    »Wer?«
    Der Mann lachte kratzig. »Einer, der einmal zu mir gehört hat und der Besuch von Ihrem Freund John Sinclair bekam. Aber er wird nichts mehr sagen können. Sein Kopf ist explodiert!« Nach diesen Worten warf der Hellseher die Arme hoch und schickte sein gellendes Lachen gegen die Zimmerdecke.
    Seltsamerweise glaubte ihm Jane jedes Wort. Sie wusste schließlich auch, wohin Suko und John gefahren waren. Taske hätte es normalerweise nicht wissen können, aber er war trotzdem informiert, und das steigerte bei Jane die Furcht.
    Er wechselte das Thema. »Was ist los? Du bist ja immer noch da?«
    Seine Worte hatten den höflichen Klang verloren. Er sprach jetzt auch anders mit ihr. »Was ist? Willst du es nicht probieren?«
    »Sie werden öffnen!«
    »Nein, ich werde mich umziehen. Mich verkleiden, zu Veritas werden, damit wir mit unserem Spaß beginnen können.« Abermals ließ er Jane links liegen. Für ihn war das Kleidungsstück viel wichtiger, das er aus dem Schrank holte.
    Zum ersten Mal sah Jane den roten Umhang, von dem auch schon John Sinclair gesprochen hatte. So hatten John und Suko den Hellseher kennen gelernt. Sie hätte jetzt eigentlich schießen müssen, doch die Hemmschwelle war zu groß.
    Ihr fiel etwas anderes ein. Und sie wollte den Plan in die Tat umsetzen, so lange der Hellseher noch mit sich selbst beschäftigt war.
    Aber es musste schnell gehen, verdammt schnell. Zwar wollte sie Vernon Taske nicht gerade übermenschliche Kräfte zugestehen, aber er war um einiges besser als andere.
    So leise und so rasch wie möglich lief sie los. Schon nach dem ersten Schritt wurde alles anders. Jane Collins kam sich vor wie in einem Film. Die normale Welt rückte von ihr ab. Oder entrückte sie dieser Welt? Sie konnte es nicht so genau sagen. Alles veränderte sich. Sie lief, sierannte, doch sie kam nicht von der Stelle.
    Es waren Bewegungen wie auf einem Band, das zu ihr entgegengesetzt rollte. Sie bewegte die Füße, doch sie kam nicht von der Stelle. Zugleich nahm Jane wahr, dass Taske den Kopf gedreht hatte. Er war mit seiner Umkleideaktion noch nicht fertig. Das rote Gewand hing an einer Kante der Schranktür wie ein Lappen nach unten.
    Er hatte ihr sein Gesicht zugedreht. Ob sie

Weitere Kostenlose Bücher