1119 - Gestrandet unter blauer Sonne
Tagesfeuer leuchten, haben wir die Hirjymen niedergemacht."
Die schweren Mborra trampelten mit den schwarzen Hufen im Takt vorwärts. Die Sättel waren voller Krieger und Waffen. Immer wieder senkten die sechsfüßigen Giganten die hornigen Schädel und versuchten, einzelne Krieger oder die Wagen mit den langen, federnden Deichseln umzurennen. Die Spitzen des ausladenden Gehörns waren tödliche Waffen. Immer schneller rannten die Ssuinos und stießen ein quäkendes Gebrüll aus, wenn die Stacheln sich in die borstige Haut bohrten und nach einigen Dutzend Sprüngen wieder abfielen. Die Erregung der Zugtiere übertrug sich auf die Mborras, die schneller dahinrannten. Die, Körper der Kuluam-Krieger wurden hochgeworfen und durchgerüttelt.
Marr'Gollg und Vu'Harvam überholten die kleinen Wagen, das Mborra rammte einen Baum nieder und setzte sich an die Spitze der Nomadenkämpfer. In einer breiten Kampflinie, länger als fünf Bogenschüsse, wälzten sich die ratternden Wagen und die stampfenden Riesentiere über die Felder, kreuzten schmale Pfade und donnerten durch das aufspritzende Wasser schmaler, seichter Bäche. Vor den Kuluam, weit hinter der rauchenden Silhouette der Siedlung, zeigte sich eine erste Spur Helligkeit. Die schmalen Räder schnitten tiefe Furchen in das weiche Erdreich, und hinter den kantigen Hufen der Mborras wirbelten fette, schwarze Stücke Rasen und Lehm durch die Luft.
Voraus, auf den Mauern, erschienen die kleinen Gestalten der Hirjymen. Sie waren bewaffnet. Hinter ihnen brannten Feuer, und fetter Rauch kroch vor den kantigen Häusern träge in die Höhe.
„Sie haben alles, Marr'Gollg!" ächzte Te'Larrno im Vorgefühl des Kampfes und der leichten Beute. „Alle Geheimnisse aus zwei eisernen Bergen, die aus den Sternen heruntergefallen sind."
„Wir werden uns alles holen!" brummte der Anführer und hob seine schartige Waffe. „Die Fremden, die vom Himmel gefallen sind, kämpfen gegen die Hirjymen."
„Wir machen sie alle nieder."
Von der Burg aus erklangen schrille Töne aus einem seltsamen Blasinstrument. Die Laute schnitten hart in die Ohren der Mborras und erzeugten in den Tieren kochende Wut.
Sie verdoppelten ihre Anstrengungen und ihre Geschwindigkeit, ohne daß die Nachtmänner mit den Lenkstöcken nachzuhelfen brauchten. Die Reihe der Kämpfer zog sich immer mehr auseinander, aber keines der Gespanne blieb zurück. Die Ssuinos grunzten grell und rannten wie irrsinnig.
„Vordämmerang", keuchte Marr'Gollg. „Unsere Zeit. Die Stunde, in der die Kuluarn die besten Kämpfe gekämpft haben. Noch kurze Zeit, Vu'Harvam."
Die Nomadenkrieger griffen nach ihren Waffen. Marr'Gollg schwang seinen langen Kampfkornu. Bogensehnen summten, Pfeile raschelten mit den starren Federn. Die eisernen Spitzen der Speere und Lanzen klirrten gegeneinander und gegen die hornigen Stellen der kantigen Mborra-Schädel. Mehr und mehr Hirjymen bevölkerten die Mauern und blickten starr auf die herandonnernden Nomaden. Die Ssuinos kreischten, grunzten und schrieen, aber die Dornen in ihrer Haut trieben sie vorwärts. Im ersten Licht der Dämmerung zeigten sich mehr Einzelheiten. Aus dem brennenden und rauchenden Tor der Siedlung rannten hochaufgeschossene Gestalten auf den Waldrand zu.
Marr'Gollg erinnerte sich an viele andere Kämpfe gegen die Hirjymen und verzog sein hartes, dunkles Gesicht zu einer schrecklichen Grimasse. Sie, die Kuluam, hatten immer gesiegt und sich nachher zurückgezogen mit all der Beute und den geraubten Weibern.
Die hölzernen Mauern rückten näher heran, und hinter ihnen zuckten noch immer die dröhnenden Waffen der Fremden auf. Die Nomaden hatten sich beraten: über die wunderbaren Donnerschläge, die Feuerbälle und die dahinrasenden Eisenmassen aus der Welt zwischen den Sternen waren für sie Geschenke des namenlosen Himmels. Die beiden Enden der Kampflinie krümmten sich - weil die Ssuinos schneller rannten als die wuchtigen Mborras - wie die Scheren eines Krebses nach vorn und näherten sich in einer umgreifenden Bewegung den Mauern, Rampen und Türmen der Bohlenburg.
„Das Tor ist offen. Dort werden wir hineinrennen", schrie der Anführer.
Etwa sechzig Krieger saßen in den knarzenden Sätteln der zwanzig Mborras. Die Riesentiere, von den Lenkstöcken und deren scharfen Zacken angetrieben, rannten auf die glimmenden Teile der Anlage zu. Das scharfe Knallen der Peitschen mischte sich in das langgezogene Keuchen der Tiergiganten. Jeder Nachmann hatte jetzt seine
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