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112 - Der tägliche Wahnsinn

112 - Der tägliche Wahnsinn

Titel: 112 - Der tägliche Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingo Behring
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weitere Kollegen, Steffen und Kevin, sie bildeten den Wassertrupp. Während Dieter und ich unseren Luftvorrat in den Atemschutzgeräten checkten, holten sie die Handfunkgeräte aus den Ladehalterungen und schalteten sie ein, damit wir sie in der Brusttasche der Brandschutzjacke versenken konnten. Wir setzten die Atemmasken und unseren Helm auf, bevor wir die Schutztücher, die an den Helmen angebracht sind, nach vorne klappten, um auch am Hals keine Angriffsfläche für die zu erwartende Hitze zu bieten. Dieter teilte den Wassertrupp ein: «Kevin, du suchst für den Maschinisten den nächsten Hydranten, und du, Steffen, unterstützt uns beim Legen der Angriffsleitung.»
    Da man als Träger eines Atemschutzgeräts schlecht an seinen Maskenanschluss kommt, schraubten uns Kevin und Steffen unsere Luftleitungen an die Masken. Hohl und zischend hörte man fortan jeden unserer Atemzüge. Mir war etwas flau im Bauch. Erst vor einigen Wochen hatte ich den Alarmdienst aufgenommen, und wenn sich der Wohnungsbrand bestätigte, war heute Nacht mein erster «heißer» Atemschutzeinsatz, womöglich mit Menschenrettung. Gleich musste alles ganz schnell gehen, unnötige Fehler würde dem Vermissten nur wertvolle Zeit kosten – Zeit, die er zum Überleben brauchte. Bei einem Brand füllt sich die Wohnung sehr schnell mit giftigem Rauch, der einem den Atem und die Sicht nimmt. Kann man sich dann nicht schnell genug ins Freie oder in ein rauchfreies Zimmer retten, fehlt einem innerhalb kurzer Zeit die Luft …
    Die Fahrt dauerte vielleicht zwei Minuten bis zum Ziel – ein dreigeschossiges Wohn- und Geschäftsgebäude. Hohe Fenster und bröckelnde Stuckarbeiten beherrschten die heruntergekommene Fassade, im Erdgeschoss war ein Schreibwarenladen untergebracht. Einige Hausbewohner und Nachbarn standen auf der Straße und winkten uns aufgeregt zu. Als wir vorfuhren, sahen wir dichten Rauch aus mehreren Fenstern im ersten Stock herausquellen. Unser Gruppenführer gab über Funk Rückmeldung an die Leitstelle: «Bestätigter Wohnungsbrand, ein Trupp mit C-Rohr im Innenangriff vor!»
    Das Löschfahrzeug hielt. Dieter schnappte sich eine Handlampe und den Behälter mit einer Fluchthaube, einer Art Kapuze mit Filter, die es einer gefundenen Person ermöglicht, sich mit uns durch den Rauch ins Freie zu retten. Er stieg aus, und um sich vor unserem Einsatz noch zu orientieren, fragte er die Bewohner vor dem Haus: «Gibt es besondere Zugänge zur Brandwohnung? Werden noch weitere Menschen in dem Haus vermutet? Oder sind mittlerweile alle sonstigen Bewohner draußen?»
    Rasch sprang ich aus der Kabine und holte mir einen Schlauchtragekorb – darin liegen drei gekuppelte Schläuche in Buchten – sowie ein Strahlrohr aus den Gerätefächern. Den Schlauch schloss ich an den Verteiler an, den Steffen schon vor die Haustür gelegt hatte, bevor er ihn mit der Pumpe des Löschfahrzeugs verband. Dieter stand jetzt neben mir: «Die rechte Wohnung im ersten Stock, da soll es brennen. Dort wird auch der Mann vermisst.»
    Alles war jetzt so weit geregelt, um in den Hausflur zu gehen. Dieter mit der Lampe vorweg, um den Weg zu erkunden, ich mit dem Schlauchtragekorb hinterher, aus dem die Buchten nach und nach ausliefen. Bereits beim ersten Treppenabsatz waberte uns eine dicke Rauchdecke entgegen. Da wir dadurch nicht erkennen konnten, wo das Feuer war und wann wir Löschwasser brauchen würden, hielt Dieter einen Moment lang inne. So konnte ich ausreichend Schlauchreserve aus dem Tragekorb auf die Treppe ziehen und das Strahlrohr anschließen. Er griff zum Funkgerät. «Maschinist für Angriffstrupp, Wasser, marsch!», klang es hohl aus seiner Maske. Der Maschinist quittierte den Befehl, einen Moment später füllten sich die Wasserdärme und schlugen auf der Treppe hin und her, bis der vollständige Druck in ihnen aufgebaut war. Jetzt konnte es weitergehen.
    Eine Wärmebildkamera hatten wir damals noch nicht, um durch den Rauch sehen und uns orientieren zu können. Der Qualm war so dicht, dass wir trotz unserer Handscheinwerfer keine Armeslänge nach vorn blicken konnten. Es ging nur noch kriechend und tastend vorwärts. Dieters zischende Atemgeräusche waren ein guter Wegweiser, und so robbte ich an der Flurwand entlang, zerrte am Schlauch und hielt mich an den Stiefeln meines Kollegen, die ab und zu kurz vor meinem Gesicht aus der dichten Wand aus Brandgasen auftauchten. Dieter suchte die Wände des Hausflurs nach der Wohnungstür.
    «Hallo? Ist hier

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