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112 - Der weiße Mönch

112 - Der weiße Mönch

Titel: 112 - Der weiße Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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war jetzt nichts mehr zu sehen, sie hatten sich versteckt; nur der zweite Vampir zog über der Ruine seine Kreise.
    Abis Augen entdeckten eine Gestalt vor dem Gürtel des düsteren Waldes. Er winkte seinen drei Gefährten zu. „Kommt! Wir nehmen den Burschen unter die Lupe."
    Der Vampir auf der Klostermauer schlürfte laut, und Herbert fuhr zusammen. Karl und Ullrich drängten sich an dem Dänen vorüber, um von der abscheulichen Kreatur fortzukommen. Nur Abi ging geradezu aufreizend langsam davon, bereit, dem Biest den Hals umzudrehen, sobald es sich auf ihn warf.
    „Dich möchte ich mal kosten", tuschelte der Vampir.
    „Versuch es!" erwiderte Abi furchtlos.
    Der Vampir kicherte. „Später. Ich habe Anweisung, dich noch aufzusparen. Halte dich wacker, Freundchen!"
    Er saugte zischelnd die Luft zwischen den Zähnen ein, klappte sein Maul zu und erhob sich schwerfällig.
    Abi fluchte kräftig, schritt dann an den drei anderen Männern vorüber und setzte sich wieder an die Spitze. Rasch waren sie bei dem Fremden am Waldrand. Dieser traf keine Anstalten, sich zu entfernen. Neugierig blickte er den vieren entgegen. Er schaute auch zu den Vampiren auf, die sich jetzt höher emporgeschraubt hatten und eher wie harmlose Fledermäuse oder fliegende Füchse anmuteten.
    Abi musterte den fremden Mann mißtrauisch. Dieser entpuppte sich als weißhaariger, gebückt dastehender Greis, dessen Alter sich schwer schätzen ließ. Zweifellos war er über die Achtzig hinaus, vielleicht auch über die Neunzig; ein uralter Mann, der sich trotz der vielen Falten im Gesicht und der schlechten Körperhaltung in ausgezeichneter physischer Verfassung zu befinden schien. Sein weißes Haar hing bis über die Schultern herab, und er trug ein Stirnband, über dessen Bedeutung sich keiner der vier im klaren war.
    Als Abi Flindt ihm gegenübertrat, legte der Alte den Kopf ein wenig schief, blinzelte und sagte: „Guten Tag, mein Freund! Mit wem habe ich das Vergnügen?"
    Abi nannte seinen Namen, dann auch die seiner Leidensgenossen. „Und wer bist du, Alter?"
    „Mein Name tut nichts zur Sache. Ich habe mich von ihm getrennt - wie ich auch allen Plunder, dee mich mit dem irdischen Jammertal verband, abgelegt habe. Ich bin ein Eremit. Würde ich Diogenes heißen und würde der Himmel nicht wolkenverhangen sein, so würde ich jetzt sagen: Geh mir ein wenig aus der Sonne, mein Freund!"
    „Der will uns auf den Arm nehmen", meinte Karl verdrossen.
    Wie Ullrich und Herbert schaute auch er immer wieder gehetzt zu den schwebenden Vampiren auf. „Hör zu", sagte Abi rasch, „wir haben keine Zeit, groß mit dir zu philosophieren, alter Mann." Er wies mit dem Finger über die Schulter zurück. „Kennst du dich in der Klosterruine aus?"
    „Das will ich meinen."
    „Wie weit sind die beiden nach unten führenden Gänge verschüttet?"
    Der Greis lächelte wissend. Seine Augen funkelten verschmitzt. „Es würde schon einen Tag in Anspruch nehmen, sie mit bloßen Händen freizulegen. Doch das ist nicht notwendig. Ihr könnt von Glück sagen, mich getroffen zu haben. Es gibt noch einen dritten Zugang zum unterirdischen Gewölbe."
    Abis Miene war plötzlich nicht mehr vom Haß gezeichnet. Er vergaß in diesem Augenblick die Dämonen in seinem Rücken völlig. Fasziniert blickte er den Eremiten an. „Mein Gott - würdest du dich bereit erklären, uns dort hinunterzuführen?"
    „Euch vier?"
    „Ja"
    „Dagegen habe ich nichts einzuwenden", antwortete der Alte mit Würde.
    „Es springt ein gutes Trinkgeld für dich heraus", sagte Abi.
    Diesmal rückte der Alte ein wenig von ihm ab und schnitt eine Grimasse, als hätte man ihn zutiefst beleidigt. „Aber mein Freund! Habe ich dir nicht gerade erklärt, daß ich jeglichem weltlichen Schmutz abgeschworen habe? Was sollte ich wohl mit Geld anfangen? Nein, nein, ich stelle nur eine einzige Bedingung."
    „Und die wäre?"
    „Nach der Führung durch das Gewölbe leistet ihr mir noch ein wenig Gesellschaft. Ich bekomme so selten Menschen zu Gesicht, habe so wenig Gelegenheit, mit jemandem einen Gedankenaustausch zu pflegen. Vielleicht ist dies der einzige Nachteil an meinem Einsiedlerdasein."
    Der Däne atmete auf. „Wenn's weiter nichts ist. Gern, alter Mann. Meine Hand darauf. Wir bleiben noch eine Weile bei dir und muntern dich auf." Er streckte eine Hand aus und drückte die ausgemergelt wirkende Rechte des Eremiten, die doch über erstaunlich viel Kraft verfügte. „Wenn du dich schon so gut auskennst",

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