1121 - Wenn Totenmasken leben...
zustimmten. Das ist im Prinzip alles.«
Damit gab sich Jane vorläufig zufrieden. Ihre nächste Frage zielte in eine ganz andere Richtung. »Wir haben oben in der Küche die Leiche eines Briefträgers gefunden. Wer hat den Mann getötet?«
Conrad Montego senkte den Blick. Sein Sohn hatte Angst, in seinem Vater einen Mörder zu sehen, aber der kam ihm mit seiner Antwort zuvor. »Sie hat ihn getötet.«
»Und warum?« Er schluckte.
»Jolanda wollte nicht, dass er unser Geheimnis weitererzählte.« Jane konnte es nicht glauben. »War das wirklich der Grund?« fragte sie leise. »Es gibt keinen anderen.«
»Und Sie haben es nicht verhindert?«
»Es war mir nicht möglich.« Abgründe taten sich auf. Jane rechnete damit, dass sie die Grenze noch nicht erreicht hatten. »Wo befindet sich Jolanda Juffi jetzt?«
Conrad Montego ließ sich Zeit mit er Antwort. Er schob seine Unterlippe vor, senkte den Blick und hob die Schultern. »Sie ist noch hier.«
»Im Haus?«
»Ja.«
»Wo genau?«
Er hob den linken Arm. Mit dem abgespreizten Daumen deutete er über seine Schulter. »Sie befindet sich in den Raum, aus dem ich gerade gekommen bin.«
Diese einfach dahingesagten Worte ließen bei Jane Collins trotzdem die Alarmglocken schrillen. Wenn das so einfach war, dann fragte sie sich, warum die Juffi nicht auch in den Kellergang getreten war. Lauerte sie im Hintergrund, um plötzlich und unerwartet eingreifen zu können?
»Können wir mit ihr sprechen?«
»Ich glaube nicht!« lautete die leise Antwort.
»Warum nicht?«
»Es geht nicht.«
Jetzt griff Alan ein. »Bitte, Vater, wir müssen einfach zu ihr. Bitte, du musst…«
»Junge«, unterbrach er ihn. »Junge, du weißt nicht, was vorgefallen ist. Du hast keine Ahnung von Hexen, von der Hölle und vom Teufel. Es tut mir leid, aber ich kann dir nicht mehr sagen, und ich werde es dir auch nicht ersparen können.«
»Was kannst du mir oder uns nicht ersparen, Vater?«
Conrad Montego überlegte noch einige Sekunden, bevor er nickte und sich dabei drehte. »Kommt mit.«
Sie ließen ihn vorgehen. Der junge Montego trat dicht an Jane Collins heran. »Verstehen Sie das?«
»Nein. Aber ich glaube, dass Ihr Vater uns sehr bald die Lösung präsentieren wird.«
»Hoffentlich.«
Jane sah die Dinge nicht so optimistisch und sagte: »Machen Sie sich auf eine böse Überraschung gefasst.«
»Wegen der Juffi?«
»Ja.« Mehr sagte sie nicht. Außerdem hatte Conrad Montego die andere Kellertür schon so weit aufgezogen, so dass sie über die Schwelle treten konnten. Hier brannten keine Kerzenflammen. Das normale Deckenlicht reicht aus.
Der Schock erwischte beide, und Alan stärker als Jane. Der junge Montego blieb plötzlich stehen und presste seine Handflächen gegen die Lippen. Seine Augen waren weit aufgerissen.
Sein Vater war zur Seite getreten. Er hatte beiden Ankömmlingen den Blick freigegeben.
Der kopflose Körper lag auf dem Boden inmitten einer Lache aus Blut, die aus dem Halsstumpf hervorgetreten war. Es war ein grauenvoller Anblick.
Auch Jane sagte nichts. Ihre Gedanken bewegten sich. Wo ein Körper war, musste es auch einen Kopf geben. Und den sah sie, als sie nach links schaute.
Der Kopf schwamm in einem Gefäß, das mit einer Flüssigkeit gefüllt war. Das Gesicht war so gedreht, dass Jane es anschauen konnte. Auf einer Werkbank lag eine blutige Säge.
»Ich musste es tun«, sagte Conrad Montego kaum hörbar…
***
Das Schweigen danach zerrte an den Nerven der drei Lebenden.
Jane und Alan wagten kaum zu atmen. Sie fühlten sich in dieser Atmosphäre wie zwei Fremdlinge, und der ältere Montego stand mit gesenktem Kopf da und hatte die Hände ineinander verschlungen.
Schließlich nach einem tiefen Atemzug fragte Jane: »Sie haben es getan, nicht wahr?«
»Ja.«
»Warum?«
»Weil ich es tun musste. Ich habe dazu meine Säge genommen. Es ging sogar recht leicht. Ich habe sie zuvor niedergeschlagen. Sie hat nichts mehr gemerkt. Sie hat auch nicht geschrien. Alles lief sehr glatt, aber jetzt ist es vorbei.«
»Nicht für Sie, Mr. Montego. Sie sind ein Mörder. Sie haben eine Frau auf die scheußlichste Art und Wiese getötet, die man sich nur vorstellen kann.«
Das harte Lachen erschreckte die Detektivin und auch Alan. »Ich habe es doch tun müssen!« schrie Conrad los. »Ja, ich habe es tun müssen. Es gab keine andere Möglichkeit für mich.«
»Warum denn, Vater?«
Montego starrte seinen Sohn an. »Auch für dich habe ich es getan, wenn du so
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