Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1123 - Brutstätte der Synchroniten

Titel: 1123 - Brutstätte der Synchroniten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ausgebildet und wie in Ruhestellung an den Körper gepreßt und angewinkelt. Die schwarze Behaarung war dicht, die weichen Fußballen dagegen so zart wie bei einem Neugeborenen. Die Haut des kugelrunden Kopfes war dunkelgrau und würde sich erst in der letzten Entwicklungsphase aufhellen. Die vier Augen und Atemschlitze waren geschlossen, der Klon wurde künstlich beatmet und intravenös mit Nährlösungen versorgt. Der Mund wirkte durch die fest zusammengepreßten Hautlappen wie zusammengewachsen.
    „Ich glaube, ich kann mit dir zufrieden sein, Dam", sagte Sar-Sarrassan. „Ich danke dir im Namen des Volkes, daß du das Risiko auf dich nimmst, ihm einen Stammvater zu geben. Nur - könntest du des Gen-Demoods Entwicklung nicht beschleunigen?"
    „Hier entsteht nicht irgendein Synchronite, an dem gewisse Mutationen der Erbanlagen tolerierbar wären", erwiderte Dam-Krasseur, schaltete die Beobachtungsanlage des Brüters ab und sicherte sie vor dem Zugriff durch Unbefugte. „Wir machen einen vollwertigen Klon, der ein genaues Abbild unseres Stammvaters sein soll. Das erfordert feinere Methoden - und darum mehr Zeit. Aber ich frage mich manchmal, ob sich der Aufwand lohnt."
    „Das klingt nach Ketzerei, du sprichst vom Stammvater unseres Volkes!"
    „Ist er es wirklich?" fragte Dam-Krasseur geradeheraus. Als der Genealoge mit bebenden Atemschlitzen nach Luft rang, nutzte er dessen Sprachlosigkeit, um fortzufahren: „Ich wollte dich schon immer fragen, woher du dieses Zellmaterial hast, Sar.
    In keiner Ahnentafel, nicht einmal in der deinen, die am weitesten zurückreicht, taucht der Name des Gen-Demood auf. Unser Stammvater ist Legende. Daher frage ich mich, wie du an lebensfähige Zellen von ihm gekommen bist. Der Gen-Demood muß schon vor vielen Generationen gestorben sein, falls er jemals gelebt hat."
    „Das ist pure Ketzerei!"
    „Ich sehe es vom Standpunkt des Wissenschaftlers, Sar. Ich muß wissen, wen ich da klone. Die Gene der Urzelle haben mir diese Information nicht gegeben."
    „Es ist der Gen-Demood", versicherte Sar-Sarrassan. Er griff in eine der vielen Taschen, die er um den Hals hängen hatte, und holte ein kleines Röhrchen daraus hervor. „Hier drinnen befindet sich weiteres Zellmaterial. Ich habe es von meinem Vorgänger geerbt, der es von seinem Vater bekam. Der Ursprung dieser Zellen läßt sich bis zu unserem Gen-Demood zurückverfolgen. Genügt dir das, Dam?"
    Dam-Krasseur gab sich damit zufrieden, er konnte von einem Mystiker nicht erwarten, daß er ihm stichhaltige wissenschaftliche Fakten lieferte.
    Sar-Sarrassan fuhr fort: „Der Gen-Demood ist das Gewissen unseres Volkes. Er kennt unsere Geschichte, unsere Abstammung, so daß er uns alle Antworten geben kann. Wenn er erst erstanden ist, dann wird es keine Rätsel und keine Fragen mehr geben. Wir werden uns von den Schmieden nicht mehr ,Schleicher’ schimpfen lassen müssen und können unsere Ahnenkette bis zu unserem Ursprung zurückverfolgen. Und, Dam, wir sind nicht mehr auf das Versprechen der Schmiede angewiesen, daß sie uns in die Armadachronik Einblick werden nehmen lassen. Wir sind dann ein freies und selbständiges Volk. Das alles können wir uns vom Gen-Demood erwarten."
    Das alles war für Dam-Krasseur nicht mehr neu. Sar-Sarrassan hatte es ihm bei der Zellübergabe mit fast den gleichen Worten bereits erzählt und sich in der Folge etliche Male wiederholt.
    „Ich muß jetzt an die Arbeit zurück", sagte Dam-Krasseur, um den weiteren Ausführungen des Mystikers zu entfliehen.
    Plötzlich erinnerte er sich daran, daß er am Brüter des PR-Synchroniten den Wachstumsbeschleuniger laufen hatte. So schnell ihn seine sechs Beine tragen konnten, eilte er davon.
    Als er den Brüter erreichte, machten sich gerade zwei Armadamonteure daran zu schaffen.
    „Der Brüter hat Alarm gegeben", meldete der eine. „Es war nötig, den Wachstumsbeschleuniger zu drosseln."
    „Es ist gut, ich brauche euch nicht mehr", sagte Dam-Krasseur so ruhig, wie es ihm in der aufkommenden Panik möglich war.
    Nachdem sich die Armadamonteure in den Hintergrund zurückgezogen hatten, ihn aber aus einiger Entfernung beobachteten, schaltete Dam-Krasseur die Kontrollinstrumente ein.
    Zum Glück hatte der PR-Synchronite keinen Schaden genommen, seine Körperzellen waren durch die progressive Wachstumsbeschleunigung nicht gewuchert, die Mitose verlief in geregelten Bahnen. Ein Gutes hatte die Sache sogar gehabt, der PR-Synchronit hatte die Anaphase übersprungen

Weitere Kostenlose Bücher