1123 - Der Terror beginnt
zweite schmeckt zumeist besser.«
Ich tat ihm den Gefallen. Bull hatte recht. Es war eine Freude, den Saft zu trinken. Er war zudem mit Kohlensäure etwas angereichert, und so hinterließ die Flüssigkeit ein Prickeln auf der Zunge.
Außerdem war er gut gekühlt. Terrence mußte ihn erst vor kurzem aus dem Kühlschrank geholt haben.
Bull lehnte sich zurück und nickte mir zu. »Schön, daß du mich besucht hast, John. Ich freue mich wirklich. Damit hast du mir einigen großen Gefallen getan. Früher habe ich oft mit deinen Eltern gesprochen und auch mehr über dich erfahren, doch heute ist es anders. Da bist du im fernen London, und ich hocke hier oben fest. So hat jeder seinen Weg zu gehen, mein Lieber.«
»Da hast du recht.«
»Ich kenne dich.«
»Was meinst du?«
Bull lächelte wissend. »Immer wenn du hier in Lauder erscheinst, ist das nur selten privat. Jedenfalls kenne ich es so. Deshalb kann ich mir vorstellen, daß es auch heute so sein wird.«
»Du bist ein guter Menschenkenner, Terrence.«
»Also doch.«
»Ja.«
Seine gute Stimmung verschwand etwas. »Hat es wieder einmal mit dem Grab deiner Eltern zu tun, John?«
»Nein, diesmal nicht. Höchstens indirekt, und dabei meine ich auch nur meinen Vater.«
Er umfaßte sein Glas mit einem harten Griff. »Kann ich dir denn helfen?«
»Ja, vielleicht. Deshalb bin ich unter anderem auch zu dir gekommen. Ich suche etwas.«
»Aha.«
»Ich suche einen kleinen See, der hier in der Nähe liegen kann, aber nicht liegen muß…«
»Da gibt es einige, John.« Er wedelte mit der rechten Hand. »Da hast du dir aber etwas vorgenommen. Weißt du denn mehr darüber?«
»Ja, schon. Ein Gewässer mit einem Steg. Er führt in den See hinein. Er muß sehr breit sein, denn an seinem Ende befindet sich eine Hütte. Ich nehme an, daß sie ein Bootshaus oder etwas Ähnliches ist. Sicher bin ich mir nicht, denn ich habe kein Foto gesehen. Ich kenne ihn nur aus Beschreibungen.«
Die Wahrheit verschwieg ich lieber.
Terrence Bull überlegte und trank. »Du bist dir sicher, den See hier zu finden? Oder hier in der Umgebung?«
»Nein, das bin ich nicht. Ich gehe einfach mal davon aus, daß es der Fall ist.«
»Tja, John, schwer zu sagen…«
Sein Verhalten machte mir keinen Mut, aber ich ließ ihn in Ruhe und stellte keine weiteren Fragen.
»Wenn ich mir die Seen, die ich hier aus der Umgebung kenne, so vor Augen halte, dann muß ich dir zunächst einmal sagen, daß sie unter Naturschutz stehen.«
»Was bedeutet das?«
»Du darfst wohl angeln, aber nicht mit dem Motorboot darauf fahren.«
»Verstehe.«
»Deshalb auch das Bootshaus, John.«
»Es muß nicht unbedingt ein Bootshaus sein.«
»Eben.«
»Was heißt das?«
Er blies die Luft aus. »Ja, was heißt das?« murmelte er. »Eigentlich nicht viel, aber du kannst insofern Glück haben, wenn du dich nicht unbedingt auf das Bootshaus versteifst.«
»Nein, das ist klar.«
»Ich kenne ein Gewässer, in das ein Steg hinausführt. Am Ende des Stegs steht auch ein Haus, aber kein Bootshaus. Es ist ein normales Fertighaus. Mit viel Holz gebaut.«
»Weißt du, wem es gehört?«
»Nein. Aber es steht leer. Angeblich soll es ein Mensch aus Glasgow gebaut haben, aber darum habe ich mich nicht gekümmert. Das war auch nicht mein Bier.«
»Jedenfalls steht das Haus noch?«
»Ja.« Er trank wieder. »Warum bist du so scharf darauf? Hat es irgendwas mit deinen Eltern zu tun?«
»Indirekt.«
»Dein Vater hat nie darüber gesprochen, John. Auch deine Mutter nicht. Wenn sie etwas mit diesem Haus zu tun gehabt hätten, dann hätte ich es sicherlich erfahren.«
»Kann durchaus sein. Ihr habt euch ja gut verstanden. Mich interessiert auch nicht, wer der Besitzer ist, ich habe nur herausfinden wollen, ob es existiert.«
»Das schon, wenn deine Beschreibungen zutreffen. Und dort willst du also hin?«
»Sehr richtig.«
»Darf ich fragen, was daran so interessant für dich ist?«
Ich lächelte vor mich hin. »Sei mir nicht böse, Terrence, aber es ist schon eine sehr private Angelegenheit.«
Er hob seine Hände. »Akzeptiert, John. Alles in Ordnung. Ich habe mich nur gefreut, dir helfen zu können.«
»Und du kannst mir noch weiterhin helfen.«
»Gern. Und wie?«
»Indem du mir den Weg beschreibst.«
Bull überlegte. »Das ist nicht einfach, weil es recht einsam liegt. Am besten wird es sein, wenn ich es dir aufschreibe und auch dazu etwas male.«
»Gut.«
»Hast du Papier?«
Ein paar Blätter trug ich immer bei
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