1123 - Der Terror beginnt
wieder sehr ruhig geworden. Selbst die Vögel zwitscherten nicht mehr. Es schien, als wollten sie meine Andacht nicht stören.
Schließlich wandte ich mich ab. Beruhigt war ich nicht. Im Gegenteil. Je mehr Zeit seit dem Tod meiner Eltern vergangen war, um so größer wurden wieder die Rätsel, die zumindest meinen Vater zu Lebzeiten umgeben hatten.
Innerlich stellte ich mich auf alles ein…
***
Ich war nach Lauder hineingefahren. Eine kleine Stadt, die den Spätsommer genoß, der sie mit seinen warmen Sonnenstrahlen verwöhnte. Sie war auch nicht tot, denn um diese Zeit hielten sich zahlreiche Touristen im Land auf. Manche von ihnen hatten Lauder als Ausgangspunkt für ihre Wanderungen ausgesucht, auch wenn die großen Lochs und wilden Ruinen weiter nördlich lagen. Aber die einsame Landschaft um den kleinen Ort herum eignete sich auch als Wandergebiet für Individual-Touristen.
Vor der kleinen Polizeistation stoppte ich den Rover. Wieder durchfluteten mich die Erinnerungen.
Ich dachte daran, wie oft ich mit Terrence Bull zusammengesessen hatte. Er war hier ein Vertrauter gewesen und hatte mit mir oft über die Fälle gesprochen, auch wenn er sie nie richtig begriffen hatte. Es war schwer für einen normal denkenden Menschen, über diese Grenzen zu springen.
Ob man mich schon im Rover gesehen hatte, war mir nicht aufgefallen. Jedenfalls hatte niemand mir zugewinkt, und ich ging jetzt mit forschen Schritten auf den Eingang zu.
Im Innern war es kühler. Es kam mir alles so bekannt vor. Hier hatte sich in all den Jahren kaum etwas verändert. Die Zeit war trotzdem nicht stehengeblieben, denn der PC war einfach nicht zu übersehen. Vor ihm saß ein junger Mann, der sich zur Seite drehte, als sich die Tür hinter mir schloß.
Ich kannte ihn nicht. Ein neuer Kollege, der nach Lauder versetzt worden war.
»Guten Tag«, grüßte ich.
Er kam auf mich zu. »Womit kann ich Ihnen helfen, Sir?«
»Ich suche Terrence Bull.«
»Der ist nicht da, sorry. Wenn Sie eine Meldung abzugeben haben, sind Sie auch bei mir richtig.«
»Nein, das habe ich nicht. Sie sind noch nicht lange hier in Lauder oder?«
»Seit drei Monaten.«
»Deshalb.«
»Wieso?«
Ich ging nicht auf seine Frage ein. »Wissen Sie, ob Terrence zu Hause ist?«
»Das denke ich schon, denn er hat dienstfrei. Zumindest hat er nichts davon gesagt, daß er weg wollte.«
»Ich danke Ihnen. Wo er wohnt, weiß ich.«
Der junge Kollege wurde etwas mißtrauisch und wollte mich nicht gehen lassen. »Moment mal, Mister, was haben Sie vor? Was wollen Sie von meinem Kollegen? Und wer sind Sie?«
»Ich heiße John Sinclair.«
Er stoppte mitten in der Bewegung. Die rötlichen Brauen über seinen Augen zogen sich zusammen.
»Sinclair… den Namen kenne ich doch. Er ist hier in der Stadt so etwas wie eine Legende. Ein John Sinclair soll bei Scotland…« Jetzt bekam er seinen Mund nicht mehr zu.
»Genau der bin ich.« Um ihn zu beruhigen, zeigte ich ihm meinen Ausweis, den er aber nicht anschaute, sondern aus dem Staunen nicht mehr herauskam.
»Sie also.«
»Ja, ich. Habe ich etwas an mir?«
»Nein, das nicht, Sir, aber Sinclair ist hier schon zu einer Legende geworden.«
»Sie sehen, daß die Legende lebt.«
»Warum sind Sie hier? Ich will ja nicht neugierig sein, aber man erzählt sich so einiges. Hier müssen ja schreckliche Dinge passiert sein, wenn man das alles glauben soll.«
»Sie sind vorbei«, sagte ich.
»Ja, das hoffen wir alle. Ich war mal bei Ihrem elterlichen Haus oben. Viele wollen, daß die Reste beiseite geschafft werden. Sind Sie deshalb gekommen?«
Ich lächelte ihn an und sagte nur: »Vielleicht.« Dann drehte ich mich um und verließ die Polizeistation.
Nichts bleibt wie es ist. Auch in Lauder gab es Veränderungen. Was einmal so wichtig gewesen war, konnte man nun als Geschichte bezeichnen.
Aber so ist das eben. Das Leben geht weiter, und auch die Erde bleibt nicht stehen.
Ich wußte, wo Terrence wohnte. Er hatte so etwas wie ein Häuschen im Grünen, und ich wußte auch, daß er bei schönem Wetter gern im Garten arbeitete oder einfach nur dort saß und sich entspannte.
Die Straße führte einen Hang hoch. An ihrem Ende lag das Grundstück des Kollegen. Nicht sehr groß, aber mit einer schönen Aussicht auf die bewaldeten Hügel und die Täler.
Langsam fuhr ich meinem Ziel entgegen. Ich sah einen frisch gestrichenen Gartenzaun und dahinter das kleine Haus mit dem breiten Dach.
Ich stoppte und stieg aus.
Es war bestimmt
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