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1124 - Aus dem Reich der Toten

1124 - Aus dem Reich der Toten

Titel: 1124 - Aus dem Reich der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fett.
    Ich wartete darauf, von einem Blutschwall bespritzt zu werden. Ich dachte an die schrecklichen Schreie des anderen, denn so etwas konnte kein Mensch aushalten.
    Aber hatte Nora nicht davon gesprochen, daß diese Person kein Mensch mehr war?
    Ich konnte es nur schwer glauben, aber ich zog die Säge auch nicht zurück, und ich sah aus verdammt kurzer Entfernung, wie sie in das Gesicht hineinschnitt.
    Es bestand plötzlich aus zwei Teilen. Die Säge in meiner Hand schien sich aufbäumen zu wollen.
    Ich hörte ihre Musik, die für mich zu einem schrillen Schreien geworden war, aber ich hörte nicht das Schreien des Killers.
    Das Gesicht wurde in zwei Hälften geteilt. Sie hätten zu Boden kippen müssen, aber so etwas passierte nicht. Etwas völlig anderes kam über mich. Es spritzte auch kein Blut. Das Blatt hatte auch keine Knochen durchsägt. Keine Sehnen, kein Fleisch, keine Nase geteilt, keine Lippen. Nichts, was hier normal gewesen wäre, trat ein. Dafür sah ich etwas anderes, und ich konnte es kaum fassen.
    Der Kopf verschwand. Vielmehr beide Hälften. Wo das Blut hätte spritzen müssen, da sah ich nur den hellen und lichten Nebel. Etwas Geisterhaftes, ähnlich wie Rauch, das sich vor meinen Augen verteilte, und dabei eine gelblichweiße Färbung aufwies. Das alles war vom Kopf des Killers nach dem Angriff übriggeblieben.
    Ich war so überrascht, daß ich zurücktrat und erst einmal nichts sagen konnte. Meine Hände mit der Säge sanken allmählich nach unter. Das Zittern in den Armen hatte zugenommen, und ich kam mir vor wie jemand, der einen Schwall kaltes Wasser über den Kopf geschüttet bekommen hatte.
    Vor mir stand der Körper.
    Er war ohne Kopf.
    Aber er lebte.
    Er bewegte sich pendelnd. Seine Beine wurden bei jedem Schritt angehoben. Ich hörte, wie er gegen den Boden trat. Die Sohlen schleiften dabei über den Untergrund, und er hob die Arme an, als wollte er nach mir greifen, um mich an sich zu ziehen.
    Ich war völlig perplex.
    »Du mußt weitermachen, John!« drängte Nora Thorn. »Es ist nur ein Anfang gewesen…«
    »Nein!« flüsterte ich. »Nein, das ist unmöglich. Das schaffe ich nicht. Ich bin… ich weiß nicht…«
    Sie war ärgerlich und sprach dabei etwas abfällig von einem Geisterjäger. Dann nahm sie mir die Kettensäge aus der Hand. Ich hatte ihr keinen Widerstand entgegensetzt. Mit der Waffe ging sie auf den Kopflosen zu, der nicht stehengeblieben war und über die Straße ging. Er hatte dabei keine bestimmte Richtung eingenommen. Er schwankte von einer Seite zur anderen und war dabei dem linken Rand schon ziemlich nahe gekommen.
    Nora Thorn hatte mich bereits überholt. Ich sah sie zwischen mir und dem Kopflosen, aber mir fiel noch mehr auf. Weit vor mir schimmerte plötzlich Licht. Vielleicht in der Höhe von Lauder und trotz des dünnen Dunstes zu sehen. Da fuhr ein Wagen von dem kleinen Ort zu uns hoch. In wenigen Minuten würde er uns sicherlich erreicht haben.
    Nora erzählte ich nichts von meiner Entdeckung. Sie war damit beschäftigt, den Kopflosen in die Enge zu treiben. Schritt für Schritte ging sie auf ihn zu und verkürzte damit die Entfernung. Die Musik der Kettensäge begleitete sie wie eine tödliche Melodie, und sie gab dem Wesen nicht die Spur einer Chance.
    Am Rand der Straße erwischte sie ihn. Wie auch ich es getan hatte, setzte sie die Säge schräg an. Sie nahm die rechte Schulter der Gestalt aufs Korn, und von der Rundung her sägte sie in den Torso hinein. Das Geräusch der Säge veränderte sich nicht. Kein Aufschrei, kein Brummen, es blieb gleich, als das Blatt den Körper in einer sehr langen Diagonalen durchtrennte.
    Abermals erlebte ich dieses Phänomen und war wie vor den Kopf geschlagen. Ich stand wirklich mit beiden Beinen auf dem Boden. Trotzdem schwankte ich. Als hätte jemand daran gezogen, damit ich in Intervallen allmählich den Halt verlor.
    Es war unwahrscheinlich. Die beiden Teile fielen nicht zu Boden. Wieder passierte das gleiche wie beim Kopf. Dieser lichterfüllte Rauch bildete für einen Moment einen dünnen Nebel, bevor sich die beiden Teile vor unseren Augen auflösten.
    Trotzdem sägte Nora noch einmal, doch da war nichts mehr. Sie hatte nur auf Nummer Sicher gehen wollen.
    »Geschafft!« rief sie und drehte sich um. Zugleich stellte sie den Motor der Säge ab, drehte sich um und schaute mich an.
    Wir standen im kalten Licht der Scheinwerfer. Um uns herum war es dunkel. Die Landschaft hatte sich schlafen gelegt, und die Hügel

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