1125 - Ein Feuergruß vom Teufel
es, der sie leitete. Er war es, der in ihr steckte. Sie spürte seinen Geist, seine Kraft, die sie voll und ganz übernommen hatte.
Die irdischen Gesetze waren für sie aufgehoben worden. Der Teufel hatte tatsächlich Wort gehalten.
Er hatte ihr einfach zeigen wollen, wie es war, wenn ein Mensch sich umwandelte in ein Wesen, das auf die menschlichen Gesetze keine Rücksicht zu nehmen brauchte.
Zuerst hatte sie es nicht geglaubt. Doch nach einem mehrmaligen Besuch des Höllenherrschers war ihr dann klargeworden, daß er diese Kraft besaß.
Und so hatte er sie mit dem Höllenfeuer getauft, das nun in ihr floß wie in anderen Menschen das Blut.
Sie hatte das Leben genossen. Sie war Asmodis zu großer Dankbarkeit verpflichtet, aber auch er tat und gab nichts ohne Gegenleistung, das hatte auch Roxy Irons sehr bald spüren müssen.
Er verlangte etwas von ihr! Oder war sie es selbst, die sich das von sich abverlangte?
Roxy konnte keine genaue Antwort darüber geben, weil sie nicht mehr wußte, wer sie wirklich war.
Ein Mensch, eine Teufelin oder möglicherweise ein flammender Engel?
Von einem Dasein als Engel hatte der Höllenherrscher oft genug gesprochen. Es war schon zu einer Manie bei ihm geworden, denn er konnte diese Engel nicht vergessen.
Er haßte sie auf der einen Seite, und auf der anderen liebte er sie auch. Wahrscheinlich konnte er nicht vergessen, daß er in grauer Vorzeit mal so etwas Ähnliches wie ein Engel gewesen war. Dann aber war der große Zweikampf zuungunsten der Hölle entschieden worden, und die Aufsässigen hatten verloren.
Der Teufel und seine Vasallen hatten dies nie hinnehmen wollen und versuchten, mit Hilfe der Menschen die Macht an sich zu reißen. Den großen Erfolg hatten sie nicht geschafft, doch es gab immer wieder kleine Siege, und auch Roxy Irons hoffte auf einen dieser Erfolge. Sie hatte von den menschlichen Erzfeinden des Teufels gehört, und es wäre ihr ein großes Vergnügen gewesen, diese zu vernichten.
Der erste Angriff hatte nicht geklappt, aber sie wußte auch, daß sie nicht aufgeben würde.
Die Flucht war ihr gelungen, da hatte die Kraft der Hölle sie getragen wie auf Schwingen. Sie war hineingedrungen in Sphären, von denen Menschen nur träumen konnten, doch sie wollte dort nicht bleiben, weil die Feinde des Teufels menschlich waren.
Und so war sie in einem kleinen Park an einer einsamen Stelle wieder gelandet. Niemand, der sie jetzt sah, hätte ihr ansehen können, wer sie tatsächlich war.
Roxy Irons sah aus wie eine normale Frau. Wenn auch durch die Kleidung unter dem Mantel etwas außergewöhnlich. Aber das gehört nun mal zu ihrem Job.
Schließlich war sie nicht von Beruf Flammenengel oder etwas Ähnliches, sondern mußte ihren Lebensunterhalt so verdienen wie die meisten anderen Menschen auch. Da trafen dann die Magie und das normale Leben zusammen.
Der Himmel über London war zwar bedeckt, es sah auch nach Regen aus, aber es war warm. Der Wind wehte aus südöstlicher Richtung, und er spielte mit den Blättern der Bäume im Park. Sie hörte das Rauschen über sich, schaute kurz hoch und ging dann auf eine leere Bank zu, die sehr versteckt lag. Sie wollte sich nicht setzen, aber von der Bank aus waren es nur ein paar Schritte bis zu einem der Wege, die den Park durchkreuzten.
Roxy war vorsichtig. Niemand schenkte ihr Interesse, als sie den Weg betrat. Schräg gegenüber lag ein kleiner Kinderspielplatz mit einigen Turn- und Klettergeräten.
Zwei Mütter paßten auf insgesamt vier Kinder auf, die durch den weichen Sand des Platzes stiefelten oder an den Geräten herumturnten.
Roxy wollte den Weg abkürzen. Sie ging quer über den Platz, ohne sich um die mißtrauischen Blicke der Mütter zu kümmern. Mit Kindern hatte sie nicht viel am Hut. Ebensowenig wie mit Menschen. Es gab allerdings Ausnahmen, und diese Namen standen auf ihrer Liste. Sie hatte sich vorgenommen, dem Teufel einen großen Gefallen zu tun.
Innerlich spürte sie die Hitze, aber zugleich auch eine gewisse Kälte. Da hielten sich zwei Gefühle die Waage. Einmal das menschliche und zum anderen dieses Feeling, das ihr der Teufel mit auf den Weg gegeben hatte.
Mit schnellen Schritten bewegte sich Roxy Irons voran. Sie hatte es jetzt eilig, nach Hause zu kommen. Sie wollte den Platz erreichen, den sie als Mensch ausfüllte. Und genau dort war auch der Teufel mit ihr in Kontakt getreten.
Roxy benahm sich wie jede andere normale Frau. Es machte ihr auch nichts aus, durch den Park zu gehen
Weitere Kostenlose Bücher