1125 - Ein Feuergruß vom Teufel
Straße zahlten.
Bis eben auf eine Ausnahme.
Roxy dachte daran, als sie die Einfahrt durchschritt. Den Kopf hielt sie gesenkt und schaute dabei auf das Pflaster, das sehr rissig und uneben war.
Sie konnte nach vorn blicken und sah auch den Betrieb in der Parallelstraße. Menschen spazierten über die Gehsteige, auf der Fahrbahn herrschte wie immer recht starker Autoverkehr. Es war die Mittagszeit angebrochen, und Roxy wußte auch, daß ihr Geschäft jetzt richtig anlaufen würde. Da kamen die Gäste, um sich an den Mädchen zu erquicken, und sie lächelte bei dem Gedanken an das gute Geschäft.
Sekunden später lächelte sie nicht mehr. Da blieb sie mitten in der Bewegung stehen und merkte, daß sich in ihrem Körper eine Feuerlohe ausbreitete. Sie kam sich vor, als wollten sich die Flammen freie Bahn schaffen, doch nicht ein Funke tanzte in ihren Augen, und sie entspannte sich auch wieder.
Der Mann, der ihr in den Weg getreten war, sah schlimmer aus als er es war. Er bezeichnete sich selbst als Lebenskünstler und lebte eigentlich auf der Straße. Einer, der sich durchschnorrte und immer etwas bekam, so hatte er sein Essen und Trinken, und wenn er mal baden wollte, besuchte er irgendeine soziale Einrichtung.
Seinen richtigen Namen kannte niemand. Er wurde nur Paper genannt, weil er oft genug Zeitungen mit sich herumschleppte und auch immer wieder welche las. Das Alter war schwer zu schätzen, aber die 50 hatte er schon erreicht.
Er war ohne seine Karre erschienen, auf der er sonst seine Habseligkeiten verstaute, doch den Schlapphut mit der nach oben gebogenen Krempe trug er noch immer und auch das mausgraue alte Jackett zur ebenfalls grauen Hose. Das Gesicht zeigte ein graues Muster an Stoppeln, und die Gläser der Nickelbrille funkelten.
»Du hast mich erschreckt, Paper.«
»Weiß ich.«
»Das ist nicht gut.«
Er hustete in seine hohle Hand. »Ich hätte es auch anders getan, aber ich wollte dich abfangen. Da ich weiß, welchen Weg du oft nimmst, habe ich hier auf dich gewartet.«
»Okay, jetzt bin ich hier. Was möchtest du? Geld? Etwas zu trinken oder einen Strip sehen?«
»Wäre alles nicht schlecht und würde mir schon gefallen.« Er bohrte kurz in seiner Nase. »Aber deshalb habe ich nicht auf dich gewartet, Roxy.«
Die Frau lächelte. »Hört sich ja spannend an. Was ist der wirkliche Grund?«
Sie wußte, daß Paper viel und gern redete. Auch um den heißen Brei herum. Davon ging er auch diesmal nicht ab, denn es war einfach seine Art, sich so zu benehmen. »Die ganze Sache ist die, Roxy. Du weißt ja selbst, was hier passiert ist.«
»Nein, was denn?«
»Die beiden Todesfälle. Einmal der Pizza-Wirt und dann der aus dem Quick-Eater.«
»Ja, stimmt.«
»Da ist nichts vergessen.«
»Wie meinst du das?«
»Ich denke an die Killer«, sagte er. »Sie haben sich mit den beiden nicht zufriedengegeben.«
»Kann ich mir denken. Und warum erzählst du mir das?«
»Weil sie wieder unterwegs sind, Roxy. Und ich habe sie gesehen. Keiner kennt sie ja offiziell, aber ich halte meine Augen offen. So blöd wie man denkt, bin ich nicht. Ich sehe vieles, was die Bullen erfreuen würde.«
Roxy Irons verlor ihre Lockerheit. Das war auch am Klang der Stimme zu hören. »Und was hast du heute gesehen?«
Er rieb über seine Stoppeln. Wieder sprach er über einen Umweg. »Du bist immer fair zu mir gewesen. Ich habe bei dir immer das bekommen, was ich brauchte, sogar Geld, und irgendwie habe ich dich gemocht. Das kommt bei mir nicht so oft vor, ehrlich, und ich bin auch jemand, der nichts vergißt. Deshalb habe ich auf dich gewartet.«
Roxy wurde langsam ungeduldig. »Was ist passiert, Paper?«
Er kam noch näher an sie heran. »Sie sind wieder unterwegs, Roxy. Ich habe sie gesehen.«
»Wer?«
Paper hob drei Finger. »Sie sind zu dritt. Drei verdammt harte Typen, und ich weiß, daß sie sich bestimmt dein Lokal vornehmen oder schon vorgenommen haben. Sie sind so abgebrüht, daß sie sogar am hellichten Tag gekommen sind.«
»Drei also?«
»Drei Brandstifter und Mörder. Jetzt bist du an der Reihe, Roxy. Das habe ich dir nur sagen wollen.«
Sie schaute ihn an und blieb dabei ganz ruhig. »Ich werde mich jetzt nicht revanchieren, Paper, aber ich verspreche dir hoch und heilig, daß ich nichts vergessen habe. Darauf kannst du dich verlassen. Nichts, gar nichts habe ich vergessen.«
»Danke. Was willst du jetzt tun?«
»Was getan werden muß«, antwortete sie ausweichend.
»Sie sind Killer.«
»Ich
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