1126 - Duell in der Hölle
aufzugeben, und das tat sie auch jetzt nicht.
Der erste Schock war vorbei. Jane verfiel auch nicht in tiefe Lethargie oder eine Depression. Sie wollte darüber nachdenken, wie sie sich aus dieser Lage befreien konnte. Und zwar allein, ohne die Hilfe eines anderen, auch wenn dieser Mann John Sinclair hieß.
So lange sie unter der direkten Kontrolle der grünlichen Augen stand, fühlte sie sich unwohl. Sie hatte einfach den Eindruck, daß Roxy Irons ihre Gedanken lesen konnte. Immer dann, wenn Jane von ihr scharf angeschaut wurde, zuckte sie innerlich zusammen, und sie merkte noch etwas anderes. Der Blick war nicht normal. Er war forschend und lauernd zugleich, als wollte Roxy etwas Bestimmtes herausfinden, wobei sie sich nicht darüber klar war, worum es genau ging.
Nach dem dritten oder vierten forschenden Blick redete sie schließlich, und sie stand dabei ziemlich dicht an Janes Schreibtisch. »Ich habe dich heute zum erstenmal gesehen, Jane, da bin ich mir sicher. Aber irgend etwas ist mit dir. Ich weiß wirklich nicht genau, was es ist, doch es gibt da Dinge, die mich stören.«
»Man kann sich nicht malen.«
Ein scharfes Lachen erreichte Janes Ohren. »So habe ich das nicht gemeint. Vom Äußerlichen war nicht die Rede. Etwas anderes an dir stört mich.«
»Was?«
»Es liegt tiefer!« flüsterte Roxy.
»Tut mir leid, das verstehe ich nicht.«
»In deinem Innern.«
»Haben Sie einen Röntgenblick?«
Die Frage ärgerte Roxy. Sie zeigte auch ihre Wut, denn in den grünen Augen tanzte wieder das kleine Feuer wie Funken. »Stell nicht so dumme Fragen, Jane. Du weißt genau, was ich damit meine. Ich kann es fühlen und spüren, aber ich kann es nicht erklären. Es zieht mich einerseits an, andererseits stößt es mich ab. Trotzdem finde ich es interessant, und ich bin zudem sicher, eine Erklärung zu finden.«
»Dann haben Sie ja etwas zu tun. Ich werde Sie nicht daran hindern.«
»Leg deine verdammte Arroganz ab, sie steht dir nicht.« Beide Hände der Frau verschwanden in den schräg angesetzten Manteltaschen, und sie blieb auch nicht mehr auf der Stelle stehen, sondern begann durch das Dachgeschoß zu laufen.
Das hatte sich Jane gewünscht. Das hatte sie sich erhofft, denn so war Roxy abgelenkt.
Jane saß auch weiterhin hinter dem Schreibtisch. Nur schaute sie nicht mehr auf den PC, sondern hatte sich auf dem Stuhl um 90 Grad nach links gedreht, um die Besucherin durch ihre Blicke unter Kontrolle zu haben.
Roxy tat sehr interessiert. Sie ging an den Regalen entlang, schaute sich die Bücher an, nickte einige Male, wenn sie den einen oder anderen Titel interessant fand, und näherte sich allmählich der TVund Video-Ecke, die am weitesten vom Schreibtisch entfernt an der anderen Seite des Dachgeschosses ihren Platz gefunden hatte. Auf Jane achtete Roxy dabei weniger oder kaum noch, denn sie verließ sich voll und ganz auf ihre Macht.
Für Jane war die Schublade in der Mitte des Schreibtisches enorm wichtig. Sie bewahrte dort einige nützliche Dinge auf. Unter anderem eine Schere, einen Brieföffner, auch Papiertaschentücher und ein Kästchen mit Büroklammern.
Allerdings auch etwas anderes.
Eine zweite Pistole!
Das war nicht der erste Angriff, der hier oben unter dem Dach erfolgte. Jane und Sarah hatten hier schon mehrmals böse Überraschungen erlebt. Sogar ein Werwolf hatte sich mal hier in diesen Bereich verirrt. Seit diesem Vorfall war Jane vorsichtig geworden. John Sinclair hatte ihr eine zweite Waffe besorgt, ebenfalls eine Beretta, und deren Magazin war mit geweihten Silberkugeln geladen.
Es war simpel. Sie brauchte die Lade nur aufzuziehen, hineinfassen und nach der Waffe greifen.
Damit konnte sie dann die Lage auf den Kopf stellen.
Sehr einfach, kaum ein Problem, doch sie müßte verdammt behutsam vorgehen, denn Roxy war mißtrauisch. Immer wieder blickte sie zurück, um zu sehen, was Jane Collins tat. Daß sie sich auf dem Stuhl gedreht hatte, störte sie nicht, so lange sie nicht aufstand oder irgend etwas anderes unternahm.
Roxy hatte jetzt das Regal mit den Video-Filmen erreicht. »Horror-Fan, wie?«
»Hin und wieder.«
»Auch die Alte?«
»Ja, Lady Sarah liebt diese Filme ebenfalls.«
Roxy nickte dem Regal und zugleich Jane zu. »In der Tat, wirklich, ich wundere mich über dich. Es gibt da was zwischen uns, da wiederhole ich mich gerne. Ob es allerdings mit der Sammlung eurer Filme und Bücher zusammenhängt, weiß ich nicht. Ich glaube es auch nicht und muß leider
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