1126 - Duell in der Hölle
weitersuchen.«
Dann such weiter! schoß es durch Janes Kopf. Laß dich nicht stören.
Roxy drehte sich wieder dem Regal zu. Darauf hatte Jane gewartet. Der Schreibtisch und die vor ihm sitzende Person wurden nicht durch einen Lichteinfall erreicht. Wenn Jane arbeitete, mußte sie schon die Lampe einschalten, und diese nicht sehr helle Umgebung kam ihr jetzt zugute. Sie hielt sich mehr im Schatten auf, und auch als sie ihren Arm bewegte, blieb dieser im Schatten.
Ein Knopf in der Mitte bildete den Griff der Lade. Jane umfaßte ihn mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Sehr behutsam zog sie daran, und sie wußte auch, daß sich die Lade leicht bewegen ließ und nicht klemmte.
Das leise Schaben war trotzdem zu hören. Jane fühlte sich an den anderen Körperpartien wie versteinert. Das Geräusch war verdammt laut, zu laut für ihren Geschmack, und Roxy konnte es durchaus gehört haben, denn mit einer scharfen Wendung drehte sie sich wieder um.
Jane ließ den Knopf los, als wäre er heiß geworden. Die Schublade stand zu einem Drittel offen und wurde von Janes Körper glücklicherweise verdeckt.
Kam sie? Kam sie nicht?
Nein, Roxy blieb stehen, und Jane Collins fiel der erste kleine Stein vom Herzen. Aber Roxy war doch mißtrauisch geworden. Sie kam einen kleinen Schritt vor und fragte: »Ist was mit dir? Denkst du über eine Möglichkeit nach, mich auszuschalten?«
»Wie käme ich dazu? Du bist viel stärker und auch mächtiger als ich.«
Roxy lachte. »Wenn jemand wie du mir das sagst, dann kann ich es nicht glauben.«
»Warum nicht? Mir hat die Demonstration mit dem Feuer gereicht.«
»Das schon, aber ich habe damit mein Problem noch nicht gelöst. Und es ärgert mich.«
»Welches Problem?«
»Du weißt schon.«
»Tut mir leid, aber da bin ich nicht wie du.« Jane mußte antworten. Sie wollte es zwar nicht unbedingt, doch sie hoffte, Roxy dort hinten halten zu können.
»Da hast du recht, denn ich bin nicht nur außergewöhnlich, ich bin auch einmalig. Da lasse ich mir von keinem anderen etwas Gegenteiliges sagen. Dennoch ist das Problem nicht gelöst. Du hast etwas in dir, das uns fast schon zu Komplizinnen macht.« Es regte Roxy auf, nichts darüber zu wissen. Es war sogar zu sehen, denn in ihren Augen trat wieder die Unruhe der kleinen Flammen.
»Ich kann dir nicht helfen.«
»Das brauchst du auch nicht. Es wird nicht mehr lange dauern, und ich finde es von allein heraus.«
Sie drehte sich wieder um und passierte jetzt den TV-Apparat, um sich anschließend die andere Seite des Regals vorzunehmen, in der ebenfalls die Filme dicht an dicht in ihren Kassetten standen, deren Rücken Jane und Sarah in mühevoller Arbeit beschriftet hatten.
Der Kelch war noch einmal an ihr vorübergegangen. Jane wollte nicht nur auf ihr Glück vertrauen.
Beim zweitenmal konnte Roxy anders handeln. Der Streß hatte bei Jane Schweiß aus den Poren treten lassen. Sie ärgerte sich auch darüber, daß ihre Hände leicht zitterten.
Der erneute Griff zur Schublade!
Wieder umfaßten Daumen und Zeigefinger den runden Knopf.
Sie zog die Lade weiter auf, während sie Roxy nicht aus den Augen ließ.
Roxy schien sich wieder beruhigt zu haben. Sie stand recht locker vor dem Regal mit den Filmen, wippte auf den Zehenspitzen und hatten den Kopf in den Nacken gedrückt, um auch die Titel in den oberen Reihen lesen zu können.
Die Lade war zur Hälfte offen.
Janes Hand kroch hinein. Vorsichtig. Nur kein verräterisches Geräusch verursachen. Die Schere aus Metall durfte auf keinen Fall gegen den ebenfalls aus Metall bestehen Brieföffner stoßen. Dieses Geräusch hätte in der Stille einfach zu laut geklungen.
»Alle Achtung, ihr habt gut gesammelt!«
Genau zum richtigen Zeitpunkt hatte Roxy ihren Kommentar abgegeben. Jane erstarrte. Ihre Hand lag noch in der Schublade, als wäre sie dort auf das Holz festgeklebt worden.
Roxy bewegte sich schaukelnd, aber sie drehte sich glücklicherweise nicht um.
Janes Hand kroch weiter.
Dann berührten die Fingerspitzen Metall. Es gehörte keinem Brieföffner und auch keiner Schere, es war die zweite Beretta, die in der Lade versteckt lag.
Sie griff zu.
Die Waffe rutschte jetzt in ihre Hand. Es war auch so gut wie nichts zu hören, aber in diesem Augenblick hatte Roxy Irons genug gesehen und drehte sich um.
Sie war nicht sehr schnell, und Jane schaffte es soeben, die Waffe aus der Lade zu ziehen und zwischen die Innenseiten der Oberschenkel zu klemmen.
Roxy hätte die Bewegung
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