1126 - Duell in der Hölle
Boden und konzentrierte sich auf das breite Lächeln der Roxy Irons.
»Warum bist du noch einmal zurückgekommen?« fragte sie leise.
»Weil ich mich in dir geirrt habe, Jane. Ich gehe davon aus, daß du mehr zu uns gehörst als zu den Menschen. Deshalb bin ich hier, denn ich möchte dich holen.«
»Nein.« Jane schüttelte entschieden den Kopf. Wenn sie jetzt schwach wurde, war sie verloren, das stand für sie fest. »Ich bin hier besser aufgehoben. Diese Welt ist meine, und ich werde sie nicht verlassen.«
»Du wirst mit mir kommen müssen. Ich habe es dem Teufel versprochen, und er freut sich auf dich…«
»Du hast also vor, mich mit zu ihm zu nehmen - oder?«
»Ja!« Roxys Augen strahlen. »Wir werden gemeinsam die Hölle besuchen, Jane…«
***
Das war genau eine Situation, in der Jane nicht wußte, was sie sagen sollte. Sie blieb einfach nur stehen und hielt die Lippen zusammen gepreßt. Der Mund bildete einen Strich, und sie spürte, wie es ihr kalt den Rücken hinabrann. Ihr war kalt und heiß zugleich, und sie fühlte sich der anderen Person unterlegen.
Roxy hatte von der Hölle gesprochen. Aber wer oder was war die Hölle?
Jane hatte oft darüber nachgedacht, doch ihre Phantasie war nicht groß genug gewesen, um sich ein konkretes Bild davon machen zu können.
Die Hölle konnte alles sein. Greifbar, nicht zu fassen. Ein Gebilde, wie es sich die Menschen vorstellten, aber auch etwas völlig Abstraktes.
Die Hölle war für sie wandelbar und dimensionslos. Sie konnte sich den Vorstellungen der Menschen anpassen und ihren Phantasien recht geben, sie konnte aber auch völlig anders sein, eine Leere, ein Nichts, eine gewaltige Kälte, die nicht einmal jemanden körperlich frieren ließ, sondern Kälte in die Seele hineinbrachte.
Diese Möglichkeiten schossen ihr durch den Kopf, aber sie schaffte es nicht, die Gedanken klarer werden zu lassen. Da blieb die Furcht bestehen, auch wenn sie jetzt wußte, was man mit ihr vorhatte.
»Warum sagst du nichts, Jane?«
Die Detektivin atmete tief ein. »Ich… ich… kann dir nicht folgen. Ich will die Hölle nicht. Sie ist mir fremd. Ich gehöre einfach nicht dorthin, verstehst du?«
Roxy schüttelte den Kopf. »Ich wiederhole es nicht gern, aber bei dir muß ich es noch einmal tun. Ich war verunsichert, als ich dich zum erstenmal sah. Aus diesem Grunde habe ich wohl falsch reagiert. Ich hätte alle längst vernichten können, aber ich merkte, daß du, Jane, etwas Besonderes bist. Du kannst es nicht verbergen, auch wenn du dich noch so anstrengst. Es steckt einfach in dir wie ein feuriger Stachel, der einfach nicht zu löschen ist.«
Jane riß sich zusammen, bevor sie die nächsten Worte sagte: »Ich habe dem Teufel abgeschworen, Roxy. Will das denn nicht in deinen Kopf hinein?«
»Nein!«
»Aber es stimmt!«
»Man kann ihm nicht abschwören. Was ihm einmal gehört hat, läßt er nicht los, und er hat mir den Auftrag erteilt, dich wieder zurückzuholen. Du magst dir hier etwas aufgebaut haben, aber deine wirkliche Heimat ist woanders. Bei mir. In der Hölle. In meiner Hölle. In meinem Reich. In der Hölle wie ich sie mir vorgestellt habe. Du wirst dort keinen mit kochendem Wasser gefüllten Kessel finden, in dem die Menschen stecken und gequält werden. Das kann es geben, warum nicht, aber ich gehöre nicht zu den Generationen von Menschen, die sich das alles so ausgedacht haben. Wenn du es willst, bekommst du es. Der Teufel ist darin sehr flexibel. Er kann dir diese Welten schaffen, aber ich werde dich mit in meine Hölle nehmen.«
Jane erkannte, daß Roxy an einem Punkt angelangt war, an dem sie keine weiteren Erklärungen mehr abgeben würde. Sie wollte keine Sekunde verlieren. Blitzschnell ging sie zurück und hämmerte die Tür hinter sich zu.
Sie wußte, daß sie Roxy damit nicht stoppen konnte, aber sie hatte einen kleinen Zeitaufschub gewonnen. Mit einem Sprung erreichte sie ihr Bett. Dort stand die kleine Kommode, in der die zweite Beretta lag.
Wieder riß Jane die Lade auf, aber den Griff nach der Waffe sparte sie sich. Roxys Lachen war einfach zu nah, und Jane erstarrte mitten in der Bewegung. Sie wandte sich nicht um und drehte Roxy auch weiterhin den Rücken zu.
Sie glitt auf Jane zu. »Nein, wie dumm von dir. Du weißt doch, daß ich stärker bin…«
Zwei Hände strichen plötzlich über ihren Körper hinweg, und Jane Collins sah, daß bleiches Feuer über sie wehte wie dünner zittriger Gardinenstoff.
Auf den Schultern blieben die
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