1127 - Die Ewigen Diener
nach."
„Nein. Es könnte eine Falle sein."
„Dann weiß ich nicht, was wir tun könnten, um euch zu überzeugen."
„Ihr könntet eure Herrin dazu bringen, euch über Funk zu antworten."
„Sie wird Verbindung mit uns aufnehmen, wenn sie es für nötig hält."
„Sie wird es für nötig halten, wenn die Gefahr besteht, daß wir euch töten."
Sycho wünschte sich, daß Belice, die mit Sicherheit jedes Wort mithörte, ihr Schweigen aufgab und diesen Robotern auf der Stelle klarmachte, wie sehr sie sich irrten. Aber Belice schwieg immer noch.
„Wir sind für unsere Herrin nicht so wichtig", erklärte Lucius dem Klong. „Sie kann sich jederzeit neue Diener besorgen."
Wächterchen schwieg geraume Zeit, und Sycho beobachtete ihn. Sie gab sich Mühe, die Furcht zu verbergen, die von ihr Besitz ergriffen hatte, und sie fragte sich verzweifelt, ob sie und Lucius für Belice tatsächlich so unwichtig waren, daß Belice nicht einmal versuchen würde, ihre Leibeigenen durch einen kurzen Funkimpuls zu retten. Sie riskierte doch nichts dabei. Oder doch?
Sycho mußte plötzlich an die erste Frage denken, die Wächterchen ihr gestellt hatte. Er hatte von ihr wissen wollen, ob Belice den Befehlenden Kode beherrschte. Sycho wußte nicht, was der Befehlende Kode war, aber er bedeutete den Robotern offenbar sehr viel.
Das Schweigen hielt immer noch an, und sie hatte Angst. Irgendein Gefühl sagte ihr, daß Wächterchen mit den anderen Klong sprach und daß gerade in diesem Augenblick eine Entscheidung fiel, die sie und Lucius die Existenz kosten konnte. Die Angst aber half ihrer Phantasie auf die Sprünge.
„Du fragtest vorhin nach dem Befehlenden Kode", wandte sie sich an Wächterchen. „Ist das etwas, das euch zwingen wurde, meiner Herrin zu dienen?"
Einen schrecklichen Augenblick lang dachte sie, daß der Roboter gar nicht mehr bereit war, ihr zuzuhören. Aber dann klang doch die bellende Stimme in ihrem Funkempfänger auf.
„Ja!" sagte Wächterchen.
„Dann kann ich dir eine logische Erklärung dafür liefern, daß unsere Herrin auf jeden Fall schweigen wird - und besonders dann, wenn ihr uns tötet. Sie sagte, daß ihr alles daransetzen werdet, ihr zu folgen, wenn ihr sie erst einmal als eure Herrin erkannt habt.
Ich nehme an, daß das richtig ist?"
„Wenn sie den Befehlenden Kode beherrscht, werden wir ihr folgen, wohin auch immer sie geht."
„Und sie will nicht, daß ihr das tut, solange sie nicht weiß, daß ihr in Ordnung seid. Sie hat große Aufgaben zu bewältigen, und wenn ihr gestört seid, würdet ihr sie nur behindern, anstatt sie zu unterstützen. Sie hat uns als ihre Beobachter hergeschickt.
Wenn ihr uns tötet, wird sie zu dem Schluß kommen, daß ihr für sie nicht von Nutzen sein könnt, und sie wird sich andere Helfer suchen."
Wieder schwieg Wächterchen eine Weile.
„Wir akzeptieren deine Argumente", verkündete er schließlich. „Da wir selbstverständlich nicht gestört sind, nehmen wir an, daß ihr euch nur für kurze Zeit in Klongheim aufhalten werdet."
„Wir werden uns bemühen, unsere Aufgabe als Beobachter so schnell wie möglich zu erfüllen", versicherte Sycho erleichtert.
Wächterchen zog seine Standbeine ein, das Schott öffnete sich, und der Roboter schwebte davon. Diesmal blieb das Schott offen, und Sycho begriff erst jetzt, daß der vermeintliche Ruheraum in Wirklichkeit eine Gefängniszelle für sie und ihren Partner hatte sein sollen. Fast wäre es auch der Ort gewesen, an dem sie beide ihre Existenz beendet hätten.
Sycho war so erleichtert, daß sie sich zu Lucius auf den Boden setzte.
„Sie hätte wenigstens einen Piepser von sich geben können!" sagte sie.
„Sei froh, daß sie es nicht getan hat", erwiderte Lucius trocken. „Das hätte nämlich deine Argumente zum Platzen gebracht. Komm jetzt, wir wollen uns gründlich bei diesen Klong umsehen. Je schneller wir arbeiten, desto früher haben wir es hinter uns."
Sycho sah ihn verwundert von der Seite an. Ihr schien es so, als hätte in seiner Stimme ein so hohes Maß an Gefühlen mitgeklungen, wie sie es ihm gar nicht zugetraut hätte. Er bemerkte ihren Blick und versuchte ein schwaches Lächeln.
„Ich fürchte, ich habe auch einen Konstruktionsfehler", murmelte er. „Ich hatte nämlich Angst um mein Leben."
Es war das erstemal, daß er es so nannte - „mein Leben". Bis zu diesem Augenblick hatte er es stets nur Existenz genannt.
Sie verließen den kleinen Raum und begaben sich an ihre Arbeit, die im
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