1127 - Die Ewigen Diener
eintreten. Es reichte, wenn Belice versuchte, Kontakt zu ihren Dienern aufzunehmen und die Parsf dabei herausfanden, daß sie nichts über den Befehlenden Kode wußte - was immer das sein mochte. Gab es einen einfacheren Weg, die beiden Androiden zu töten, als sie einfach dem Vakuum zu überlassen?
Lucius sprang mit einem gewaltigen Satz von seinem Lager. Er hatte nie zuvor versucht, Sycho aufzuwecken, bevor sie auf natürliche Weise die Zeit der Regeneration beendete, und darum stellte er sich ungeschickt und grob an. Er merkte es erst, als sie aufschrie und nach ihm zu treten begann. Erschrocken ließ er sie los.
„Steh auf!" drängte er. „Wir müssen die Anzüge anlegen!"
Vielleicht begriff Sycho den Sinn dieser Forderung. Vielleicht gehorchte sie auch nur, weil sie noch nicht ganz wach war und nicht erkannte, daß ihr Partner es war, der versuchte, ihr Befehle zu erteilen. Jedenfalls steckte sie schneller in der sicheren Umhüllung als Lucius selbst.
„Was ist los?" fragte sie dann erst verwirrt.
„Wir sind in Gefahr", erklärte Lucius. „Wir dürfen nie wieder so leichtsinnig sein und die Raumanzüge ablegen, solange wir uns in der Gewalt der Roboter befinden."
Sie sah ihn forschend an.
„Du hast Angst", stellte sie fest. „Du fürchtest um dein Leben."
„Ich fürchte um unser beider Leben!" korrigierte er. „Ich will, daß wir hier lebend „wieder herauskommen."
„Wir können leider nur wenig dazu tun", stellte Sycho betrübt fest. „Wir müssen Belices Auftrag erfüllen, und das bedeutet, daß wir immer wieder mit den Robotern in Berührung kommen werden. Sie können uns jederzeit töten. Wir sind ihnen gegenüber völlig wehrlos.
Wir haben nicht einmal Waffen - und selbst wenn wir welche hätten, könnten wir gegen diese Millionen von Robotern nichts ausrichten."
„Wir könnten versuchen, zu fliehen."
„Und Belices Auftrag?" fragte Sycho erschrocken.
„Wer ist Belice?" fragte Lucius zurück. „Auf ihre Veranlassung hin sind wir entstanden, und sie konnte dafür sorgen, daß wir so wurden, wie sie uns haben wollte. Sie hatte Gelegenheit, das Ergebnis rechtzeitig zu kontrollieren. Du hattest von Anfang an Gefühle.
Wenn sie nicht gewollt hätte, daß es so ist, hatte sie dich damals vernichten und eine neue Sycho schaffen können. Aber sie hat dich gelassen, wie du bist. Findest du nicht, daß sie damit dir gegenüber eine Verantwortung übernommen hat? Ist es richtig, daß sie dich mit deiner Angst alleine läßt, daß sie nichts tut, um uns zu helfen?"
„Vielleicht kann sie es nicht."
„Sie muß es können. Sie hat große Macht, und du weißt das. Sie hätte uns niemals zu den Schatt-Armarong geschickt, wenn sie nicht gewußt hätte - und zwar mit absoluter Sicherheit - daß sie die Kontrolle über die Roboter übernehmen kann. Sie hat es eilig - und sie hat daher keine Zeit, Experimente zu unternehmen, deren Ausgang fraglich ist.
Sie beherrscht den Befehlenden Kode. Sie könnte jederzeit Kontakt zu den Robotern aufnehmen, und sie würde nicht das geringste Risiko dabei eingehen."
„Glaubst du, daß wir imstande sind, das wirklich zu beurteilen?"
Lucius sah seiner Partnerin in die Augen, und er las in ihnen dieselbe Angst, die auch ihn beherrschte, aber gleichzeitig eine Verwirrung, die er nicht ganz verstand.
„Glaubst du, daß sie klüger ist als wir?" fragte er zurück, und er war selbst erstaunt darüber, wie sanft seine Stimme klang.
„Ja!" flüsterte Sycho.
„Ich auch", sagte Lucius mit dieser Sanftheit, die ihm fremd war und die ein ihm unbekanntes, beunruhigendes Gefühl der Enge in seiner Kehle erzeugte. „Sie kennt Geheimnisse und Zusammenhänge, von denen wir nicht einmal ahnen, daß es sie gibt.
Sie ist auch imstande, das Verhalten dieser Roboter besser und schneller zu beurteilen, als es uns möglich ist. Darüber hinaus kann sie jederzeit das Virenimperium um Rat fragen. Wenn ich weiß, wie sie die Roboter trotz des Befehlenden Kodes, beziehungsweise gerade mit seiner Hilfe, jederzeit wieder loswerden kann - sollte sie es dann nicht auch wissen?"
„Ich glaube schon", flüsterte Sycho. „Aber vielleicht gibt es Umstände, die wir nicht kennen?"
„Nein", sagte Lucius leise. „In diesem Fall nicht. Die Roboter werden den Befehlenden Kode bedingungslos akzeptieren. Belice hat die Macht, diesen Befehlenden Kode anzuwenden. Ich will dir sagen, wie sie uns helfen könnte: Sie braucht nur diesen Kode, dann kann sie den Robotern befehlen, uns
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