1128 - Weltraumtitanen
eines Einflusses, der nicht natürlichen Ursprungs war.
Sie konnte nicht auf Anhieb erkennen, was es war. Sie trug den Klong und den Parsf auf, aufmerksam zu sein und auf alle Kleinigkeiten zu achten, die darauf hindeuteten, daß vor nicht allzu langer Zeit in diesem System energetische Tätigkeit stattgefunden hatte, die sich mit dem üblichen Wirken der Natur nicht in Einklang bringen ließ. Denn Energie mußte es gekostet haben, um die Veränderung zu bewerkstelligen, die die Abtrünnige zunächst nur erahnte, ohne zu wissen, was es war, das sich verändert hatte.
Einige ihrer Späher waren dem Erde-Mond-System inzwischen nahe genug gekommen, um detaillierte Beobachtungen anzustellen. Sie schilderten Terra und ihren Satelliten so, wie Vishna sie in Erinnerung hatte - aber von Menschen entblößt. Das war nicht verwunderlich. Sie hatte ihre Drohung damals, als sie das Viren-Imperium erbeutete, offen genug ausgesprochen. Eine Zeitlang war sie der Meinung gewesen, daß man sie nicht ernst nehmen würde, aber - die Umstände belehrten sie eines Besseren. Die Terraner hatten sich zurückgezogen, weil sie von vornherein einsahen, daß sie gegen eine Macht wie die abtrünnige Kosmokratin keine großen Erfolgschancen hatten. Sie waren klüger, als Vishna ihnen hatte zugestehen wollen.
Ein Grund mehr, sie zu Sklaven zu machen. Ihr Besitz würde sich auszahlen - wenn es an die große, die entscheidende Auseinandersetzung ging. Jene, bei der sich herausstellte, ob Vishna oder die Kosmokraten von nun an die Zone jenseits der Materiequellen beherrschen sollten.
Wohin aber waren die Terraner verschwunden? Eine nach Milliarden zählende Bevölkerung läßt sich nicht im Handumdrehen evakuieren. Ein Unternehmen solchen Maßstabs mußte Spuren hinterlassen haben. Auch nach diesen befahl Vishna ihren Spähern zu suchen. Inzwischen galt es, die Verteidiger, in Atem zu halten. Seit der katastrophalen Schlacht, in der die Terraner ihre hoffnungslose Unterlegenheit hatten erkennen müssen, waren fünfzehn Stunden vergangen - fünfzehn ruhige Stunden, die dem Gegner Gelegenheit gaben, sich zu sammeln, neue Positionen zu beziehen und seine Taktik zu modifizieren. Man durfte ihn nicht länger in Ruhe lassen. Vishna trug ihren Streitkräften auf, einen „Krieg der Nadelstiche" zu inszenieren. Großaktionen waren zu unterlassen, aber kleine und schnelle Stoßtruppunternehmen waren zu fliegen, wo immer sich die Möglichkeit dazu bot.
Inmitten der Vorbereitungen traf eine Meldung von Parsfon an Bord des kleinen Raumschiffs ein. Auf Parsfon wie auch auf Klongheim waren seit dem Auftauchen aus dem Hyperraum zahlreiche Meßstationen damit beschäftigt, die nichtthermische elektromagnetische Strahlung der Planeten des Solsystems zu registrieren und zu analysieren. Nichtthermische Strahlung, hauptsächlich im Bereich niederer Frequenzen, ist ein typisches Abfallprodukt hochentwickelter Technik. Die Analyse sollte Vishna mit zusätzlichen Informationen über die Aktivität der Terraner in ihrem heimatlichen Sonnensystem versorgen. Man hatte mehrere Strahlungsquellen identifiziert; die intensivste darunter war ohne Zweifel Terra selbst.
Die Meldung von Parsfon besagte, daß Terra plötzlich aufgehört habe zu strahlen. Das an sich war nicht verwunderlich: Jeder von der Erde ausgehende Funkverkehr mußte aufgehört haben, nachdem die terranische Bevölkerung evakuiert worden war. Erstaunlich war lediglich der abrupte Abbruch aller Kommunikation. Bis zum letzten Augenblick war eine konstante und nachgerade hektische Funktätigkeit aufrechterhalten worden, und dann, eine Sekunde später: nichts mehr. Aber auch dafür würde sich wahrscheinlich eine Erklärung finden lassen. Was Vishna erregte, war etwas ganz anderes.
Die Parsfon-Station, von der die Meldung kam, war zur Zeit zwei Lichttage von der Erde entfernt. (Es war also erst zwei Tage her, daß die Terraner ihre Evakuierung abgeschlossen hatten, aber das war eine Feststellung, die nur am Rande vermerkt zu werden brauchte.) Interessant war die Richtung, aus der der letzte Rest nichtthermischer Strahlung kam. Aus Parsfon hatte man die Bewegung Terras zwei Tage weit zurück gerechnet. Es bestand eine krasse Diskrepanz zwischen der berechneten Position der Erde und dem Punkt, von dem die letzten niederfrequenten Signale gekommen waren.
Eine Differenz von etlichen hundert Millionen Kilometern!
Vishna vergaß, was sie sonst noch im Sinn gehabt hatte. Alle Meßstationen auf Klongheim und
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