1128 - Weltraumtitanen
daß die Psioniker auf einen Nervenzusammenbruch hinsteuern", sagte sie mit mehr Entschlossenheit, als sie sich noch vor wenigen Minuten zugetraut hatte. „Die Ungewißheit schlägt sich ihnen auf die Gemüter.
Sie wissen nicht, ob ihre Anstrengung überhaupt noch Sinn hat."
Von Stronker Keens kantigem Gesicht verschwand das höfliche Lächeln, das er aufgesetzt hatte, weil es die Konvention erforderte. Er sah plötzlich um einige Jahre älter aus.
„Ich weiß es", sagte er nickend. „Was, meinst du, sollte ich tun?"
„Ich frage mich, ob es besser wäre, wenn der PSI-TRUST die Nachrichten, die die Tsunamis von draußen hereinbringen, nicht erführe."
Stronkers Gesicht blieb unbeweglich.
„Dieser Gedanke kommt jedem", sagte er. „Dem Ersten Terraner, den Hanse-Sprechern, dir - und mir. Die Tatsache ist, daß wir in einer freien Gesellschaft leben. Jeder hat das Recht, sich zu informieren, so gut er kann. Wie soll ich eine Informationssperre über den PSI-TRUST verhängen? Ich hätte eine Minute später ein Dutzend Anwälte der Menschenrechts-Liga, des Vereins für Informationsfreiheit, der humanistischen Mission und sonstiger Klubs auf dem Hals. Und weißt du was? Wenn sie den Fall zu Gericht brächten, müßten sie gewinnen!"
Ein Zug der Bitterkeit erschien auf Velias Gesicht.
„Also gehen wir zugrunde, weil wir nicht willens sind, vorübergehend auf eines unserer Grundrechte zu verzichten?" fragte sie.
Stronker hob die Schultern. „Vorläufig", sagte er, „reden wir vom Nervenzusammenbruch der Psioniker, nicht vom Untergang der Menschheit. Aber selbst wenn es um das ultimate Schicksal ginge ... nun, ich fürchte, du hast recht. Wir lassen uns eher umbringen, als daß wir auf ein Grundrecht verzichten."
Velia war mit ihrer Beherrschung am Ende.
„Ist das vernünftig?" rief sie zornig.
Stronker schüttelte den Kopf. Die großen Augen blickten traurig.
„Nein, das ist es nicht", sagte er. „Das einzig Positive, das man über diese Haltung sagen kann, ist: Sie ist es, die die Menschheit groß gemacht hat. Ohne eine solche Einstellung wären wir längst jemandes Sklaven."
*
Inzwischen verfolgte Vishna ihre Pläne.
Die Aussendung von Kundschaftern war ihr vom Viren-Imperium angeraten worden. Zu wenig war über das Sonnensystem der Terraner bekannt. Der Vorstoß der beiden Fahrzeuge, die sich vorübergehend in ein anderes Universum versetzen konnten, hatte auch dem großen Computerkomplex zu denken gegeben. Wer mochte wissen, welche unerwarteten Möglichkeiten der Verteidigung der Gegner sonst noch auf Lager hatte?
Außerdem erforderte das Manöver, mit dem der Planet Terra aus dem System entfernt werden sollte, ein gewisses Maß an Präzision. Es wurden Daten gebraucht, die zuverlässiger waren, als sie von der derzeitigen Position Parsfons und Klongheims aus ermittelt werden konnten.
Vishna hatte den Kontrolleinheiten der Klong und der Parsf den Auftrag gegeben, Erkunder auszusenden. Daraufhin hatten Klongheim und Parsfons sich aufzulösen begonnen. So sah es zumindest nach außen hin aus. In Wirklichkeit verloren sie nur einen winzigen Bruchteil ihrer Substanz. Den Terranern mochten die Fragmente, die sich aus den beiden Gigantgebilden lösten, riesig erscheinen. In Wirklichkeit büßten Parsfon und Klongheim nur Tausendstelprozente ihres Gesamtumfangs ein, während sich zur gleichen Zeit das Innere des gegnerischen Sonnensystems mit Tausenden von Bruchstücken füllte, von denen jedes wiederum Tausende von Klong oder Parsf an Bord hatte.
Die Fragmente der Parsf kamen von den Zacken und Spitzen, die aus der Parsfon-Kugel hervorragten. Die Kugel selbst blieb intakt. Sie eignete sich nicht zur Absonderung von Bruchteilen, die als selbständige Raumfahrzeuge zu operieren vermochten. In dieser Hinsicht war das Gitterwerk Klongheims flexibler. Jeder beliebige Teil konnte abgetrennt werden - solange er wenigstens eine Kontrolleinheit in sich barg - und stellte danach ein voll einsatzfähiges Raumschiff dar.
Die ersten Beobachtungsergebnisse, die ihr die Klong und Parsf lieferten, machten Vishna stutzig. Aus ihren Daseinsphasen als Srimavo und Gesil waren ihr Dinge in Erinnerung - nicht beiläufig und oberflächlich, sondern quantitativ und deutlich in ihrem Bewußtsein verankert -, die sie mit dem, was sie sah, nicht in Einklang bringen konnte.
Etwas hatte sich verändert, seit sie zum letzten Mal hier gewesen war - nicht allmählich und im Rhythmus der Natur, sondern abrupt, aufgrund
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