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1129 - Das Blutmesser

1129 - Das Blutmesser

Titel: 1129 - Das Blutmesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beeindruckt. Hier gab es die Freiheit, die Großzügigkeit, und alles war zum Süden hin ausgerichtet. Zwar gab es rechts von mir an der Nordseite auch zwei Fenster, die hatte ich schon von außen gesehen, aber das große breite Dreieck im Süden ließ einen weiten Blick auf die Gegend zu, und jetzt bekam ich bestätigt, daß Michelle untertrieben hatte. Ihr Atelier war schon etwas Besonderes. Zumindest was die Größe anging, denn es bestand nur aus einem Raum, in dem gearbeitet, geschlafen, gelesen, gekocht, ferngesehen und auch Musik gehört werden konnte.
    »Alle Achtung«, sagte ich.
    Etwas verlegen stand Michelle neben mir. »Ja, ich habe mir schon Mühe gegeben.«
    »Das ist wunderbar.«
    »Schön, daß es Ihnen gefällt.« Sie zog ihren Mantel aus und hängte ihn an einen Garderobenständer. Als sie mir die Lederjacke abnehmen wollte, schüttelte ich den Kopf. »Nein, lassen Sie mal, ich behalte sie an.«
    »Wollen Sie denn sofort wieder gehen?«
    »Das nicht.«
    »Ich werde uns etwas zu essen machen. So lange müssen Sie bleiben, John. Außerdem möchte ich mich umziehen. Ich weiß auch nicht, warum ich dieses Kostüm angezogen habe. Bin gleich wieder da.« Sie lief mit schnellen Schritten die Treppe hinab, so daß ich Zeit fand, mich im Atelier näher umzuschauen.
    Hier hingen oder standen Michelles Bilder. Ich ging einfach davon aus, daß sie es waren. Sie war eine konkrete Malerin, aber die Bilder wirkten trotzdem ein wenig verfremdet. Vielleicht auch stimmungsvoll, denn sie hatte es geschafft, immer wieder ein herbstliches Flair zu schaffen. Über allen Motiven schwebte sanfter Nebel oder Dunst. Sei es nun eine Wiese, eine Allee, bei der die Bäume wie vom Nebel umwickelt wirkten, wobei die Perspektive nicht verlorengegangen war und sich die Allee im Nirgendwo verlief.
    Auch die Stadtbilder waren mit einem graublauen, hauchfeinen Dunst übermalt. Am besten gefiel mir das größte Bild. Es hing nicht an der Wand, sondern stand auf dem Boden. Es zeigte eine Szene der Stadt Venedig. Ich sah den Kanal, die etwas morbiden Haus wände rechts und links, eine Gondel, in der die beiden Gäste und der Gondoliere nur schwach zu sehen waren, weil eben durch den Kanal wieder Nebel floß und alles umfangen hielt.
    Ich trat näher an das Bild heran. Nicht nur, weil es mich vom Motiv her interessierte, es gab auch noch einen anderen Grund. Ich glaubte auch, eine dritte Person dort gesehen zu haben, die nicht in der Gondel saß, sondern auf einer der zahlreichen gebogenen Brücken stand und dem Betrachter das Gesicht zugedreht hatte.
    Nein, ich hatte mich nicht geirrt. Diese Gestalt trug eine rötlich schimmernde Kutte und auf dem Kopf diese Mütze, die wie eine Schultüte aussah und sich farblich mit dem Nebel deckte. Nur durch ihren leichten Glanz war sie besser zu erkennen.
    Die Person besaß ein graues Gesicht, und sie hielt tatsächlich einen Gegenstand in der Hand, wie ihn mir Michelle beschrieben hatte. Es war die Lanze mit dem Knauf an ihrem Ende.
    Das wunderte mich. Ich fragte mich sofort, wie Michelle vor einer Person Angst haben konnte, die sie selbst gemalt hatte. Überhaupt kam mir ihr Verhalten sehr rätselhaft vor. Sie war anders geworden, seit wir ihr Haus betreten hatten. Aufgekratzter, nicht mehr nachdenklich, traurig oder gar ängstlich.
    Ich ließ das Bild stehen, nahm meine kleine Wanderung wieder auf und betrachtete nun Michelles andere Werke, ob sie nun auf dem Boden standen oder an den Wänden hingen.
    Auf jedem Bild entdeckte ich das gleiche Motiv. Immer wieder war eine dieser ungewöhnlichen Gestalten zu sehen. Entweder hielt sie sich im Hintergrund auf oder stand mal an der Seite und dann wieder mehr in den Vordergrund geschoben. Das war schon mehr als ungewöhnlich. Da hätte Michelle keine Angst zu haben brauchen, wenn sie die Verfolger selbst gezeichnet hatte.
    Ich würde sie auf jeden Fall darauf ansprechen, und ich glaubte auch, daß sie mir nicht alles gesagt hatte. Ein Geheimnis umgab sie.
    Ich hörte ihre Schritte. Sehr schnell kam sie wieder die Stufen der Treppe hoch. Rasch trat ich von den Bildern weg und baute mich in der Mitte des Ateliers auf. Die große Staffelei war mir ebenfalls ins Auge gefallen, aber sie zeigte nur eine weiße Fläche. Michelle hatte noch nicht damit begonnen, neu zu malen.
    Sie war nicht die erste Künstlerin, mit der ich es zu tun bekam. Schon öfter war ich ihnen über den Weg gelaufen und sie mir. Da brauchte ich nur an Jessica Long zu denken, in die ich

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