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1129 - Der befehlende Kode

Titel: 1129 - Der befehlende Kode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Aussprache, in der ihnen das Unzulässige ihres Verhaltens deutlich gemacht wurde.
    Ihr Piratenstreich, der mit Leichtigkeit zu schwerwiegenden Komplikationen hätte führen können, wenn die Klong und Parsf sich nicht so klug verhalten hätten, war ohne Zweifel strafwürdig. Aber wo hätte sich einer gefunden, der bereit war, zwei junge, geistesgestörte Frauen anzuklagen. Nicht einmal der Sicherheitsbeamte, den Ruda niedergeschlagen hatte, war willens, die Angelegenheit zu verfolgen.
    Es war Reginald Bull, der bei der Aussprache das Wort führte. Er schlug seinen verbindlichsten, freundlichsten, väterlichsten Tonfall an und brachte es soweit, daß die beiden zerknirschten Frauen in Tränen ausbrachen. Julian Tifflor, der hauptsächlich als Beobachter fungierte, zweifelte jedoch an der Echtheit ihrer Emotionen. Ruda und Paoli, glaubte er, empfanden keinerlei Schuldgefühl. Oh, sie würden nicht mehr auf eigene Faust versuchen, die gefangenen Roboter zu befreien, aber daß sie wirklich etwas Schlimmes, etwas Böses getan hätten, das wollte ihnen nicht aufgehen. Ihr Verhalten wurde durch einen psionischen Einfluß bestimmt, der sich als Folge der Katastrophe von Shisha Rorvic in ihrem Bewußtsein angesiedelt hatte und über den sie keine Kontrolle besaßen.
    Zu der Aussprache waren auch die beiden übrigen Mitglieder der Vierergruppe hinzugezogen worden, Sidne Laventhol und Tschak Dimitr. Bull wollte ihnen ins Gewissen reden, bevor sie auf dieselben verschrobenen Gedanken kamen wie Ruda und Paoli.
    Sidne war ein kleiner, schmächtiger Mensch mit wieselflinken, schwarzen Augen, die seinem Gesicht etwas ungemein Pfiffig-Schlaues verliehen. Tschak Dimitr dagegen war etwas über mittelgroß, knochig und hager, hatte das schmutzigblonde Haar so kurz geschnitten, daß die abstehende Tendenz der großen Ohren deutlicher als notwendig in Erscheinung trat, und begegnete der Welt mit einem permanent mißtrauischen Gesichtsausdruck, als zweifle er an ihrem Verstand.
    Wie Reginald Bulls väterliche Gardinenpredigt auf Tschak und Sidne wirkte, ließ sich nicht ohne weiteres erkennen. Sie erhoben keinen Einwand, als sie gebeten wurden, ebenso wie Ruda und Paoli an einer Serie von Befragungen der gefangenen Roboter teilzunehmen.
    Zum Abschluß des Gesprächs machte Bull eine Bemerkung, die Julian zu denken gab.
    Er sagte: „Es wird sich über kurz oder lang nicht vermeiden lassen, daß wir den Parsf und den Klong die Freiheit wiedergeben und ihnen erlauben, nach Parsfon und Klongheim zurückzukehren. Bis dahin wollen wir so viele Informationen wie möglich sammeln."
    Er machte diese Aussage mit einem freundlichen Lächeln in Richtung der beiden Frauen. Die Worte dienten scheinbar nur dem Zweck, Paoli und Ruda, die sich um das Wohl der Roboter sorgten, zu beruhigen. Aber Julian kannte seinen Freund Reginald besser. Bully war kein Diplomat. Er log nicht, um zu besänftigen. Er meinte es ernst. Er würde die Klong und Parsf freilassen!
    Er hatte einen Plan. Julian wußte aufgrund langjähriger Erfahrung, daß es zwecklos war, ihn in diesem Augenblick danach zu fragen. Bully verriet nichts von dem, was sich drei Zentimeter unter dem rostroten Bürstenschnitt abspielte, solange es nicht ausgegoren war.
     
    *
     
    Die Verhöre der Robot-Gefangenen verliefen überaus zufriedenstellend. Klong und Parsf reagierten auf die Anwesenheit der Psioniker von Shisha Rorvic, als hätten sie ehrfurchtheischende Majestäten vor sich. Soweit man es erkennen konnte, verschwiegen sie nichts, und ihre Aussagen entsprachen der Wahrheit, wie sich aus zahlreichen Kreuzkorrelationen zweifelsfrei ergab. Das atemberaubende Schicksal einer uralten Robotzivilisation entfaltete sich vor den Augen und Ohren der Zuhörer.
    Klong und Parsf gehörten ursprünglich zur Zehn-Völker-Familie der Schatt-Armarong.
    Die Schatt-Armarong waren samt und sonders Roboter, in fernster Vergangenheit erschaffen von einer hochentwickelten Kultur, über deren Träger man weiter nichts mehr wußte, als daß sie „die Herren" genannt wurden. Die Herren waren offenbar eines schönen Tages spurlos verschwunden, und seitdem betrachteten es die Schatt-Armarong als ihre heilige Aufgabe, auf ihre Rückkehr zu warten.
    Über eine Zeitspanne hinweg, die wahrscheinlich nach etlichen Millionen Standardjahren zählte, war es unter den zehn Robotvölkern zu Unruhen und Unregelmäßigkeiten gekommen, für die in erster Linie die Klong und die Parsf verantwortlich zeichneten. Die Schatt-Armarong

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