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1129 - Der befehlende Kode

Titel: 1129 - Der befehlende Kode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sollte, woraus es bestand und wo genau es gelandet war?"
    „Dasselbe", bestätigte Geoffry. „Ich habe versucht, das Phänomen der Vakuum-Blitzentladung zu analysieren, soweit sie von meinen Geräten aufgezeichnet wurde. Viel war es nicht, was mir an Daten zur Verfügung stand, aber ich konnte doch einige Rückschlüsse auf die Waffe ziehen, die beim Durchbruch durch den Zeitdamm eingesetzt wurde. Sie funktioniert nach demselben Prinzip. Erspar mir lange technische Erklärungen.
    Ich bastelte mir ein Modell zusammen und rechnete noch einmal den Vorgang durch, in dessen Verlauf das ,Ding’ auf der Erde landete. Der Prozeß selbst ist mir noch ebenso unklar wie zuvor. Aber das Objekt weist ein gewisses Charakteristikum auf, das zu denken gibt. Alles unter der Voraussetzung, daß mein Modell richtig ist."
    Er schwieg und sah Julian herausfordernd an.
    „Jetzt soll ich raten?" erkundigte sich Julian.
    „Blödsinn. Du kämst doch nie darauf. Unser Ding stammt aus der Zukunft. Gewisse Aspekte des Transportvorgangs lassen sich nur so erklären, daß das Ding aus dem oberen Quadranten des Einstein-Diagramms herab zu uns kam. Es handelt sich um eine klare Verletzung der Kausalität."
    Julian musterte ihn erwartungsvoll. Aber Geoffry war offenbar mit seiner Darstellung am Ende.
    „Was soll ich damit anfangen?" fragte der Erste Terraner enttäuscht.
    „Nichts. Daß das Objekt aus der Zukunft zu uns kam, ist ein Aspekt, der nur die Wissenschaft interessiert. Aber daß es überhaupt kam, müßte einen Strategen wie dich in den Zustand des Deliriums versetzen."
    Julian starrte vor sich hin. Ein paar Sekunden später schüttelte er ratlos den Kopf.
    „Hilf mir zu delirieren", bat er. „Der Anlaß zu ekstatischer Freude entgeht mir."
    „Nehmen wir einmal an, das Ding kommt von niemand anderem als von Vishna", rief Geoffry. „Warum legt sie es auf die Erde? Damit sie uns vernichten kann. Aber warum - sie hat uns mit Klongheim und Parsfon und dem Vakuum-Blitzer ohnehin schon am Kanthaken?"
    „Warum?" echote Julian. „Entweder, weil Vishna doch nichts damit zu tun hat oder weil sie für den Fall eines Fehlschlags mit den Robotern noch einen anderen Trumpf im Ärmel hat."
    Geoffry sah ihn entgeistert an.
    „Das ... das wußtest du die ganze Zeit über schon?" hauchte er fassungslos.
    „Ich wußte es nicht, ich ahnte es. Vishna ist bestimmt clever genug, um nicht nur auf einen einzigen Schlachtplan zu bauen. Sie läßt sich stets eine Hintertür offen."
    Er lachte laut auf, als er Geoffrys verzweifelten Gesichtsausdruck bemerkte. Er schlug dem Freund auf die Schulter und meinte: „Mach dir nichts draus, Geoffry. Die Welt weiß schon seit langem, daß das Denken der Wissenschaftler meistens nur auf Umwegen zum Ziel führt."
    „Wozu bin ich überhaupt noch gut?" jammerte Geoffry in gespielter Niedergeschlagenheit.
    „Oh, das will ich dir gerne sagen", antwortete Julian. „Geh hin und finde das Ding und stelle fest, ob es wirklich von Vishna stammt."
     
    *
     
    Kurz nach Mittag hatte Reginald Bull sich in die Abgeschiedenheit seines Privatquartiers zurückgezogen und Anweisung hinterlassen, daß er nur im Krisenfall gestört werden dürfe. Er brauchte ein paar Stunden nicht der Ruhe, wohl aber der Konzentration. Der Entschluß, den er zu fassen gedachte, wollte gut überlegt sein.
    Er zapfte sich einen Becher seines Lieblingsgetränks und machte es sich im großen Gliedersessel des Aufenthaltsraumes bequem. Den großen Bildempfänger, der die Funktion eines Fensters versah, schaltete er auf, und die Beleuchtung, die sich daraufhin selbsttätig aktivierte, dämpfte er auf ein Minimum. Er ließ sich Zeit. Die Gedanken, die ihn während der letzten Stunde bewegt hatten, wollten erst zur Ruhe kommen. Er besaß Erfahrung in der Kunst des Sich-Entspannens. Nach zwanzig Minuten erreichte er einen Zustand innerer Ausgeglichenheit, der ihn in die Lage versetzte, sich unabgelenkt auf das vor ihm liegende Problem zu konzentrieren.
    Du wirst also den Verstand verlieren, eröffnete er das Zweigespräch mit sich selbst. Es bleibt dir nichts anderes übrig. Die Lage ist so verfahren wie noch nie, und drastische Situationen erfordern drastische Maßnahmen. Es ließ sich nicht mehr genau erkennen, an welchem Punkt die Serie der Ereignisse begonnen hatte, die schließlich in der augenblicklichen Katastrophe endete. Seitdem die Menschheit in die Domäne der kosmischen Kräfte eingedrungen war, hatte eins ins andere gegriffen.

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