113 - Die Vampireule
eifrig damit beschäftigt gewesen sind, ein neues Tor zu errichten."
„Der Ys-Spiegel", flüsterte Cosimo. „Die Kraft des Ys-Spiegels hat Störungen in der anderen Existenzebene hervorgerufen. Sie haben den Spiegel zu oft eingesetzt, Hu… Gerade noch rechtzeitig verschluckte er meinen Namen. „Auf der Welt der Janusköpfe muß es durch den Einsatz des Spiegels zu Katastrophen gekommen sein. Außerdem ist Vago, der als Kontrolleur zur Erde kam, verschollen. Den Janusköpfen muß es bereits gelungen sein, ein neues Tor zu unserer Welt zu errichten."
Das war eine böse Nachricht. Ich konnte nur hoffen, daß sich Cosimo täuschte. „Wir hätten etwas davon bemerkt, wenn die Janusköpfe ein Tor errichtet hätten."
„Zwei Wächter sind auf der Erde eingetroffen."
„Sind Sie da ganz sicher, Cosimo?"
„Ganz sicher", sagte der Dämon. „Das hat mir Olivaro in seiner Botschaft mitgeteilt. Diese beiden Wächter sollen Olivaro zurück in ihre Welt bringen. Er soll dort endlich seinen Bericht erstatten." „Das ist allerdings böse", brummte ich.
„Das kann man wohl sagen", Stimmte Cosimo mir bei. „Dazu kommt noch, daß die Janusköpfe Olivaro so manipulieren können, daß er ganz in ihrem Sinn handelt."
Wir wußten, daß Olivaros Artgenossen etwas von ihm hatten, mit dem sie ihn gewaltsam formen konnten. Bis jetzt hatten sie es nicht getan, denn sie hatten gehofft, er würde durch seinen Aufenthalt auf der Erde geläutert werden. Doch diese Hoffnung hatte sich nicht erfüllt. Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, wie ungehalten sie über Olivaros Benehmen waren.
„Erzählen Sie weiter, Cosimo!" bat ich.
„Olivaro hatte keine andere Wahl. Er mußte dem Ruf seiner Artgenossen folgen. Er weiß auch, daß Luguri hinter ihm her ist. Deshalb kam ich heimlich nach Irland. Wie Ihnen sagte er mir, daß ich zum Lough Derg kommen sollte. Irgendwie mußte es aber Lackeen und ihrer Eule gelungen sein, mich zu entdecken. Wie sie das geschafft haben, kann ich mir zwar nicht erklären, aber es ist geschehen. Olivaro wird mir Hinweise geben, wo er sich versteckt. Wir sollen dann so rasch als möglich hineilen."
„Und Sie haben keinerlei Ahnung, wo er sich versteckt hat?"
„Nein, leider nicht."
„Was haben Sie Lackeen alles erzählt, Cosimo?"
„Sie marterten mich", flüsterte er. „Der magische Kegel schien plötzlich aus Feuer zu bestehen, und ich glaubte zu verbrennen. Ich habe ihr nur gesagt, daß ich hier auf einen Boten warten soll. Mir blieb keine andere Wahl. Ich mußte das verraten, sonst hätte mich die Vampirin mit Hilfe ihrer verdammten Eule getötet."
Also hatten wir es letztlich Cosimo zu verdanken, daß wir in die Falle gelaufen waren. Aber ich konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen. Aus eigener Erfahrung wußte ich, wie schmerzhaft so ein magisches Feuer sein konnte.
„Und wo steckt die Vampirin jetzt?" fragte ich.
„Keine Ahnung", antwortete Cosimo. „Ich habe sie den ganzen Tag nicht gesehen. Die Eule kam alle paar Stunden und sah nach mir. Vielleicht ist Lackeen zu Luguri gegangen, um ihm Bericht zu erstatten."
Die Augen der Eule flackerten plötzlich stärker; und der Kegel, in dem wir uns befanden, drehte sich rasend schnell um die eigene Achse.
Eine Tür wurde geöffnet, und ein junges Mädchen betrat den Raum. Ihre Bewegungen waren ruckartig, völlig unharmonisch. Wie in Trance durchschritt sie den Raum.
„Eines von Lackeens Opfer", sagte Coco.
„Das Mädchen habe ich gestern bei den Tinkers gesehen", stellte Cosimo fest.
Das Mädchen war zu einer Untoten geworden, zu einem Geschöpf, das nur während der Nacht zu kurzem Leben erwachte. Es trug ein tiefausgeschnittenes Kleid, das ihren hübschen Körper betonte. Ihre Haut war unnatürlich blaß, fast durchscheinend.
Sie öffnete eine weitere Tür. Für einen Augenblick schien ihre Gestalt durchscheinend zu werden, dann schloß sich die Tür, und das Mädchen war nicht mehr zu sehen.
„Merkwürdig", sagte ich mehr zu mir selbst. „Die meisten Vampirinnen bevorzugen hübsche junge Männer. Diese Lackeen scheint eine Schwäche für junge Mädchen zu haben."
„Richtig", sagte Cosimo bestätigend. „Das ist allgemein bekannt. Lackeen ist äußerst wählerisch.
Bei einer besonders hübschen Frau kann sie sich kaum zurückhalten."
Und plötzlich entstand in meinem Hirn ein Plan. Je länger ich darüber nachdachte, um so besser erschien er mir.
Die Bluteule krächzte laut und schlug erregt mit den Flügeln um sich.
„Lackeen
Weitere Kostenlose Bücher